Die AfD in Nordrhein-Westfalen hält sich selbst für etwas Besonderes. Und wie es scheint, ist sie das auch, wenn auch ganz anders als es der Vorsitzende Martin Vincentz glauben machen will.
Über den Fall Klaus Esser, ehemaliger Vizefraktionsvorsitzender im Düsseldorfer Landtag haben wir berichtet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Urkundenfälschung. Esser soll sich als Jurist ausgegeben haben, was er gar nicht ist. Und er soll Mitgliedschaften im Kreisverband Düren manipuliert haben, das wird gerade geklärt. Dieser Fall spielt auch eine Rolle im neuen Fall. Aber der Reihe nach.
Im Moment werden die Direktkandidaten für die Wahlkreise nominiert. Im Wahlkreis Dortmund II wurde von der dortigen Partei Mattias Helferich ausgestellt. „ Der sich selbst als „freundliches Gesicht der NS“ bezeichnende Bundestagsabgeordnete ist auch Mitglied im NRW Landesvorstand. Er gilt als Intimfeind von Landeschef Vincentz, gegen ihn läuft gerade ein Parteiausschlussverfahren.
Im Wahlkreis 098 Rhein-Sieg Kreis II wurde Roger Beckamp nominiert. Auch er ist Bundestagsabgeordneter und AfD-Obmann im Ausschuss für Wohnen und Stadtentwicklung.
Soweit so schlecht, haben sich wohl die Landesvorstände gesagt, die die Direktkandidaten bestätigen müssen, damit die Kandidatur für die Partei auch auf dem Wahlzettel erscheint. Denn die Vincentz Truppe hat die Bestätigungsunterschrift verweigert. Die Begründung fällt schmallippig aus. Beide würden seit Monaten gegen den Landesvorstand arbeiten und die Partei schädigen. „Helferich sei bald nicht mehr Mitglied der Partei“, bestätigt der AfD-Sprecher gegenüber der taz. Beide gelten als gut vernetzt in extrem rechten Kreisen, beide fallen durch rassistische Äußerungen auf.
Beckamp hat zuletzt ein ausführliches Statement veröffentlicht mit zahlreichen Vorwürfen gegen den Landesvorstand. Es gipfelte darin, dem Landesvorstand vorzuhalten, die Bundestagswahl zu gefährden, da er Rechtsunsicherheiten bei der Aufstellung der Landesliste nicht ausräumen würde. Er behauptet, dass der Landesvorstand von den „Kriminellen Machenschaften“ Esser lange gewusst zu haben und untätig war. Esser galt lange als Vincentz Vertrauter.
Beide Abgeordneten wollen nun erneut in ihren Wahlkreisen antreten und sie wollen auch für die Landesliste auf dem Parteitag Anfang Januar in Marl kandidieren.
Der komplette Vorgang wird die AfD NRW nicht zur Ruhe kommen lassen, vielleicht führt es auch dazu, dass sich die AfD selbst ein Bein stellt und ganz oder teilweise in NRW nicht zur Bundestagswahl antreten könnte. Wir drücken die Daumen, dass das klappt.