Es gab mal Zeiten, da konnte die CSU vor Kraft kaum gehen. Vor lauter Selbstbewusstsein drohten den führenden zumeist Herren dieser bayerischen Partei die Hemden zu platzen. Das „Mia san mia“ stammt nicht vom FC Bayern, sondern von dieser CSU, über die einer der großen Journalisten der SZ, Herbert Riehl-Heye, einst geschrieben hatte: die Partei, die das schöne Bayern erfunden hat. Die CSU war Bayern, mit Franz-Josef Strauß an der Spitze, kaum einer konnte ihr was anhaben. Und wenn einer wie Strauß mal daneben langte- man denke an die Spiegel-Affäre mit den Verhaftungen von Augstein und Ahlers- dann flog er aus dem Kabinett, was aber nicht hieß, dass er in Bayern draußen war. Im Gegenteil: Hund sans schon, hieß es bewundernd. Und heute? Hund sans nimmer, urteilt die SZ. Dass die Partei ihren Generalsekretär vor Tagen überraschend verlor und jetzt schon einen neuen präsentiert hat, Huber statt Mayer, statt eines Mannes mit Platz in Berlin einen aus der Landtagsfraktion, immerhin. Ein heikler Job, die CSU steht auf der Kippe, in Umfragen hat sie gerade noch Werte von etwas über 30 Prozent. Absolute Mehrheiten, das war die Sache ihrer Vorväter. Wenn das so weitergeht, einen solchen Satz hätten sie früher belacht, heute traut sich kaum einer von ihnen, das Schlimmste auch nur anzudenken.
Wer je als Journalist in Bayern gearbeitet hat oder für eine bayerische Zeitung, bekam es irgendwann mit der CSU zu tun. Sie konnte wunderbare Gastgeber sein, locker bei einer Halben Bier, einer Brezn oder einer Leberkäs-Semmel über die Welt lachen und spotten. Aber wehe, man legte sich mit ihnen an, kritisierte sie öffentlich. Dann konnte es schon passieren, dass einer ihrer Vorleute am nächsten Morgen in der Früh um acht Uhr sich ohne Vorwarnung am Telefon meldete und alles rausließ an Schimpfwörtern, die man in Bayern schon mal benutzt. Ich verzichte auf Einzelheiten, auf Namen. Später war die Geschichte ohnehin schnell vergessen. Aber dass sie gern austeilen und sehr un gern einstecken, das gehört zum Kern dieser Landsmannschaft. Nein, so krass, wie es jetzt geschildert wird im Fall des Herrn Mayer gegen den Bunte-Reporter, war es nicht.
Schlagzeilen, nichts als Schlagzeilen
Die CSU produziert Schlagzeilen wie nie zuvor. Es bröckelt und kracht, schildert die SZ die Lage nach Mayers Rücktritt. Auf der Medien-Seite beschreiben die Blattmacher aus München den Austausch von Meinungen und Beschimpfungen zwischen dem Generalsekretär Mayer und der Zeitschrift Bunte. Überschrift: „Vögeln, lügen, töten.“ Und im München/Bayern-Teil schüttet der Kolumnist unter dem Titel: „Der Mensch ändert sich“ einen Eimer Häme und Spott über die CSU und ihre Affären aus. Es wäre „reizvoll gewesen, ein wenig darüber nachzusinnen, warum ein außereheliches Kind bei hohen CSU-Politikern offenbar zum guten Ton gehört, der Sachverhalt an sich aber trotzdem ein Skandal ist.“ Und schwupp hat der Autor den ehemaligen CSU-Parteichef Horst Seehofer, der zudem bayerischer Ministerpräsident war und Bundesinnenminister im letzten Kabinett von Angela Merkel, in der Affäre untergebracht.
