Liebe Leser
„Blog-der-Republik“-Autor Lutz Heuken hat sich in einer dreiteiligen Serie mit verschiedenen Aspekten der US-Wahl auseinandergesetzt. Vor allem auch mit den Auswirkungen eines möglichen Trump-Siegs. Alle drei Folgen sind nun im Blog zu lesen.
Folge 1: Trump, der Despot
Folge 2: Wehe, wenn Trump siegt
Folge 3: Lügen, Lügen, Lügen – die Methode Trump und ihre Jünger
Am Dienstag ist es soweit: In den USA steht die Wahl eines neuen Präsidenten an: Amtsinhaber Joe Biden tritt aus Altersgründen nicht wieder an. Um seine Nachfolge bewerben sich die Demokratin Kamala Harris und der Republikaner Donald Trump. Was sich hier so nüchtern nach einem selbstverständlichen demokratischen Akt anhört, ist indes weit mehr: Es ist die Wahl zwischen Demokratie und Despotismus, zwischen zivilisierter Weltsicht und lügenbasiertem Hass. Eine Wahl, die das Schicksal der gesamten Welt beeinflusst – für mindestens vier Jahre und schlimmstenfalls weit weit darüber hinaus.
Schon bei der vorigen Wahl am 3. November 2020 – also Montag vor vier Jahren – schaute die Welt gebannt auf die USA. Der amtierende Präsident Trump und sein Kontrahent Joe Biden von den Demokraten lieferten sich ein Kopf an Kopf-Rennen. Erst nach Tagen des Nachzählens, der juristischen Winkelzüge und des brutalen Drucks von Trump auf die Verantwortlichen des Wahlvorgangs stand endgültig fest: Biden hatte die Wahl gewonnen. Das erkannte auch die gemäßigten Republikaner schließlich zähneknirschend an.
Nicht allerdings Trump. Was dann jedoch geschah, hat sich wie ein Trauma in die amerikanische Gesellschaft gefressen. Das Lager der militanten Trump-Anhänger wollte die Niederlage nicht anerkennen. Unverhohlen drohte der Abgewählte seinen politischen Gegnern mit Gewalt und peitschte die ihm ergebenen Fanatiker in einer Rede auf. Rund 1000 von ihnen stürmten daraufhin am 6. Januar 2021 das Kapitol, das Parlament in Washington. Viele Politiker dort mussten sich in ihren Büros verschanzen und um ihr Leben fürchten. Mindestens fünf Menschen starben, unzählige wurden verletzt, darunter 140 Polizisten. Ein Zivilisationsbruch. Trump wurde angeklagt, ein Urteil steht noch aus.
Wer nun gedacht hatte, Trump hätte aus dieser Geschichte gelernt und werde sich künftig etwas zurückhalten, der hatte sich gewaltig geirrt. Im Gegenteil: Wenn Trump etwas aus den Vorgängen nach der Wahl 2020 gelernt hatte, dann dieses: Es ist egal, ob er die Wahrheit sagt oder nicht, ob er ganz offensichtlich lügt, ob er Menschen aggressiv angreift oder rassistisch beleidigt. Wichtig für Trump ist, dass seine Anhänger auch die krudesten Verschwörungstheorien glauben wollen und seine brutale Art goutieren. Wie der Wahlkampf 2024 mehr als deutlich zeigt: Trump hat Hass, Hetze und Lüge zum Prinzip erhoben – und das mit Erfolg. Seine Anhänger jubeln ihm zu, vergöttern ihn geradezu. Das Besondere dabei: Je bizarrer Trumps Auftritte sind, je schlimmer die Hasstiraden gegen Einwanderer, je drastischer die militanten Drohungen gegen den politischen Gegner, desto größer wird der Jubel, desto hasserfüllter die Stimmung der Trumpisten.
Im Sommer hatte Trump bereits wie der fast sichere Sieger ausgesehen. Damals war noch der amtierende Präsident, der 81-jährige Joe Biden, als Kandidat der Demokraten vorgesehen. Doch der zeigte sich zunehmend als gebrechlich und leicht verwirrt. Gegen ihn wirkte der auch schon 78-jährige Trump geradezu kraftstrotzend und fit. Nach einem desaströsen TV-Auftritt zog Biden schließlich zurück. Sofort präsentierten die Demokraten Vize-Präsidentin Kamala Harris als neue Kandidatin. Die damals 59-Jährige mit afro-karibischen und asiatischen Wurzeln versetzte ihre Partei und ihre Anhänger mit ihrer jugendlich wirkenden optimistischen und zugewandten Art in eine Art Euphorie. Plötzlich sah Trump alt aus. Ein Sieg über den republikanischen Macho war wieder in greifbare Nähe gerückt.
Doch Trump gab – natürlich- nicht auf. Nachdem er im Juli des Jahres einen Mordanschlag auf ihn knapp überlebt hatte, zeigte er sich noch aggressiver, verbreitet noch mehr Lügen. Bis hin zur Lächerlichkeit. Seine Sätze „They are eating the dogs…, they are eating the cats… they are eating the pets“, in denen er Einwanderer aus Haiti beschuldigte, Hunde, Katzen, überhaupt die Haustiere der Bewohner in Springfield zu essen, machten weltweit Furore und wurden sogar als Spott-Lied vertont.
Doch: Hat all die krude Propaganda Trump geschadet? Nein. Nach dem Harris-Schock im Sommer scheinen sich seine Werte zu stabilisieren, der Wahlsieg scheint wieder zum Greifen nah.
Und falls Trump verliert? Der Egomane wird seine Niederlage nicht anerkennen. Das hat er schon angedroht. Und dann droht eine Welle der Gewalt in den USA, gegen die sich die Szenen aus dem Jahr 2020 wie ein kleines Vorspiel ausnehmen könnten. Trump wird nämlich keine Hemmungen haben, das ganze Land in Chaos und Gewalt zu stürzen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Bürger aber auch die Sicherheitsbehörden in den USA bereit sind, die Demokratie zu verteidigen. Mit aller Macht und aller Konsequenz. Es geht um zu viel.