Die sich schon zu Beginn der derzeitigen Fußball-Bundesliga-Saison abzeichnende Entwicklung hat sich verfestigt. Ihre Auswirkungen offenbaren eine begrenzte Spannung für den restlichen Verlauf der Saison, die sich ausschließlich auf die Plätze für die Europäischen Wettbewerbe und den Abstieg konzentriert, die Meisterschaft ist, wie schon mal prognostiziert, an den FC Bayern München so gut wie vergeben. Daraus ergibt sich in der Liga eine Drei-Klassen-Gesellschaft mit den erschreckend unangefochtenen Bayern in Klasse 1, darunter, weit darunter, die Mannschaften von Dortmund, Wolfsburg, Leverkusen, Schalke, Köln und dem nach anfänglichen Schwächen wieder erstarkenden Mönchengladbach, die um Champions-League- und Europa-League-Plätze streiten werden. Köln wird die Verträglichkeit der ungewohnten Höhenluft unter Beweis stellen müssen. Schalke profitiert im Moment noch allein von den fußballerischen Geniestreichen ihres Stürmers Leroy Sané und wird Zielstrebigkeit und Einfallsreichtum in den Angriffsversuchen verbessern und vor allem auch die Abwehr stabilisieren müssen, um weiterhin oben mitmischen zu können. Der Rest der Mannschaften in Klasse 3 vegetiert im Niemandsland der Liga oder kämpft gegen den Abstieg.
FC Bayern München hat bei seinem Champions-League-Spiel bei Arsenal London erkennen müssen, das ein vom Trainer Guardiola fast als ausschließliches Primärziel postulierter Ballbesitz, der Werte von 70 % und mehr erreicht, und eine z.B. dreifach höhere Passquote als der Gegner sehr trügerisch sein können und nicht unbedingt einen Erfolg garantieren. Man muss sich fragen, warum reichen Arsenal London die restlichen, fast schon kümmerlichen Prozentwerte, um dennoch so ein Spiel zu gewinnen und zusätzlich noch eine ganze Reihe von hochkarätigen Chancen herauszuspielen? Liegt das an der nicht immer sattelfesten Abwehr der Bayern, weil ihre Leistung für die Bundesliga allemal ausreicht, also dort eine Unterforderung an der Tagesordnung ist? Und kommt dazu das zu sehr aus Passfolge ausgerichtete Spiel im Mittelfeld und zu geringe Kreativität im Spiel in die Tiefe, in den gegnerischen Strafraum, das in Bundesliga wiederum ausreicht, aber eben nicht auf internationaler Ebene? Wie man sich auf das Spiel der Bayern einzustellen hat, ist ja kein Geheimnis mehr, nämlich mehr oder weniger Freigabe des Mittelfeldes, konzentrierte Abwehrarbeit mit zwei Viererketten, bestmögliche Verengung der Räume im Strafraum und dann bei eigener Balleroberung blitzschnelle Konter anbringen. Analogien zu den Spielen der Nationalmannschaft sind unverkennbar. Erschreckend zudem, hüben wie drüben, die Einfallslosigkeit bei Standards wie Eckbällen und Freistößen.
Und wenn Weltklassetorwart Manuel Neuer eine Schwäche hat, dann besteht die im Herauslaufen, beim Abfangen von langen Flanken. Das ist auch in der Bundesliga hin und wieder zu beobachten, hat dort aber aus bekannten Gründen keine negativen Auswirkungen und findet deshalb wenig Beachtung. In London trat dieser Makel auf tragische, weil ergebnisprägende Weise zu Tage und hat seine vorherige grandiose Leistung konterkariert.
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