Aller Tage Abend
Häuser, Hochhäuser, Wohnhäuser,
wohnen innerhalb von 4 und mehr Wänden, Wände aus Beton, haltbare Wände,
eigentlich,
sie halten die Kälte draußen, sie kühlen gegen Hitze, sie schützen den eigenen Raum,
sie machen eine Familie gemütlich im Beisammensein, sie tragen die Dächer,
Häuser schützen, nicht nur vor Zugluft.
Erbaut in harter Knochen-Arbeit, von Maurern, von Zimmerleuten, von Anstreichern sorgfältig ausgeführt,
und Elektriker und Fliesenleger und Gerüstbauer und Betonmischer –
sie alle investierten mit ihrem Hand-Werk jede Menge Energie, menschliche Tatkraft,
in vielen Stunden, konzentrierte Aufmerksamkeit, stolz auf die eigene Leistung, auf das Können, das sinnvolle Tun, das eigene Gestalten, die eigenen Kräfte,
und doch Müh und Plag,
und dann müde von der Anstrengung, und dann selber nach Hause, nach dem Tagwerk.
Häuser, Hochhäuser, Wohnhäuser,
sie sind eine solide Grundausstattung, meistens gepflegt, damit man lange was davon hat.
Innen schöne Tapeten, innen eine Heizung, innen schön hingehängt die Gardinen,
die Fotos an den Wänden,
diese „Weißt du noch…letztes Jahr am Meer…“
Bilder – Erinnerungen.
Das Wohlfühlen in eigener Welt.
Und in der Küche, unserer Küche, das Körbchen für die Brötchen,
das Körbchen von Katja im Werkunterricht selbst gebastelt,
der moderne Kühlschrank, war nicht billig, das leckere Essen da drin,
die karierte Tischdecke, weißt du noch,
und unsere Vorräte, die für alle Fälle,
und die Kräuter auf dem Balkon, unser schöner Balkon.
Ob der neue Sonnenschirm denn noch da ist?
Und wir haben uns doch so viel Mühe gegeben.
Und unsere Schlafzimmer, nicht so modern, aber noch gut genug, eigentlich.
Dort waren die schönen Träume noch möglich
Und vor allem sind Wohnhäuser nicht einfach Infrastruktur. Sie sind etwas ziemlich persönliches, ein Heim eben, ein Nest. Für die Allgemeinheit von geringer Bedeutung, für das Menschsein aber fundamental wichtig. Keine Kriegsziele? Kommt drauf an, wen man treffen möchte im Krieg, die Administration und Struktur des Landes oder eben vor allem die Menschen.
Ja Ralf,
und so gab es bereits zu Kriegsbeginn den wahrhaftig verzweifelten Satz der Ukrainer:innen:
„We are not territory – we are people!“
So long Marianne