Die soziale Ungleichheit in den USA wächst dramatisch. Längst ist eine überwiegende Mehrheit der Wähler in den USA ohne Zuversicht, dass sich daran etwas positiv verändern könnte. Mit ihr verliert Amerika den Mythos vom „Tellerwäscher zum Millionär“, was ja nur besagen soll, dass angeblich jeder eine Chance zu sozialem Aufstieg hätte. Die jüngsten Statistiken machen nur deutlich, dass der Reichtum der Reichen wächst und immer mehr Amerikaner die Armutsstatistik füllen.
Die OECD wiederum macht in einer gerade vorgelegten Studie darauf aufmerksam, dass dieser Trend in den USA auch in Europa zunimmt. Auch hier wird die Spaltung zwischen arm und reich tiefer und breiter. Zudem vergeht fast kein Monat, ohne dass die OECD Besorgnis darüber anmeldet, dass Deutschland beim Thema soziale Gerechtigkeit und wachsender Ungleichheit zunehmend nach vorne marschiert. In keinem anderen Land etwa ist Niedriglohn-Sektor so ausgeprägt wie hier zu Lande. Jedes fünfte Kind wächst unterhalb der Armutsgrenze auf. Das heißt auch, dass die vor allem allein erziehenden Mütter ihren Kindern keine Teilhabe an den kulturellen Angeboten bieten können. Damit wächst zugleich die Zahl der Jugendlichen auf weit über zwei Millionen, die als Bildungsfern eingestuft werden. Über acht Millionen Menschen gelten in Deutschland als Analphabeten. Mancher geht drei Jobs nach, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Ohne gewerkschaftliche Gegenmacht und Streikbereitschaft, als einzige Waffe abhängig beschäftigter Arbeitnehmer, wird sich dieser Trend nicht bremsen lassen. Und das in einem Land, in dem Medien und Parteien, sich erfolgreich bemühen, Streik als ein vor allem den Wohlstand schädigendes Verhalten zu diffamieren. Die Wirtschaftsverbände malen zeitgleich Horrorgemälde, um mitzuteilen wie sehr Umsatz und Rendite darunter leiden. Mit gleicher medial begleiteter Wucht wurde dem Publikum eingeredet, dass der Mindestlohn der große Jobkiller sei. Nun haben wir ihn, wenn auch mit zu vielen Ausnahmen und Exportrekorde werden weiter öffentlich bejubelt.
Leider ist es auch die SPD und die von ihr bestellte Arbeitsministerin, die das Streikrecht einschränken will. Es lässt sich leicht ausmalen, dass mit dem vermutlich auch mit Hilfe der SPD zustande kommenden Handelsabkommen EU/USA (TTIP) Arbeitsrecht und Sozialleistungen danach richten werden, wer über die publizistische und faktische Macht in der Gesellschaft verfügt. Vielleicht besinnt sich die SPD ja doch noch darauf, wessen Anwalt in der Gesellschaft sie sein sollte.