Ich gebe es offen zu: Seit nunmehr fünf Jahren fahre ich einen VW Tiguan, 2 Liter, TDI, also Diesel, 140 PS. Ich fahre die Allrad-Version, weil ich jeden Winter Ski fahre. Früher sind wir, meine vierköpfige Familie, gern nach Österreich gefahren, oft nach Sölden. Abfahren in Sölden, aus 3000 m Höhe, das war schon Klasse. Diese Bergkulisse ist einmalig. Wenn dazu noch die Sonne scheint, ist es fast kitschig schön. Seit ein paar Jahren lassen wir das mit der Abfahrt und ziehen den Langlauf im Chiemgau und im Bayerischen Wald vor.
Mit einem Allrad kann man sich auf einer verschneiten Straße gut halten, aber natürlich sollte man auch dann nicht zu viel Gas geben und nicht zu schnell fahren. Allrad bedeutet nicht grünes Licht mit voller Pulle. Und bei Glatteis hilft er auch nicht. Aber im Schnee ist Allrad ein großer Vorteil. Wir haben es früher mit einem normalen Fahrzeug der oberen Mittelklasse versucht, mit Hinterrad-Antrieb. Da konnte es passieren, dass wir gar nicht weiterkamen. Bergauf drehten die Räder selbst bei vorsichtiger Fahrt durch, Bergrunter war es erst recht riskant.
Bei einer Fahrt von Berlin nach Freyung im Bayerischen Wald vor ein paar Jahren, es war tiefster Winter, die Autobahn verschneit, lagen einige Autos aus dem deutschen Premium-Bereich am Straßenrand, wir fuhren mit unserem Audi-Allrad locker an ihnen vorbei.
Tiguan ist kein Dickschiff
Ich habe die Kritik an den SUV-Autos nie richtig verstanden. Zumindest die Tiguan-Version, die wir fahren, begnügt sich mit einem Verbrauch von rund 8 Litern Diesel. Allerdings sei eingeräumt, dass wir kaum schneller als 140 km/h fahren. Der Tiguan ist kein Dickschiff, wie man heute die SUV-Fahrzeuge negativ beschreibt, er ist auch nicht bullig und er wirkt rein äußerlich auch nicht aggressiv. Ärgerlich war, dass das Steuergerät nach rund drei Jahren kaputt ging und VW nicht daran dachte, irgendeine Kulanz walten zu lassen. Auch die Batterie musste vor Jahresfrist ausgewechselt werden, was aber wohl daran lag, dass wir eine Zeitlang nur kurze Strecken fuhren, sodass die Batterie sehr beansprucht wurde.
Bis vor ein Tagen dachte ich auch, dass der Tiguan nicht zu den Stinkern und Verpestern der Umwelt gehört. Selbstverständlich klebt an der Frontscheibe die grüne Plakette.
Man schämt sich über die VW-Chefs
Bis vor ein paar Tagen waren wir mit dem Auto sehr zufrieden und es gab nicht einen Gedanken, die Fahrzeugmarke im Falle eines Neukaufs zu wechseln. Aber diese gute Meinung hat sich durch die Nachrichten aus den USA drastisch verändert. Seit dem zugegebenen Betrug von VW in Amerika, der sich nach dem Urteil von Fachleuten nicht auf die Staaten beschränke, sondern auch in Europa, auch in Deutschland, möglich sei, ja sogar wahrscheinlich, schäme ich mich über das Versagen der so genannten VW-Elite. Dabei wundert es mich nicht mehr, wenn der mit Millionen-Gehalt hoch bezahlte Herr Winterkorn im Amt bleiben will. Er sollte sich schämen, dass der von ihm geführte Autokonzern aus Wolfsburg eine solche Schweinerei gemacht hat, jawohl eine Schweinerei, ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein.
Vertrauen ist zerstört
Dass dadurch das Vertrauen verloren geht, darf niemanden wundern. Und diese Enttäuschung macht sich nicht nur im Absturz der VW-Aktie bemerkbar, sondern auch beim VW-Fahrer. Und noch eins: Ich bin kein Grüner, der jede Stunde um einen Grashalm kämpft, aber ich bin umweltbewusst und der Meinung, dass wir unseren Planeten nicht weiter kaputt machen dürfen.
Die Abgaswerte von Millionen Autos wurden geschönt. Das ganze Ausmaß des Skandals sei noch gar nicht bekannt, heißt es. Es sei noch gar nicht abzusehen, welche Auswirkungen diese Umwelt-Schweinerei von VW auf die Zukunft des VW-Konzerns oder gar auf die gesamte deutsche Automobilzunft habe. Ja, das Made in Germany könnte einen Motorschaden erleiden, einen Crash. Mir tun heute schon die Beschäftigten von VW Leid, die die ersten sind, die sich im Falle einer Absatzpleite um ihren Job sorgen müssen. Und sie sind keine Millionäre wie Herr Winterkorn.