Der Meister der Fußballbundesliga-Saison 2015/16 heißt - wen mag es überraschen - FC Bayern München. Zu diesem Schluss muss man nach noch nicht mal einem Viertel der Saisonspiele kommen, aus zwei Gründen.
- Die Bayern haben alle bisherigen acht Spiele mit einem Gesamt-Torverhältnis von 28:4 gewonnen, im Schnitt also 3,5 Tore pro Spiel erzielt und nur 0,5 Gegentore bekommen. Sie führen die Tabelle schon jetzt mit sieben Punkten Vorsprung an. Das allein würde vielleicht noch nicht unbedingt zu der Erkenntnis führen, dass der Titel im Grunde schon vergeben ist. Wenn man aber sieht, wie unglaublich souverän, unangefochten und mit welch unwiderstehlicher Torgefährlichkeit die Mannschaft ihre Spiele gewonnen hat, dann führt das zwangsläufig zur Vorahnung, dass der Rest der Saison in Langeweile versinken wird, zumindest was die Titelvergabe angeht. Mittelfeld und Sturm bieten Spiel für Spiel eine nahezu perfekte Vorstellung, wie ich sie von den Bayern seit Jahren nicht mehr erlebt habe, und die manchmal etwas holprige Abwehr kann davon ungeniert und erfolgreich profitieren.
- Weit und breit ist in der Bundesliga kein ernst zu nehmender Gegner in Sicht, ein Armutszeugnis der Liga, aber so ist es nun mal. Zwischen den Bayern auf dem 1. Platz und allen anderen Mannschaften liegen fußballerische Welten.
Die zu Beginn der Saison als potentielle Verfolger oder gar Konkurrenten gehandelten Vereine haben bislang entweder schwache Vorstellungen geboten, z.B. Wolfsburg, Leverkusen, Mönchengladbach, und haben die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllt. Oder andere Mannschaften haben am letzten Spieltag derartige Schwächen gezeigt, z.B. Borussia Dortmund und Schalke 04, die erkennen lassen, dass sie der Rolle als ernsthafte Störenfriede der Bayern (noch) nicht gewachsen sind. Sie sollten sich auf das Erreichen der Champions-League-Plätze konzentrieren.
Trainer Tuchel und Trainer Breitenreiter wurden am vergangenen Wochenende mit ihren Mannschaften auf den Boden der Realitäten unsanft und unmissverständlich zurückgeholt. Sie müssen einsehen, dass die Bildung einer guten, vielleicht herausragenden Mannschaft nicht herbei geredet werden kann, sondern eben seine Zeit braucht, so wie es auch Trainer Klopp mit seiner Borussia und auch Pep Guardiola mit den Bayern erging.
Unter Trainer Tuchel von Borussia Dortmund scheint einem Ballbesitz von rund 70 % oder mehr absolute Priorität eingeräumt zu werden. Das erinnert an die – letztlich erfolglose – Spielauffassung des ehemaligen Bayerntrainers van Gaal.
Schalke 04 steht vor drei schweren Spielen gegen Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen und wird anschließend zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Bäume auch in diesem Jahr noch nicht in den Himmel wachsen, junge Talente (Sané, Meyer, Geis etc.) hin oder her, so schnell geht das eben nicht.
Wolfsburg hat neben dem Abgang von de Bruyne auch die Tatsache zu verkraften, dass Draxler als völlig anderer Spielertyp ihn zumindest in den nächsten Jahren nicht wird ersetzen können, wenn überhaupt. Eher wäre es vorstellbar gewesen, dass Draxler von der Genialität de Bruynes hätte profitieren können. Insofern könnte sich der Vereinswechsel für Draxler sehr schnell als großer Irrtum herausstellen.
Von den Überraschungsmannschaften im oberen Tabellendrittel, Hertha BSC, FC Köln und FC Ingolstadt werden sich wohl nur die Kölner längere Zeit dort oben festsetzen können, sofern sie ihre Heimschwäche etwas reduzieren können. Ihre Leistung beim Sieg auf Schalke, der durchaus noch höher hätte ausfallen können, war schon sehr eindrucksvoll.
Am Tabellenende tummeln sich schon wieder Hannover 96 und VfB Stuttgart, dazu – überraschenderweise – auch TSG Hoffenheim und FC Augsburg. Während Stuttgart streckenweise recht ordentlich gespielt hat, scheiterte die Mannschaft letztlich an einer miserablen Chancenverwertung und einer noch schlechteren Abwehr mit den meisten Gegentoren, konnten die anderen drei Vereine bislang insgesamt nicht überzeugen und werden sich auf eine schwierige Saison einstellen müssen.
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