Diese Form der Realitätsverweigerung, die der jugendliche SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert nach der Wahl-Katastrophe seiner Partei in Nordrhein-Westfalen an den Tag oder Abend legte, kann man nur noch komisch, vielleicht sogar tragisch nennen.
Nichts mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Union und Genossen, das von den Demoskopen lange vorausgesagt worden war; vielmehr ein Triumpf für die CDU mit ihrem relativ neuen Ministerpräsiden Hendrik Wüst und das schlechteste Ergebnis, das die SPD in der Geschichte des bevölkerungsreichsten Bundeslandes jemals eingefahren hat. Deutlicher kann Demütigung eigentlich nicht sein. Kevin Kühnert aber zog vor den Fernsehkameras von ARD und ZDF ein trotziges Schnütchen und wiederholte immer wieder, das mit der krachenden Niederlage sehe er nicht so. Vielmehr sei in Düsseldorf die bisherige schwarz-gelbe Koalition aus Union und FDP abgewählt worden. Das stimmt rechnerisch, denn die Liberalen kamen nur noch knapp über die fünf-Prozent-Hürde; das aber dermaßen in den Vordergrund zu schieben, wo die SPD nach dem Desaster von Schleswig-Holstein vor einer Woche nun in NRW schon zum zweiten Mal abschmierte, drängt die Frage auf: Hat der oberste Manager der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands den Schuss immer noch nicht gehört ? Den Schuss gegen seine Partei, der bedrohlich durchs Land hallt. Stattdessen ergeht sich Kühnert noch am Wahlabend in Phantasien, wie die SPD mit fast neun Prozent hinter der Union doch noch den Ministerpräsidenten in einer rot-grünen Koalition stellen könnte. Er will frech-parasitär von den phantastischen Zugewinnen der Grünen profitieren und mit dem Erfolg der Öko-Partei den eigenen Misserfolg kaschieren.
Was ist aus dem einstmals unbefangenen Juso-Vorsitzenden Kühnert geworden, der mit originellen Ideen und provokanten Forderungen seine Partei vor sich hertrieb ? Offensichtlich zeigt sich auch bei ihm, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt. Kevin Kühnert in der Funktion des Generalsekretärs nur noch ein Apparatschik, der – koste es was es wolle, und sei es die eigene Glaubwürdigkeit – verbal alles – auch das Schlimmste – zum Besten seiner Partei wendet. Soll den Zuhörern doch der Mund vor Staunen offen bleiben. Kanzler Olaf Scholz war vom gescheiterten SPD-Spitzenkandidaten Thomas Kutschaty demonstrativ und offensiv in den nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf eingebunden worden. Die eigentlich ganz normale Erwartung an eine solche Konstellation: Der Berliner Regierungschef werde an Rhein und Ruhr Stimmen für die SPD mobilisieren. Ob der zumindest kommunikativ äußerst schwache Scholz Wähler abgeschreckt hat, kann man vielleicht nicht definitiv behaupten. Ein Zugpferd zumindest war er nicht – genauso wenig wie vor einer Woche in Schleswig-Holstein. Scholz bringt nichts für seine Partei, entwickelt keine Bindekraft, er zieht nicht. Aber auch hier kein einziges kritisches oder nachdenkliches Wort vom SPD-Generalsekretär. Vielmehr nur Lobeshymnen auf den Kanzler und Genossen Olaf, wie toll der das alles in Berlin und international mache und dass weite Teile der Bevölkerung froh darüber seien. Sollte das denn irgendwann stimmen, könnte das ja mit der sozialdemokratischen Ära noch was werden, von der Kanzler Scholz vor einigen Monaten öffentlich geträumt hatte. Bisher aber spricht in der Realität nichts dafür – im Gegenteil. Es geht wieder ganz schön runter.
Kevin Kühnert war mit seiner Aussage zur Wahl in NRW kaum zu ertragen. Allerdings hat scheint bei den SPD-Verantwortlichen eine allgemeine Realitätsferne zu grassieren. So phantasierte der SPD-Kandidat nur von wenigen Prozentpunkten und der Vorsitzende träumt von rot/grün/gelb.
Gehts noch!!!