Und dieser Seehofer hatte auch ein uneheliches Kind in Berlin. Als das bekannt wurde, geriet der Seehofer in eine Art Schnappatmung, man rätselte darüber, wer diese Geschichte durchgestochen habe und wies mit dem Zeigefinger der Vermutung auf Markus Söder, der aber alles abstritt. Und da es nun mal ein Skandal war, wie damals vor Jahrzehnten, als der Theo Waigel befreundet war mit der Skirennläuferin Irene Epple, mit der er seit ebenso vielen Jahren verheiratet ist und einen schon erwachsenen Sohn namens Konstantin hat, durfte der Seehofer erst im zweiten Anlauf Parteichef werden. Waigel war zwar Chef der CSU, aber Stoibers Freunde sorgten damals dafür, dass die Geschichte erzählt wurde in Bonn und anderswo, wenn ich es richtig erinnere(neudeutsch), war auch ein hoher Kirchenträger informiert, und so wurde eben der Stoiber Ministerpräsident und nicht Theo Waigel. Übrigens hat der Stoiber damals auch abgestritten, dass er etwas mit der Verbreitung der privaten Geschichte von Waigel zu tun habe. Er doch nicht, um Gottes willen, nein!
Affären Mayer, Maut und Maske
Affäre Mayer, Affäre Maut, Affäre Maske. Dreimal M. Und alles hängst an der CSU. Dabei wollte der Söder doch eine neue CSU aufstellen, moderner, weiblicher. Es ist ihm nicht gelungen, die CSU von den alten Geschichten ihrer Amigos zu befreien.Gegen den einstigen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der sich auf dem Bundespresseball in bester Laune präsentierte, gibt es Ermittlungen wegen des Verdachts der Falschaussage im Zusammenhang mit dem milliardenteuren Maut-Debakel. Rund eine halbe Milliarde Ersatz fordern die Firmen, weil die Maut nicht zustande kam. Scheuer, meinte kürzlich Theo Waigel, sei der arme Hund in der Sache Maut, weil die Geschichte ja von Dobrindt/Seehofer angezettelt wurde. Stimmt. Hätte man daraus eine Maut für alle gemacht, in Europa, die alle hätten zahlen müssen, auch die deutschen Autofahrer, würden die Kassen längst klingeln. Aber die CSU, Dobrindt, Seehofer und Scheuer wussten es ja besser. Nach der Melodie: Uns kann keiner. Dabei konnte jeder Normalbürger ahnen, dass das schiefgehen würde. Und es ging schief.
In Bayern läuft zudem der Untersuchungsausschuss zu den Maskenaffären, bei der sich Raffzähne bedient haben und sich sogar noch Corona-Ausfallgeld auszahlen ließen, das sie später zurückzahlten. Viele Millionen wurden dabei verdient von einer Firma, bei der eine Tochter von Tandler führend tätig ist. Gerold Tandler, das war einer der jungen Spezln von Strauß, dessen Tochter Monika Hohlmeier in diesem Zuasammenhang genannt wird. Aber sie habe wohl nur telefonisch vermittelt, keinen Cent bekommen. Und Alfred Sauter, ein ehemaliger Minister, gehört dazu, ferner ein CSU-Abgeordneter, der inzwischen die Partei verlassen hat. Aus dem Leid von Menschen Kapital schlagen, ist schon abstoßend. Warten wir mal ab, was noch bekannt wird. Das bayerische und das Bundesgesundheitsministerium sind auch genannt worden in diesem Geschäft. Ihre Rolle könnte pikant werden.
Und jetzt der Herr Mayer, Ex-Staatssekretär in Berlin, dort Mitglied der CSU-Landesgruppe. Dieser Stephan Mayer sollte mithelfen, den Ruf der CSU als einer traditionell konservativen Heimatpartei zu festigen. Großstadtpartei sollte sie auch sein und selbstredend Umweltpartei. Nicht umsonst hatte der Meister Söder einst einen Baum umarmt. Aber so einfach ist es nicht, dem veränderten Lebensgefühl der Menschen auch in Bayern und zwar in der Stadt wie auf dem Land gerecht zu werden. Die Grünen sind da weiter. Nächstes Jahr muss die CSU antreten mit Markus Söder. Wenn die CSU neben den Freien Wählern einen weiteren Partner braucht, um eine Regierung bilden zu können, wird es eng werden für Söder. Bei der Landtagswahl 2023 geht es um alles, würde Söder sagen, da es um seinen Kopf geht, pardon seine politische Zukunft. „Es ist eine Tragödie“, hat er den Abgang von Herrn Mayer beklagt, von einem bitteren Tag gesprochen. Für wen eigentlich? Für Mayer, weil der offensichtlich oder vermutlich einen Reporter der Bunten attackiert haben soll, weil der ans Licht der Welt gebracht habe die Sache mit dem unehelichen Kind von Herrn Mayer, das dieser verheimliche. Mayer soll getobt haben: „Ich werde Sie vernichten, verfolgen“, 200000 Euro Schadensersatz sollte Mayer von dem Reporter verlangt haben. Nun werden sie vor Gericht weiter streiten. Wenn sie nicht aufpassen, kann es bis ins Wahljahr gehen.
