Beim festlichen Diner auf Schloss Mainau im Rahmen der Stiftung Lindauer Nobelpreisträger am Bodensee, saß ich am Tisch des Wirtschaftsnobelpreisträgers Robert Mundell, der fast den ganzen Abend schwieg. Umso gesprächiger war sein Sohn, der mir erzählte, dass er seinen Vater bereits im Schachspiel schlage. In einem kleinen Büchlein arbeitete er an einer Zeichnung, die alle geladenen Nobelpreisträger, inkulusive seines Vaters, als vortragende Mäuse abbildete. Nikolaus Turner, Geschäftsführer der Stiftung Lindauer Nobelpreisträger, kam an unseren Tisch und berichtete mir, dass ihm John Nash erzählte, dass er bereits 1996 in Berlin gewesen sei und das Café „Einstein Unter den Linden“ besucht habe und ob ich nicht Lust hätte, an Nashs Tisch zu kommen, er würde mich gerne kennenlernen.
„Sie sind also der Kaffeehaus-Einstein. Euer Topfenpalatschinken und die Kunstausstellungen in eurer Galerie: das hat mir sehr geschmeckt.
„1996 waren Sie der erste Nobelpreisträger überhaupt, der das Einstein Unter den Linden besucht hat“.
Ich setzte mich neben Nash, der sehr zerbrechlich wirkte. Plötzlich greift er meine Hand und sagt mit ruhiger, leiser Stimme :
„Alle wollen mich ständig fotografieren“.
„Sie sind eben ein wirklicher Popstar“, antworte ich, „Nobelpreis, schizophrene Schübe mit Anstaltsaufenthalten, Hollywood verfilmt ihr Leben (A beautiful Mind) und der Film bekommt 4 Oscars, das ist eben der Soff, aus dem der Starkult wächst.“
Nach einer längeren Pause sagte Nash:
„Seit einiger Zeit nehme einfach meine Kamera und fotografiere zurück“.
„Das ist ja wunderbar“, sage ich, “dann machen wir demnächst in unserer Galerie eine John Nash-Ausstellung mit dem Titel: „John F. Nash fotografiert die Menschen, die gerade John F. Nash fotografieren“.
Was halten Sie davon?
Nach einer kurzen Bedenkzeit sagt er: „Darüber muss ich mal nachdenken. Spieltheoretisch müsste das möglich sein. Auf jeden Fall gäbe es so einen Grund, mal wieder nach Berlin zu kommen, um einen Topfenpalatschinken im Einstein zu essen“.