Ein erschreckendes Ergebnis zur Geschichte des Holocausts hat eine gerade abgeschlossene, repräsentative Studie im Auftrag der Bertelsmanns-Stiftung – zuerst als Exklusivmeldung über die BILD am SONNTAG(sic!) verbreitet – zu vermelden: 81 Prozent der Deutschen würden gern die Geschichte der Judenverfolgung „hinter sich lassen“ und sich gegenwärtigen Problemen widmen. Laut der Studie „Verbindende Vergangenheit, trennende Gegenwart“ wollen immerhin 58 Prozent der Befragten sogar einen finalen Schlussstrich unter dieses Thema ziehen.
Die Befreiung von Auschwitz, ein schwieriger Gedenktag?
Gerade in den Tagen des 70. Gedenken an die Befreiung von Auschwitz wird der schwierige und sehr schwerfällige Umgang der Deutschen mit diesem Stück unserer Geschichte deutlich. Dazu trägt in erster Linie auch die deutsche Politik bei, die sich mit dem 27. Januar 1945 als Tag der Befreiung von Auschwitz immer schon sehr schwer tat. Andere Gedenktage wie Mauerbau, Arbeiteraufstand in der DDR oder der in Deutschland wohl am stärksten mit dem Nationalsozialismus verbundene Gedenktag, der 20. Juli 1944, waren ideologisch attraktiver und präsenter in den Parlamenten der Republik. Auch die obligatorischen Lehreinheiten im Geschichtsunterricht an unseren Schulen haben das Thema „Auschwitz“ eher stiefmütterlich behandelt. Und unter den deutschen historischen Museen nehmen sich ausgesprochen wenige dieses Themas angemessen an. Als ob Auschwitz ein exklusives Thema der polnischen Geschichte sei.
Yad Vashem – Gedenkstätte der Märtyrer und Helden
Ein vorbildlicher Umgang mit diesem Thema findet sich in Israel, nicht weit von der Altstadt Jerusalems. Yad Vashem, offiziell: „Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust“, ist wohl auch weltweit die bedeutendste Gedenkstätte, die an die Judenvernichtung im Nationalsozialismus erinnert.
Anders als in Deutschland, herrscht in Israel ein breiter Konsens über den Umgang mit dem Holocaust und der Notwendigkeit, eine angemessene und würdige Erinnerung für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen zu schaffen. Yad Vashem wurde daher konsequent als ein lebendiges Denkmal des jüdischen Volkes für den Holocaust und als eine internationale Begegnungsstätte geschaffen. Gegründet wurde Yad Vashem 1953 als Weltzentrum der Dokumentation des Holocaust, seiner Erforschung und Lehre, sowie seines Gedenkens.
Yad Vashem fühlt sich den vier Säulen der Erinnerung verpflichtet:
• Gedenken
• Dokumentation
• Forschung
• Bildung
Der Name Yad Vashem entstammt dem Alten Testament, dem Buch der Propheten.
„Und denen will ich…
Ein Denkmal (Yad) und einen
Namen (Shem) geben;
Einen ewigen Namen ,
der nicht vergehen soll.“ (Jesaja, 56,5)
Erste Vorschläge zur Gründung einer Gedenkstäte und eines Museum für die Opfer des Holocausts wurden bereits währen des zweiten Weltkriegs entwickelt. Das Ausmaß und die Schrecken von Auschwitz waren den Alliierten schon spätestens seit 1941, vermutlich sogar schon 1940, kurz nach der Inbetriebnahme von Auschwitz I, bekannt. Der Weltöffentlichkeit spätestens seit 1942. Der Vatikan schwieg übrigens dazu.
Bereits 1947 wurde ein Plan für die Gedenkstätte vorgelegt. Durch den Aufstand gegen die Britische „Schutzmacht“ und den Unabhängigkeitskrieg sollte es dann noch bis 1953 dauern, ehe Yad Vashem durch das Gesetz zur „Erinnerung an Holocaust und Heldentum – Yad Vashem“ gegründet wurde.