Mayer wurde einst von Söder vorgestellt als „konservativ, katholisch“. Ob da die Sache mit dem unehelichen Sohn nicht ins Bild passt, zumal wenn man aus Altötting, dem Wallfahrtsort stammt? Und das im Jahre 2022. Wenn der Herr Mayer wirklich gesundheitliche Probleme hat, dann tut er mir Leid. Das andere sind seine verbalen Ausfälle, die nun wohl vor Gericht öffentlich bekundet und bezeugt werden. Monat für Monat. Und da hilft ihm kein Geschrei.
Russland-Connection mit Stoiber
Ja, dieser Markus Söder kann einem fast Leid tun? Wohl kaum. Wer ihn gehört hat vor Tagen, wie er gegen Bundeskanzler Scholz gewettert hat, dessen Verhalten das eines Kanzlers unwürdig nannte. Und wenn wir schon von der Rußland-Connection reden, Herr Söder, darf die CSU nicht vergessen werden, Herr Stoiber zumal. Ein Fernseh-Streifen machte kürzlich die engen und vielen Bande zwischen CSU-München und Putins- Moskau deutlch. Oder soll hier der alte Satz gelten: CSU-Geld gutes Geld, CSU-Gas, gutes Gas, nur die Geschäfte der Sozen sind und waren von Übel. Soll etwa die große SPD und deren bekannte „übermächtige“ Rolle im Freistaat schuld an der starken Abhängigkeit Bayerns von russischem Gas sein?
Oder nehmen wir die zwielichte Rolle, die der große CSU-Chef über Monate gegen den Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet gespielt hat. Wie er ihn ständig vorgeführt, gegen ihn gestänkert hat. Jetzt zeigt sich Söder mit seinem neuen Freund, dem Friedrich Merz, öffentlich. Das neue große Duo der Union, was sage ich, von Deutschland, der eine ein Besserwisser, der andere ein Wichtigtuer. Söder, der in seiner politischen Laufbahn schon manchen getrieben hat, man frage neben Laschet mal Seehofer oder Merkel, die auch ihre Erfahrungen mit dem Franken gemacht hat, sei ein Getriebener. So die SZ. Da ist was dran. Und mancher wird ihn beobachten, wie er zappeln wird, nervös reagiert, wenn die Umfragen nicht besser werden. Er kennt das Spiel, wenn Wahlen verloren gehen. Dann ist es schnell vorbei mit einer Karriere. Ob Martin Huber(44), ihn retten kann? Söder beschreibt ihn bei der Vorstellung: „er brennt, er ist bereit, modern, konservativ, wertebewusst, weltoffen“ einfach ein kluger Kopf. Söders Gesamturteil: „Einfach seriös.“ Das ist wohl neu in dieser Umgebung, inmitten all der erwähnten Affären. Der Chef traut ihm zu hundert Prozent. Und als ein Reporter die Frage nachschießt, ob er in diesem Fall das Privatleben des Herrn Huber genau geprüft habe, bleibt Söder nur die Antwort: „Eine unangemessene Frage. “ Es gehe doch hier nicht um ein polizeiliches Führungszeugnis. Warten wir es ab.
Bildquelle: csu.de, CC BY-SA 4.0, via Wikipedia