Das Land in diesen Tagen zeigt eine Gesellschaft voller Widersprüchlichkeiten, der Zerspaltungen in illucide Einzelinteressen, vom scheints wirren Zeitgeist getrieben, der sich windet auch in den zahlreichen Wendemanövern der politischen Parteien. Sie werden begleitet von einer Medienlandschaft mit der Hatz ihrer Berliner Blasenkolonien, die ihre Agenturhörigkeit in den langweilig-(blöden) Infotainments erstickt. Der schärfere Beobachter gewinnt den Eindruck, hier schreibt jeder von jedem ab und jede versucht jeden zu übertreffen. Die Bedrohungen der Gegenwart sind zwar überall mit den Händen zu greifen, ob Klimakatastrophe, der Ukrainekrieg, das Gemetzel in Nahost, der Rechtsruck in den USA und der schon am Horizont sichtbar werdende Großkonflikt mit China,
In Europa und selbst hier in Deutschland kommt unter dem demokratischen Firnis die braune Mennige sicht- und immer lauter hörbar hervor. Das spiegelt sich nicht nur in den Wahlerfolgen der AfD wider: Das wuchert immer stärker.
So verbündet sich das Nationale und Soziale wieder nur in der modernen Form einer gern knallbunt Kostüm tragenden Anführerin. Sie zeigt sich sauwohl in der Öffentlichkeit mit Antiamerikanismen und Geschichtsklitterungen und verdeutlich so ihr mangelndes demokratisches Bewusstsein auch mit dem stalinistischen Durchregieren bis hin in den letzten Winkel ihrer Partei. Ihrem Mann Oskar Lafontaine stillt sie damit nicht nur dessen Rachegelüste gegenüber der SPD, sondern sie teilt natürlich auch seine altersbitteren Missdeutungen über die Ursachen der Weltkonflikte wie den Ukrainekrieg: Politisch geadelt werden diese Wagenknechte jetzt auch noch von den sogenannten Altparteien, die sich offenbar in den Koalitionsangeboten überbieten wollen. Wieder zeigen die demokratischen Parteien, wie schon zu Weimarer Zeiten, ihre Unfähigkeit, die Menschen mit besseren Argumenten, Führerschaft und Begeisterung für sich und ihre Sache zu gewinnen.
Ihre übrig bleibenden Reste koalieren sich jetzt mühsam zusammen für den Machterhalt bis auf die Wahlkampfzeiten, wo man sich mit dem üblichen politischen Unrat beschmeist um dann anschließend ungeduscht, befreit von jedem Skrupel, wieder ins gemeinsame Bett zu steigen. Das stinkt natürlich immer mehr Menschen nicht nur bis zum Himmel. sondern der Geruch geht in jede Wahlkabine, das schafft aber auch den Nährboden für den Wildwuchs neuer Strömungen und Parteien.
Gerade die letzten turbulenten Tage mit den Wahlergebnissen in Amerika und dem Zerbrechen der Ampelkoalition sollten die Zerbrechlichkeit unserer Welt deutlich machen. Der schon am Horizont sichtbar werdende Groß-Konflikt mit dem gefräßigen Giganten China macht Angst und Bange.
Dazu kommt: Die Eliten in diesem Lande scheinen zu versagen und dies sind nicht nur die Führungsschichten aus den politischen Parteien.
Da gibt es die deutsche Autoindustrie, aus der schon wieder der Ruf nach staatlicher Hilfe und gleichzeitigen Massenentlassungen zu hören ist. Sie macht Ihr Versagen beim Thema Elektromobilität brutal deutlich. Zu lange ist auch hier zugewartet und nicht entschieden worden, gepaart mit der sprichwörtlichen deutschen Arroganz, die sich lähmend nicht nur in Amtsstuben, Botschaften Universitäten oder Verbänden breit gemacht hat.
Einst hat der Bundespräsident Roman Herzog von einem Ruck gesprochen, der durch dieses Land gehen müsse. Ob es ein Ruck ist , ein gesellschaftlich überwiegend von Studenten getragener Protest wie 1968, ein EKD-Papier wie in den 60er Jahren zur Ostpolitik oder ein Godesberger Programm, auf alle Fälle braucht dieses ermüdet, langweilig gewordene Land einen drastischen Veränderungsprozess, der alle und alles erfasst. Vieles ist auf der Strecke geblieben, die Philosophen verdingen sich als Sylter Hochzeitsredner für die Kapaunereien von Parteiführern, die journalistische Spurensuche, auch der Spiegel verläuft sich im Nirgendwo des Irgendwo, wo schneidig gegelte Moderatoren und altkluge Moderatorinnen ihre TV-Geschäfte mit den austauschbaren Dauergästen füllen. Alles ist dem hier und jetzt verschrieben. Den auch öffentlich- rechtlichen Scharfrichtern fehlt die Nachhaltigkeit bei der Jagd auf die Ampel-Koalitionäre, um z.B. bei aller verständlichen Kritik die Ursachen für die missliche Lage hierzulande zu erkunden: Da haben die Merkel-Jahre ihren kräftigen Anteil daran und vor allem die größten Schreihälse aus der CSU, die in den Bereichen Verkehr und Infrastruktur- freundlich ausgedrückt- wenig bis nichts erreicht haben. Um an dieser Stelle nur an das Maut-Debakel zu erinnern.
Ich hoffe, aber ich zweifle. wie sich dieses Land wandeln kann. Wenn es nicht die traditionellen Eliten schaffen können und wollen, wer soll den Anstoß geben? Vielleicht die bislang so heftig schweigenden Kulturschaffenden, vielleicht die Jugendorganisationen, die im Schock erstarrten und unglaubwürdig gewordenen Kirchen vielleicht.?
Abwarten, leider.