Beim Ökostrom ist es fast wie bei einer guten Freundin: Sie ist lieb und teuer, doch wird sie zu teuer, dann liebt man sie nicht mehr. Sonne und Wind schicken angeblich keine Rechnung für die Energie, die sie spenden, so wurde es doch noch vor einigen Jahren von vielen Ökofreaks lautstark verkündet. Und so wurden unzählige “Windmühlen“ mit immer größeren Rotoren an Land und auf See installiert sowie Solarkollektoren auf Dächern und Feldern – quasi wie bei Unterglaskulturen – aufgestellt.
Japan und viele andere Staaten setzen weiter auf Kernkraft
Der Tsunami in Japan und seine verheerenden Folgen für die dortigen Atom-Reaktoren machten hierzulande schlagartig alle rationalen energiepolitischen Strategien zunichte. Die Emotionen waren so heftig, dass unter der Führung der Bundeskanzlerin “die Wende von der Wende von der Wende“ beschlossen wurde: Einige Kernkraftwerke wurden sofort vom Netz genommen, die restlichen werden bis zum Jahre 2022 stillgelegt. Ganz nach der Devise “Wir schaffen das!“ steuern seitdem Angela Merkel und ihre Regierung mit Volldampf auf einem tiefgrünen Kurs der Energieproduktion. Die nächsten Dekarbonisierungsetappen sind bereits vorprogrammiert, nämlich auch die Braunkohle- und Steinkohle-Kraftwerke auslaufen zu lassen.
Einen Tsunami wie in Japan oder auch in anderen Regionen Asiens halten alle seriösen Experten für Europa und damit auch für Deutschland für völlig ausgeschlossen. Deshalb setzen die europäischen Nachbarn von England bis Polen, von Ungarn bis Finnland – weiter auf die CO2-freie Kernenergie; deren Atommeiler, zum Teil von Russen oder Chinesen errichtet, sind auch nicht annähernd so wie Reaktoren “made in Germany“
Vernichtung von Milliarden-Vermögen
Zwar lassen sich über 3000 km deutsche Außengrenzen nicht gegen den Flüchtlingsstrom absichern, doch bei den Atomkraftwerken im benachbarten Ausland setzen viele Deutsche voller Naivität auf die Grenzen, die alle Gefahren für uns abhalten werden. Dass mit dem schnellen Abwracken der deutschen Meiler zig Milliarden Vermögen vernichtet wird, dass einst florierende Unternehmen fast in die Knie gezwungen werden, das alles wird von den energiepolitischen Wendehälsen einfach hingenommen.
Weiter steigende EEG-Umlage
Die totale Fehlsteuerung der deutschen Energiepolitik führt zu immer neuen Problemen, die zu Lasten der Unternehmen und vor allem auch der privaten Haushalte gehen. Strom wird nämlich immer teurer: Im nächsten Jahr wird die Umlage für die Ökostromförderung von heute 6,27 auf 6,35 Cent je Kilowattstunde steigen. Das wird ein neuer trauriger Rekord sein. 220 Euro zahlt der Durchschnittshaushalt für die fixe Vergütung, die die Lieferanten von Strom aus Wind, Sonne und Biogas nach dem Erneuerbaren Energiegesetz (EEG) als Subvention erhalten.
Insgesamt waren das 24, 5 Mrd. Euro, die im letzten Jahr von den deutschen Stromkunden dafür zu berappen waren. Denn die Vergütungen für die Ökostromlieferanten sind staatlich garantiert – ganz gleich ob der Wind – oder Sonnenstrom gebraucht wird oder nicht. Diese Milliarden stellen eine riesige Umverteilung dar, von der die zumeist sozial starken Investoren profitieren; dabei werden häufig genug zweistellige Renditen von gut verdienenden Ärzten, Steuerberatern, Freiberuflern, Bauern und anderen eingefahren. Je niedriger die Preise an der Strombörse notiert werden, um so höher wird die von allen zu zahlende EEG-Umlage.
Ausgehebelter Strommarkt
Mit Sozialer Marktwirtschaft hat das alles nichts mehr zu tun. Denn der Markt und Wettbewerb sind von den Wende-Politikern grandios ausgehebelt worden – zu Lasten breiter Schichten der Bevölkerung. Der Bundeswirtschaftsminister arbeitet derzeit zwar an einer Reform, die darauf abzielt, neue Ökostrom-Projekte vermehrt auszuschreiben, doch wird das wohl bestenfalls ein wenig bremsen.
Weitere Milliarden für Erdverkabelung
Vielmehr kommt ein weiterer Preisschub auf die Stromverbraucher zu. Denn Deutschland braucht neue Stromleitungen, um etwa Windstrom von der Nordsee nach Baden-Württemberg und Bayern zu transportieren. Gerade hat die Bundesregierung entschieden, dass bei den geplanten Hochspannungs-Gleichstrom-Leitungen wegen des Widerstandes einiger Bürgerinitiativen und einiger Landesregierungen die Leitungen unterirdisch verlegt werden und Vorrang vor Freileitungen erhalten sollen. Das wird besonders aufwändig, kostentreibend und technisch nicht sehr einfach. Zudem braucht die Erdverkabelung viel mehr Zeit bis zu Verlegung der Leitungen. Geplant hatten die Wendepolitiker ursprünglich bis etwa 2023, jetzt geht man von einer Installation im Jahre 2027 aus. Die Schätzungen der Mehrkosten für diese Erdverkabelung für die Trassen “Südlink“ und “Südostlink“ reichen von 3 über 8 bis zu 12 Mrd. Euro. Auch diese Zeche muss von den Stromverbrauchern letztlich bezahlt werden.
Statt der Wende eine Halse mit Schriffbruch
Die große Freude an der Energiewende ist schon lange nicht mehr zu spüren. Die so angepriesene Umsteuerung auf die sanften Stromquellen stellt sich mehr und mehr als sehr raues Manöver mit ungewissem Ende dar. Denn Strom “made in Germany“ wird auf keinen Fall preiswerter und sicherer; ob er umweltverträglicher wird, muss auch noch abgewartet werden. Wenn nicht bald ganz energisch umgesteuert wird, droht die spontihaft eingeleitete Wende zu einer desaströsen Halse zu werden, zu einem Schiffbruch, der gravierende Folgen für die deutsche Volkswirtschaft haben könnte. Auf jeden Fall wird das “Wende-Modell Deutschland“ nicht die Blaupause für andere Länder, wie man es sich doch noch vor kurzem in Berliner Regierungsstuben vorgestellt hatte.
Bildquelle: Wikipedia, Armin Kübelbeck, CC BY-SA 3.0
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