In der Regel schreibt man zum Ende eines Jahres so bedeutungsvolle Sätze, wie besonders und einmalig das abgelaufene war.
Und in der Regel stimmt das ja auch.
Aber dieses 2022, das heute mit dem 71. Jahreswechsel meines Lebens enden wird, war für mich das mit den aufregendsten Loopings.
Zu Beginn mit einer neuen Regierung, die durch meine Stimmen für grün auch ein bisserl mit entstanden war.
Hoffnung, durch den ersten durch Voting durchgesetzten Minister für Gesundheit des Virus‘ endlich Herr zu werden.
Dann das, was der Kanzler am 24. Februar (in einer für seine Verhältnisse Gefühlsaufwallung ohnegleichen) eine Zeitenwende nannte.
Noch wenige Tage zuvor hatte ich trotz Manövern rund um die Ukraine nicht für möglich gehalten, was da passieren sollte.
Ich war ein Befürworter von Northstream 2, ich war, seit Willy selig, ebenso Befürworter der Aussöhnung mit der Sowjetunion, später Rußland, weil wir von 1941- 45 Leid über dieses Volk gebracht hatten wie über kein anderes.
Aber, Putin hat eben mit Breschnew genau so wenig gemein wie Trump mit Reagan.
Hatte ich zu Beginn des Krieges auch noch geglaubt, mit Verhandlungen könne man einen Frieden erreichen und mich (was mich hier liebe Menschen kostete) über das tägliche olive T-Shirt süffisant mokiert, das permanent Waffen forderte und gleichzeitig des Kanzlers abwartende Haltung als klug und staatsmännisch gepriesen und bedauert, Baerbock gewählt zu haben, gestehe ich gerne ein:
Ich lag falsch. Die kriminelle Wucht, mit der Putin bereit ist, einen Genozid durchzuführen, hatte ich in dieser gnadenlos- brutalen Konsequenz nicht für möglich gehalten.
Ich muss meinen Pazifismus zumindest vorübergehend ruhen lassen.
Das tut verdammt weh, weil ich über sechs Jahrzehnte meines Lebens damit verknüpft habe.
Das die für mich bedrückendste Lehre aus diesem Scheißjahr.
Ich wünsche mir und Euch, daß 2023 zumindest nicht damit endet, daß wir uns alle nicht mehr schreiben können.
Bleibt gesund und gebt Eurem Gegenüber ab und an ein Lächeln, von mir aus auch einen Kalauer mit auf den Weg.
Lachen macht uns alle anmutiger.
Und gewaltfreier.
Im übrigen ist es schön, daß es Euch hier gibt, Ihr seid alle die Ersatz- Gattin, wenn sie gerade nicht da ist.