Man möge mir verzeihen, aber wer die Last Night of the Proms 2024 gesehen hat, weiß, warum Großbritannien ein ganz anderes Verhältnis zur klassischen Musik hat als wir zum Beispiel hier in Deutschland. Und der weiß auch, welchen Stellenwert die von den Rundfunkanstalten, sprich von der BBC getragenen Orchester und Chöre für das Musikleben des Landes haben. In diesem Jahr hat bei uns dankenswerterweise 3SAT das Konzert von Anfang an übertragen und nicht nur, wie in der Vergangenheit der NDR lediglich die zweite Hälfte. Und dass der WDR am nächsten Morgen zwischen 6:00 Uhr und 9:15 Uhr die Übertragung wiederholt hat, ist ja schon einmal ein Anfang und ein schöner Einstieg nicht nur in den Sonntag, wenn auch zu einer sehr gewöhnungsbedürftigen Uhrzeit.
Es war wieder ein akustisch und optisch opulentes Fest. Dirigent, Solisten, Orchester und Chöre waren einfach begeisternd. Die brillante Bildqualität der Übertragung aus der Royal Albert Hall in London tat das ihre dazu. Und wer sich noch an die Übertragung der Last Night im Jahr 2020 erinnert, als wegen Corona kein Publikum im Saal anwesend sein durfte, weiß auch um die Wichtigkeit der Teilnahme und die Begeisterungsfähigkeit des Konzertpublikums – fünfeinhalbtausend „Prommers“, die sich anstecken lassen von der fröhlichen Stimmung, die von den Musikern und den Sängern ausgeht. Auffällig im Meer der mitgebrachten und eifrig geschwenkten Flaggen war übrigens die große Anzahl an Europafahnen im Zuschauerraum. Vielleicht wird irgendwann ja einmal zum Abschluss nicht nur God Save the King angestimmt, sondern auch die Europahymne. – Man wird ja noch träumen dürfen!