Millionen Deutsche haben Angst vor der Zukunft, wissen nicht, ob sie warm über den nächsten Winter kommen und wieviel sie sich wegen der galoppierenden Inflation noch leisten können. Unsere Regierung warnt, die nächsten Monate, vielleicht sogar Jahre dürften hart werden. Die gesellschaftliche Solidarität könnte bis an die Grenze oder darüber hinaus strapaziert werden.
Einer ganz oben hat sie schon strapaziert: Finanzminister Christian Lindner, der seine Partnerin Franca Lehfeldt auf der Promi- und Reicheninsel Sylt heiratete und es dabei drei Tage lang so richtig krachen ließ. Da passte es schon optisch, dass einige Gäste mit dem Privat-Flieger auf der Insel einschwebten, während das gemeine Volk doch bitteschön sparsam mit Energie umgehen und beispielsweise weniger duschen möge.
Natürlich hat auch jeder Spitzenpolitiker das Recht auf privates Glück, und nichts von dem, was Lindner auf Sylt machte und auffahren ließ, war illegal. Nur hätte er sich vielleicht fragen können, ob es gerade in diesen Zeiten mit soviel Trübsal und Angst nicht auch ein bisschen kleiner gegangen wäre. Schließlich ist Christian Lindner nicht nur Chef der FDP, die als Klientelpartei der Besserverdienenden gilt. Als Minister ist er auch „Diener des Volkes“.
Seine Gäste logierten in einem Fünf-Sterne-Spitzenhotel, in dem eine Nacht zwischen 400 und 3.500,– Euro kostet. Weil viel Prominenz aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport dabei sein sollte, musste ein Großaufgebot an Personenschützern, Polizei und Scharfschützen auf Sylt zusammengezogen werden. Und dafür kommt ja wohl der Steuerzahler auf, dem Lindner immer wieder erklärt, es könne mit dem öffentlichen Schuldenmachen nicht so weitergehen.
Getafelt wurde in dem hochpreisigen Kult-Lokal „Sansibar“, in dem betuchte Gäste an einem Abend schon mal so viel lassen, dass es das Vorstellungsvermögen mancher Familienväter übersteigt.
So war dieses dreitägige Feiermarathon Traum- und Skandal-Hochzeit gleichermaßen. Zu den geladenen Gästen gehörte auch SPD-Kanzler Olaf Scholz. Und der hat in den letzten Wochen so viel Bürgerferne und Arroganz bewiesen, dass er sich bei der Sause gewiss richtig wohl gefühlt haben dürfte.
Und damit es auch noch witzig wurde, wollten Lindner und seine Franca auf Sylt auch noch kirchlich heiraten. Dabei sind beide, wie die seriöse Frankfurter Allgemeine meldete, aus der Kirche ausgetreten. Aber sowas gehört eben zu einer Märchenhochzeit, als die das ganze Spektakel augenscheinlich inszeniert war: Einzug in die Kirche, Orgel-Gebraus und ein bisschen liturgisches Brimborium, bis den Brauteltern vielleicht – wir wissen es nicht, waren ja nicht dabei – die Tränen kommen. Das aber ist sicher: Ein Pfarrer war dabei. Den aber möchte man gerne fragen, warum er diesen Mummenschanz mitgemacht hat.