Die Inflation frisst sich mehr und mehr in den Warenkorb. Die Preise steigen und steigen. Gegenüber dem Vorjahr ist für die Verbraucher alles im Schnitt um rund 10 Prozent teurer geworden. Ein Rückgang ist noch längst nicht in Sicht. Vor wenigen Tagen hat die Europäische Zentralbank (EZB) bereits zum dritten Mal in diesem Jahr auf die geldpolitische Bremse getreten und die Leitzinsen erneut um 0,75 Prozent erhöht.
Tritte auf die Zinsbremse
Die Banken und Sparkassen nehmen diese Vorlage der EZB allzu gern auf und gehen bei den Sollzinsen in die Vollen. Die private Konto-Überziehung kostet bei einigen Instituten bereits bis zu 10 Prozent und mehr. Verbraucherkredite sind noch etwas günstiger. Auch die Bauherren müssen inzwischen etwa das Dreifache für Hypothekenzinsen gegenüber dem Vorjahr aufbringen – im Schnitt etwa 3,5 bis fast 4 Prozent.
Diese geldpolitischen Bremsen machen vielen Privaten und Unternehmen große Sorgen. Sie halten sich bei größeren Anschaffungen – etwa von Autos, Elektrogeräten usw. – mehr und mehr zurück. Nicht wenige, die von Neubau oder größerer Renovierung eines Hauses noch bis vor kurzem träumten, stellen ihre Pläne zurück. Viele Betriebe kürzen ihre Investitionsvorhaben verschieben sie, oder geben sie gänzlich auf. Die neuen Zinshöhen führen in den nächsten Monaten die deutsche Volkswirtschaft in ein Rezessionstal, denn andere negative Faktoren ziehen die Wirtschaft ebenso nach unten. Lieferketten funktionieren immer noch nicht reibungslos. Der Exportmotor stottert. Die Arbeitskosten steigen kräftig.
Rekorde bei den Erzeugerpreisen
Besonders gravierend werden Private und Unternehmen von der Energiekrise getroffen. Die Erzeugerpreise, also die Preise auf der Ebene der Unternehmen, lagen im September um 45,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Der Gaspreisanstieg betrug für die Industrie fast 265 Prozent. Beim Strom waren es über 158 Prozent. Ebenso wurden Düngemittel um 113 Prozent, Futtermittel für Tiere um 35 Prozent, Zeitungspapier um 90 Prozent, Pellets und Briketts um 144 Prozent teurer. Diese Preisexplosionen werden die Unternehmen in der nächsten Zeit an ihre Kunden weiterzugeben versuchen. Daraus folgt, dass die Verbraucherpreise zum Ende dieses Jahres bzw. zu Beginn des nächsten Jahres weiterhin steigen werden. So könnte der Preisindex für den privaten Verbrauch schon bald über der Marke von 10 Prozent liegen. Erst im Laufe des Jahres 2023 ist mit einer gewissen Beruhigung an der Preisfront zu rechnen, doch wird die Inflation im Schnitt des Jahres kaum unter 5 Prozent sinken.