Klage nicht so sehr über einen kleinen Schmerz, das Schicksal könnte ihn durch einen größeren ersetzen. Soweit der Dichter Friedrich Hebbel. Irgendetwas hält unser Leben immer im Griff. Wir sehnen uns nach Freiheit, stattdessen müssen wir ständig immer nur reagieren. Auf unseren Körper, unsere Mitmenschen, auf die Naturgesetze, die Grundgesetze, die biologischen Gesetze. Jung sein ist toll, die Zeit der schönen erotischen Körper, nur ist man da meistens noch ziemlich blöde. Wenn man seinem eigenen Verfaulen zuschauen muss, weiß man zwar einiges über das Leben, aber der Tod steht vor der Türe. Wir sind die Sklaven der Evolution, die uns ständig demütigt.
Was treibt Sie an, fragt der Soziologe den jungen Mann: Geld! Sex! Macht! Und die junge Frau: Liebe. Empathie. Geld! Sex! Macht! Freiheit ist eine Illusion. Wir alle haben die Dramaturgie des Zeitgeistes verinnerlicht wie pawlowsche Hunde. Alle sind fröhliche Konsumenten. Der Speichel tropft. Die Werbung kauft für uns ein. Individualität? Ein Großteil von dem, was wir sind, haben wir bei anderen abgeschaut. Von der Geburt bis zum Tod tun wir das. Dazwischen gibt es ein paar Leute mit Anpassungsstörungen. Künstler. Versager. Einige Milliardäre. Leben ist tägliches spiegeln in den Anderen. Wir können uns selbst nur im Spiegel der Welt begreifen. Die Menschheit ist ein einziger, großer Körper, der sich gegenseitiges ansteckt, bekriegt oder kopiert. Sobald du einen Strich setzt, machst du etwas nach. Es hat vor dir immer schon ein anderer gemacht. Irgendwo.
Unbewusst nimmst du Einflüsse auf, verarbeitest und benutzt sie. Du plagiierst. Du kopierst. Du denkst, du bist ein Original. Keiner ist ein Original. Wir bestehen aus Einflüsterungen. Unser Gehirn ist ein Einflüsterungsorgan. Dein Denken besteht aus dem Denken der Anderen. Du bist in deinem biologischen Körper gefangen, du bist in deinen Gedanken gefangen. Das ist es, was wir unsere Kultur nennen. Die meiste Zeit im Leben ist man absolut verunsichert. Man weiß nicht, was man machen soll. Ein Bruchstück aus tausend Scherben. Man versucht die Dinge zu bezwingen, zu kontrollieren, man will Dirigent seines Lebens sein. Es ist dieser verdammte Wille gegen die Natur der Dinge anzutreten, was natürlich unmöglich ist.
Wie bringt man sich durch den komplexen Lebensdschungel? Der Ruf nach Navigation ist laut. Der größte Popsong aller Zeiten. Da alle Dinge verdammt komplex sind, ist der Mensch immer auf der Suche nach einfachen Erklärungen, die zu simplen Meinungen werden und diese Meinungen zu simplen Vorurteilen. Jeder hat Meinungen und Vorurteile und erfundene Geschichten, bevor er überhaupt weiß, wie die Dinge in Wirklichkeit beschaffen sind. So improvisieren wir uns durch unsere Zeit.
Die Leute sind müde von den Bildschirmen. Von den Nachrichten. Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben. Wir wollen raus. Wir wollen wieder andere Leute treffen. Leute, die nicht das gleiche reden wie die meisten.
Wie verbinden wir das, was wir wirklich wissen, mit dem, was wir tun und wie wir handeln? Die Menschheit hätte heute das gigantische Glück, durch Ihr beweisbares Wissen, tatsächlich in unserer großartigen Gegenwart anzukommen. Wo aber hängen die meisten unserer Art rum? Im dunklen Mittelalter.
Nein, das will ich nicht! Ich will unser Heute in Farben und Musik. Ich will schöne Frauen. Keinen Taktzähler, der mir das immergleiche Maß diktiert. Farben her! Sofort! Die Lebens-Bühne hält die tollsten Rollen bereit. Die meisten sind noch unbesetzt. Das Leben ist ein großes Fest, du musst nur gut spielen und feiern können!