Wird bürgerschaftliches Engagement bereits
in der betrieblichen Personalpolitik verankert, können gesellschaftliche
Herausforderungen wie der Fachkräftemangel oder die Integration von
Flüchtlingen besser bewältigt werden. Das war die zentrale Botschaft des
Parlamentarischen Abends mit dem Titel „Gemeinsam die demographische
Herausforderung meistern“ in Berlin.
Auf Einladung des Demographie Netzwerks e.V. (ddn) und des Generali
Zukunftsfonds diskutierten rund 100 Teilnehmer aus Politik, Medien, Wissenschaft
und Unternehmen in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft. Die
Schirmherrschaft des Abends hatte die ehemalige Bundesfamilienministerin Prof.
Dr. Dr. Ursula Lehr übernommen.
Franz Müntefering, Ex-SPD-Chef, Bundesarbeitsminister a.D., brachte es in seiner Keynote auf
den Punkt: „Unsere Wohlstandsfähigkeit hängt von der Fachkräftesicherung ab.“ Er
warb dafür, jungen Frauen gerade in ländlichen Regionen attraktive berufliche
Perspektiven aufzuzeigen. Zudem schlug er den Abgeordneten eine ergebnisoffene
Orientierungsdebatte im Deutschen Bundestag vor.
Christoph Zeckra, Gesamtverantwortlicher des Generali Zukunftsfonds, richtete den
Blick vor allem auf die ungenutzten Potenziale der Älteren: „Auch die über 50-
Jährigen möchten herausfordernde Aufgaben, sie wollen so lange wie möglich aktiv
bleiben, ob arbeitend oder sozial engagiert“. Nun gelte es zwischen dem
demographischen Wandel, den Potenzialen des Alters, der Fachkräftesicherung und
dem Bürgerschaftlichen Engagement stärker als bisher Verknüpfungen zu schaffen.
Als positives Beispiel würden schon jetzt erste Unternehmen Beschäftigte für
ehrenamtliche Aktivitäten freistellen. An die Politik appellierten ddn und Generali
Zukunftsfonds die Altersgrenzen zu flexibilisieren und altersgerechte
Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen.
In der Podiumsdiskussion rückte anschließend die Frage in den Mittelpunkt, wie
Politik und Unternehmen angesichts wachsender Flüchtlingszahlen gemeinsam
dazu beitragen können, Fachkräftepotenziale besser auszuschöpfen. Dass dies
dringend geboten sei, um einen kollektiven Ausstieg der geburtenstarken Jahrgänge
aus dem Erwerbsleben abzumildern, stellte Prof. Dr. Jutta Rump vom Institut für
Beschäftigung und Employability heraus.
Kerstin Griese, Vorsitzende des
Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales, wies darauf hin, dass zehn Prozent
der Flüchtlinge aufgrund ihrer Qualifikationen direkt in den Arbeitsmarkt vermittelbar
seien. Sie kündigte Investitionen in Sprachförderung und Integrationskurse an.
Willi Brase, Vorsitzender des Unterausschusses für bürgerschaftliches Engagement
erklärte, dass die Flüchtlingssituation noch mehr ehrenamtliche Helfer erfordere als
dies bislang der Fall sei.
Christine Stürtz-Deligiannis, Abteilungsdirektorin
Grundsatzfragen bei der ING-DiBa, ergänzte, dass viele Unternehmen noch nach
geeigneten Instrumenten suchen würden, um die Not der Flüchtlinge zu lindern.
Einen hilfreichen Beitrag könnten aus ihrer Sicht Mentorenprogramme leisten.
Der Parlamentarische Abend verdeutlichte im Ergebnis drei Dinge, wie der ddn-
Vorstandsvorsitzende Rudolf Kast bilanzierte: Der demographische Wandel
erfordert bürgerschaftliches Engagement, zu dem Ältere und Unternehmen viel
beitragen können. Und: Soziales Engagement ist gefragt unter den Fachkräften von
heute und morgen und kann Unternehmen dabei helfen, Fachkräfte zu gewinnen
sowie aktiv zur Standortqualität beizutragen. In der Flüchtlingsdiskussion setzen alle
Akteure auf eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt. Unternehmen können und
sollten von den Erfahrungen anderer Unternehmen lernen.
Das Demographie Netzwerk ddn e.V. nimmt hier eine zentrale Vorreiterrolle ein, indem es
Unternehmen durch die Organisation des Erfahrungsaustauschs in den zwanzig
regionalen ddn-Netzwerken bei diesem Lernprozess unterstützt. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von über 400 Unternehmen und Institutionen, die gemeinsam Verantwortung für über zwei Millionen Beschäftigte tragen. ddn wird durch das Bundesministerium für
Arbeit und Soziales gefördert und ist in der Demografiestrategie der Bundesregierung verankert.