Die Gedenkstätte und das Museum verdeutlichen heute in einem visionären Gebäude und einer gleichermaßen vorbildlichen wie eindringlichen Ausstellung zur Geschichte des Holocausts und der Gründung des Staats Israels, wie man mit diesem für alle Menschen schwierigen Thema umgehen kann. Die internationale Anerkennung belegt das eindrucksvoll. Ein einzigartiges Umfeld für die Darstellung der Geschichte des Holocausts. Weltweit lässt sich nichts Vergleichbares finden. Durch wechselnde Raumkonstruktionen, Materialien und Lichttechniken wird in dem prismenförmigen Museum dem Besucher vermittelt, räumlich immer tiefer in die Geschichte des Völkermords unter der nationalsozialistischen Herrschaft einzudringen. Originalgegenstände, Dokumente und Videos von Zeugenaussagen und -erzählungen machen Zeit, Ort und Atmosphäre des Holocausts „erfahrbar“. So kann eine Erinnerungskultur erstehen, die gleichermaßen die würdevolle öffentliche Erinnerung der Opfer ermöglicht und zudem Identität über die Generationen hinweg zu stiften vermag. Das ist in Deutschland, wie die Studie der Bertelsmann-Stiftung leider deutlich zeigt, nicht gelungen.
Erinnerungskultur oder Kultur des Vergessens?
Der Umgang mit den Themen Nationalsozialismus und Holocaust erwies sich schon unmittelbar nach Kriegsende in Deutschland als Problem. Und begünstigt durch die ideologische Verhärtung und Polarisierung im Kalten Krieg, entstand eher eine Verdrängungs- und Vergessenskultur.
Zur bitteren Bilanz der Aufarbeitung gehört aber auch, dass neben den 22 Hauptkriegsverbrechern von den Hunderttausenden Naziverbrechern und brutalen NS-Mördern in der Bundesrepublik nur wenige Tausend verurteilt wurden. Und viele kamen nach kurzer Zeit wieder frei. Symptomatisch dafür sind die Auschwitzprozesse 1963-68 in Frankfurt. Viele der Haupttäter kamen selbst bei einem Schuldspruch wegen der Beteiligung an gemeinschaftlichem Mord in Tausenden von Fällen mit wenigen Jahren Zuchthaus davon. Und nicht wenige kamen schon nach der Untersuchungshaft wieder frei. Nicht nachvollziehbar wie so viele auch zum Beispiel das Urteil gegen den Lagerarzt Franz Lucas. Er wurde erst wegen der gemeinschaftlichen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord an mindestens 4.000 Menschen lediglich zu 3,5 Jahren Zuchthaus verurteilt und im Revisionsverfahren 1970 sogar frei gesprochen. Von 1970 bis 1983 arbeitete er wieder in eigener Privatpraxis und verstarb am 7. Dezember 1994 als „unbescholtener“ Bürger.
Die Stimmung beim Prozess und auch in der deutschen Öffentlichkeit 1963 beschreibt, so eine Quelle bei Wikipedia, die Tatsache, dass einige Polizisten salutierten, als die angeklagten ehemaligen SS-Angehörigen den Gerichtssaal verließen. So dachten damals viele. Und Ergebnisse wie die der Bertelsmann-Studie belegen fast 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dass wir in Deutschland zu lange die Deutung und Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Holocausts der Generation der Täter und willigen Helfer überlassen haben. Dass eine würdige, gleichwohl lebendige und didaktisch überragende Auseinandersetzung mit dem Thema Holocaust möglich ist, könnten wir von Yad Vashem lernen. Sicher spät, aber nicht zu spät, denn es geht auch darum, für zukünftige Generationen zu erklären, wie es möglich war, in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft die Bereitschaft zu erzeugen, sich unter das Diktat einer brutalen Ideologie zu stellen und ohne zu zögern Massenmorde zu begehen oder zumindest zu tolerieren. Und dass ist heute so dringend wie nie, wenn man sich anschaut, wie viele Menschen sich mobilisieren lassen, um sich vor den Karren von Ausländer- und Menschenfeindlichkeit spannen zu lassen.
das problem ist, dass ihr die geschichte ständig INSTRUMENTALISIERT, um euch heute nicht mit den argumenten von andersdenkenden auseinandersetzen zu müssen, sondern versucht, sie sofort mit der nazikeule zu erschlagen. ich gebe zu, den artikel auf der suche nach dem letzten satz mehr oder weniger überflogen zu haben. genau dieser ist das ziel der ausführung, er zeigt das ganze problem: ihr bringt die nazis aus der vergangenheit mit heutigen, friedlich demonstrierenden bürgern mit gerechtfertigten anliegen zusammen! dieser MISSBRAUCH DER VERGANGENHEIT stört die menschen, nicht die auseinandersetzung mit der vergangenheit. diese missbrauchsmöglichkeit würden sie gerne ausschalten. dieselben leute, die gegen den zunehmenden islamischen antisemitismus sind, versucht ihr mit nazimördern gleichzusetzen. nochmals: kontrolle von einwanderung ist weder ausländer- noch menschenfeindlichkeit! es ist pure notwendigkeit, da ansonsten einfach ALLE zu uns übersiedeln könnten!