Ich war, gemessen an Toni Kroos, ein eher bescheidener Kicker. Und doch habe ich mir immer ein Urteil gebildet über diesen Mittelfeldstar, der er schon in Diensten des FC Bayern war und der er auch war als deutscher Nationalspieler, Weltmeister 2014 in Brasilien und der er immer noch ist als Spieler von Real Madrid. Er kann einen Zuschauer mit seiner Art zu spielen und sich zu bewegen auf die Palme bringen. Die SZ beschrieb ihn mal als den Erfinder des schweißfreien Spiels. So ähnlich. Das ist gewiss übertrieben. Bitte, Toni Kroos, falls Sie diese unwichtigen Zeilen irgendwo und irgendwann lesen sollten, nicht gleich den Laptop wegschmeißen oder das Handy. Beschimpfen Sie mich als deutsches Lästermaul, der von Fußball keine Ahnung hat. Aber warten Sie ein paar Sekunden, denn ich will hier gar nicht meckern, sondern loben. Natürlich zählt dieser Kroos zu den Größten des Fußballs, zu den Lenkern, die ein Spiel kontrollieren, schneller machen oder anhalten, es verzögern, den langen Paß über 40 Meter spielen. All das kann Toni Kroos. Gestern Abend schlug mal wieder seine Stunde. Das fünfte Mal wurde er Champions-League-Gewinner, mit dem besten Klub der Welt, Real Madrid. Auch weil er, der Kroos, klug gespielt hat, richtig stand, den Ball hielt, verteidigte und den Konter nach vorn schlug. Ja, Liverpool war überlegen, hatte Chancen, aber Real, die sogenannten Königlichen, haben nie den Überblick verloren, sie blieben cool, wurden nie nervös, hatten einen Klasse-Torwart im Kasten, der alles hielt, und ihre überraschenden Vorstösse waren gefährlich. Ja, viele Deutsche waren für Liverpool, die Reds, für deren Trainer Klopp. Aber dann gewann doch, überraschend, Real. Wieder mal. Nicht unverdient. Toni Kroos, schweiß gebadet, ziemlich kaputt, aber glücklich wirkend, stellte sich dem TV-Reporter, der ihn mit überflüssigen Fragen nervte. Motto: Wie fühlen Sie sich? Na wie wohl, wenn ich den Weltpokal gewinne, nenne ich mal die Trophäe. Und dass die anderen überlegen waren? Wen interessiert das? Außen den Reporter. Wer hat eigentlich gewonnen? Real natürlich. Toni Kroos gingen die Fragen des Fernseh-Kollegen auf den Zeiger. Motto: Fällt dir außer der Decke nichts anderes ein? Wir haben gewonnen, strahlte der frühere deutsche Nationalspieler und suchte seine Familie irgendwo unter den Zuschauern. Der TV-Mann wollte aber was zu Liverpool loswerden, weil die angeblich besser oder überlegen waren. Toni Kroos hatte es satt. Natürlich ist Liverpool eine starke Truppe, sonst wären die kaum im Endspiel gewesen. Und doch war das Bestandteil einer Frage. Kroos hatte gewonnen, drehte ab und ging seiner Wege zu seinen Spieler-Kollegen, feiern, einfach feiern und keine blöden-pardon- Fragen beantworten. Ich habe Toni Kroos verstanden an diesem Abend. Er war fix und fertig, einfach mit den Kräften am Ende. Man hätte ihm etwas zu trinken geben sollen. Und mit ihm anstoßen, ihm gratulieren. Das fünfte Mal den wichtigsten Vereinspokal der Welt gewonnen. Klasse. Super. Dieser Toni Kroos.
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