Es geschah vor wenigen Tagen. In Frankreich, wo sie sich sicher fühlten, wo sie lebten, studierten, ihren Geschäften nachgingen. Sie wurden getötet, weil sie Juden waren. Seitdem hat sich für nicht wenige Juden in Europa die Welt verändert, die Unsicherheit, ja die Angst ist wieder da, auch in Deutschland, wo schon vor einem halben Jahr während des Gaza-Krieges Parolen wie „Tod den Juden“ gebrüllt wurden. In München, in Berlin und in anderen Städten. Und nun hat der Mord an vier Juden in einem koscheren Supermarkt in der Hauptstadt Paris die Stimmung auf der anderen Seite des Rheins gedreht. 70 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Russen.
Im Münchner Lokalteil der „Süddeutschen Zeitung“ überschreibt der Redakteur seinen Kommentar zum Jüdischen Leben in München mit: „Zwei Gesichter einer Stadt“. Auf der einen Seite präsentiert sich die heimliche Hauptstadt Deutschlands gern als weltoffen, freundlich, tolerant, als eine Stadt, in der jeder vierte Bewohner Ausländer ist und in der „das Zusammenleben doch funktioniert“. Ein Urteil, das jeder Besucher der bayerischen Metropole bestätigen wird. Tausende, ja Zehntausende gingen in den letzten Wochen gegen Fremdenhass auf die Straße und ließen keinen Zweifel an der Mentalität und Einstellung der Münchner aufkommen: Liberalitas Germaniae. Der Oberbürgermeister stellte sich vor die Flüchtlinge. Das ist München, wie ich es vor Jahrzehnten als Student und immer wiederkehrender Tourist kennen- und schätzen gelernt habe. Das Bayerische im Herzen und die Welt vor Augen.
Klar gab es stets auch eine andere Seite, wie es sie halt in jeder Großstadt zu finden ist. Und der Geschichtskundige weiß von der braunen Vergangenheit dieser Stadt, die von den Nazis und deren Sympathisanten nicht von ungefähr mit dem wenig schmückenden Titel „Hauptstadt der Bewegung“ ausgezeichnet wurde. Dieses München hat sich spät mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt, so wie es der große FC Bayern auch getan hat, indem er die Geschichte seines Präsidenten Kurt Landauer hat nachzeichnen lassen, jenes Mannes, der Deutscher jüdischen Glaubens war und den die Nazis in den 30er Jahren aus dem Amt drängten, der im KZ Dachau landete und nur um Haaresbreite dem Tod entkam, weil er in die Schweiz ausreist. Und auch das gehört dazu: Dass er Jude war, das haben ihm manche Bayern nach dem Krieg so schnell nicht verziehen, ja Landauer wirft 1951 kurz vor einer erneuten Kandidatur als Vorsitzender des FC Bayern das Handtuch, weil man ihn auch wegen anhaltender Misserfolge des Fußball-Klubs wüst beschimpfte. Das ist Geschichte, wahr und nicht vergessen.
München heute ist anders, aber auch im heutigen München passieren peinliche Dinge, wie sie von Vertretern der Israelischen Kultusgemeinde erzählt werden. Und da zeigt sich die Kehrseite der Medaille, die schäbige Seite der Weltstadt mit Herz. Keineswegs können Menschen hier ohne Angst leben, ist zu lesen. Und diese Angst gehe nicht von Fremden aus, sondern von Münchnern. Es habe heftige und wiederkehrende Anfeindungen gegeben, vor allem in den zurückliegenden beiden Jahren, gibt die SZ Meinungsäußerungen von Juden in München wieder. Dass Synagogen von der Polizei geschützt werden, dass vor jüdischen Einrichtungen wie Synagogen Polizei-Fahrzeuge den ganzen Tag parken, kann man fast in allen Städten Deutschlands sehen, das ist keine Münchner Besonderheit, das ist, so Leid das tut, Alltag hier.
Aber schlimm ist, wenn die „liberale jüdische Gemeinde Beth Shalom aus Sicherheitsgründen die Adresse ihres Arbeitsraumes geheim“ halten muss. Dass sich die „Vorsitzende der Israelischen Kultusgemeinde nur mit Personenschutz in die Öffentlichkeit wagt“. Dass „einige Juden in der Stadt ihre Kippa verstecken“, ihre Kopfbedeckung abnehmen, damit sie nicht als Juden erkannt werden. Das ist nicht erfunden, dies ist dem Lokalteil der angesehenen SZ entnommen, teils wörtlich und das beruht auf Schilderungen von Juden in München. Und das ist schlimm und nicht schönzureden. Und das passt so gar nicht zu dieser Stadt.
