3,2 Milliarden Dollar sagte die internationale Gemeinschaft auf einer Geberkonferenz im vergangenen Oktober für den Wiederaufbau des Gazastreifens zu. Die Europäische Union versprach dabei einen Anteil von 450 Millionen Euro zu leisten. Doch bis heute wartet die Region auf die zugesagten Hilfen.
Sechs Monate sind bereits verstrichen und noch immer seien 100 000 Menschen im Gazastreifen obdachlos. Gerade einmal 26 Prozent der geplanten Hilfen hätten die Region bis heute erreicht, kritisieren 46 Nichtregierungsorganisationen (NGO) in einem Bericht zur Situation in Gaza. 50 Tage wütete der Krieg zwischen der Hamas und Israel, bei dem 2100 Palästinenser und 70 Israelis getötet wurden. Es war der dritte Krieg innerhalb von sechs Jahren. Vor allem die zivile Bevölkerung des Gazastreifens war direkt betroffen, 70 Prozent der getöteten Palästinenser waren Zivilisten, während Israels Raketenabwehrsystem Iron Drome zivile Opfer in Israel nahezu verhindern konnte. Insgesamt fielen fünf israelische Zivilisten den Raketen der Hamas zum Opfer.
Über 60 Länder einigten sich daraufhin auf die Milliardenhilfen. UNO Generalsekretär Ban Ki-moon mahnte bereits im Zuge der Konferenz, dass ein Wiederaufbau angesichts der beispiellosen Zerstörung Jahrzehnte in Anspruch nehmen würde. Noch immer können 17 500 Familien nicht in ihre zerstörten Häuser zurück, acht Schulen sind nach wie vor komplett zerstört, 250 weitere bleiben beschädigt, ein Viertel der Bevölkerung lebt noch immer ohne Strom.
Abgesehen von der geringen finanziellen Unterstützung, verhindert die Blockade des Gazastreifens durch Israel die Einfuhr von notwendigen Materialien und boykottiert die Rekonstruktion des palästinensischen Küstengebietes. Die 46 NGOs fordern nun den Einsatz der Geberstaaten für eine Aufhebung der Blockade. Doch auch von palästinensischer Seite gäbe es Handlungsbedarf – der Aufbau müsse effektiver koordiniert werden.
Derweil dürfte auch schon die Zustellung der Hilfsgelder der palästinensischen Bevölkerung helfen. Die EU hat ihrerseits in den letzten Monaten weniger als die Hälfte der versprochenen Gelder bereitgestellt und steht damit immer noch besser da als andere Geberregierungen. Katar stellte bislang nur ein Zehntel seiner Gelder zur Verfügung, während Kuwait, die Türkei und die Vereinten Arabische Emirate ihre Versprechungen bis heute nicht eingelöst haben.
Bild: Al Jazeera English CC-BY-2.0
Das war schon nach dem vorletzten Gaza-Krieg so: Der Westen hat eine große Klappe, hält sich aber nicht an seine Zusagen. Eben ein typischer Verbündeter Israels.