Einer Stadt, in der man gern lebt, weil sie so beliebt(aber auch sehr teuer) ist und die wächst und wächst. Aber in der SZ ist zugleich zu lesen, dass Deutsche jüdischen Glaubens darüber nachdenken, ob sie nicht auswandern sollen, weil sie sich nicht mehr sicher, weil sie sich „angefeindet fühlen“. Da wird ein Wirt zitiert, der nach vielen Jahren in der Stadt erschrocken darüber ist, „wie viel Hass, wie viele Vorurteile ihm entgegenschlagen“. Zwei Jahre will er sich das noch anschauen. Wenn sich nichts ändert? „Dann bin ich weg“. So die SZ. An anderer Stelle ist zu lesen, dass das München-Bild eines Juden, der hier seit 35 Jahren lebt, weil er München immer als einen Ort geschätzt habe, in dem er in Ruhe und gut aufgehoben leben konnte, Risse bekommen habe. Niemand gehe hier „mit ganz mit erhobenem Kopf“. Der Mann möchte sein Foto nicht in der Zeitung sehen, er möchte nicht „zur Zielscheibe“ werden.
Was bedrückt, ist nicht so sehr die Tatsache, dass vielleicht Muslime gegen Juden herumpöbeln. Nein, betont die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, der früheren Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, sondern es seien Rechtsextreme, Linke und Menschen aus der bürgerlichen Mitte gewesen, deren gemeinsames Feindbild „Wir Juden“ gewesen sei.
Drohbriefe, Anrufe, zerkratzte und bespuckte Autos. Der tägliche Rassismus nicht nur in München. Natürlich ist das nicht das Gesamtbild von München, und natürlich gibt es vergleichbare Attacken und Beschimpfungen gegen Juden auch in anderen Städten. Aber das macht es ja nicht besser, 70 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee im Frühjahr 1945, genauer am 27. Januar, ein Tag, an dem des Massenmords an Millionen Juden durch die Nazis gedacht wird. Nie wieder hatte sich Deutsche nach Ende des Faschismus geschworen.
Solidarität mit Juden ist gefordert, im Alltag, täglich, auf der Straße, im Zug, im Büro, in der Kneipe, wo auch immer. Wir müssen uns Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit, wie man das auch jetzt wieder in der so genannten Pegida in Dresden Woche für Woche hören kann, entgegenstellen, der Mob darf mit seinen ausgelebten Aggressionen nicht Menschen Angst machen, weder den Muslimen noch den Juden. Wehret den Anfängen!
Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, hat hier ein Zeichen gesetzt. Erstmals besuchte er die örtliche jüdische Gemeinde und zeigte sich bei der Visite der Synagoge solidarisch mit den Deutschen jüdischen Glaubens. „Mich entsetzen die Anschläge auf jüdische Einrichtungen, die Jüdinnen und Juden treffen und töten sollen,“ erklärte der Kardinal. Ermutigend sei, so Woelki, „welch breites gesellschaftliches und religiöses Spektrum sich gegen rechte Parolen und Stimmungsmache öffentlich ausspricht.“ Gerade jetzt, so betonte der Erzbischof, angesichts bedrückender Zeiten sei „mir unsere Begegnung und unsere Verbindung wichtig und notwendig.“
Bildquelle: Wikipedia, JJ Georges, Le magasin Hyper Cacher, porte de Vincennes à Paris, au lendemain de la prise d’otages, CC-BY-SA 4.0
könnt ihr bitte aufhören so zu tun, als wüsstet ihr nicht von WEM die martialischen parolen gebrüllt wurden? zur information, es waren RADIKALE MUSLIMS. gegen solche leute protestieren die **gidas! also hört auf die realität zu verdrehen und so zu tun als ob nazis hier herumlaufen würden- die muslime sind die EINZIGEN, vor denen die wirklich angst haben!
und diese gefahr hat nichts, aber auch GAR NICHTS mit der ns-zeit zu tun.
lügenmedien!!