Nach einem äußerst knappen Wahlausgang hat Südkorea mit Yoon Suk-yeol einen neuen Präsidenten. Der 61 Jahre alte Konservative von der größten Oppositionspartei „People Power Party“ (PPP) wurde am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit Südkorea) hauchdünn zum neuen Präsidenten Südkoreas gewählt und übernimmt die Verantwortung, das 55 Millionen-Land für die nächsten fünf Jahre zu führen. Analysten hatten mit einem deutlicheren Wahlerfolg für Yoon gerechnet.
Der ehemalige Generalstaatsanwalt sicherte sich rund 16 Millionen Stimmzettel oder 48,59 Prozent von 97,67 Prozent der Stimmen, die bis 3:50 Uhr ausgezählt wurden. Da Yoon seinen rivalisierenden Kandidaten der regierenden Demokratischen Partei Koreas (DPK), den sozialliberalen Lee Jae-myung, um 0,8 Prozentpunkte übertrumpfte, wird erwartet, dass ihm trotz der restlichen ungezählten Stimmen der Sieg nicht mehr zu nehmen ist. Die Bestätigung des Wahlergebnisses wird für Donnerstagmittag (Ortszeit) erwartet. Der unterlegene Lee hat indes seine Niederlage bereits eingeräumt.
Yoon, der sich rühmt, die konservative Ex-Präsidentin Park Geun-hye wegen Korruption und Amtsmissbrauch hinter Gitter gebracht zu haben, will nun auch als neuer Präsident gegen den amtierenden Präsidenten Moon, der nicht mehr antreten durfte, ermitteln lassen. In Südkorea sind schon mehrere Ex-Staatsoberhäupter verurteilt, aber später auch begnadigt worden.
In seiner Rede vor der Nationalversammlung beschrieb Yoon seinen Sieg als „einen Sieg des Volks“, wie die südkoreanische Tageszeitung „The Korea Times“ unter Berufung auf Yoon schreibt. „Es war ein hitziges Rennen und ich habe während des Wahlkampfs viele Dinge gelernt“, sagte Yoon laut der englischsprachigen Zeitung. „Ich glaube, das Ergebnis ist eher ein großer Sieg des Volkes als ein Sieg von mir.“
Wie in Südkorea üblich wird auch an die Rivalen gedacht und sich gegenseitig Respekt gezollt. „Ich möchte auch dem DPK-Kandidaten, Lee Jae-myung, und dem Kandidaten der Gerechtigkeitspartei, Sim Sang-jung, meinen Dank aussprechen, und ich schätze unseren Beitrag zum Fortschritt der koreanischen Politik sehr“, sagte Yoon. „Wenn ich das Amt antrete, werde ich den Geist der Verfassung und der Nationalversammlung ehren und mit der Oppositionspartei (DPK) zusammenarbeiten, um den Menschen besser zu dienen“, zitiert die „The Korea Times“ den frisch gewählten Präsidenten.
Der Sieg des 61-Jährigen kam, nachdem er eines der engsten Rennen bei den Präsidentschaftswahlen in dem ostasiatischen Land überhaupt inszeniert hatte, aber nicht überraschend. Auch in der Umfrage (exit poll) der drei südkoreanischen TV-Sender KBS, MBC und SBS gewann Yoon 48,4 Prozent der Stimmen und der Kandidat der Regierungspartei 47,8 Prozent.
Yoon steht laut Südkorea-Experten eher nicht für Erneuerung, will den Status quo verwalten und Südkorea außenpolitisch mehr an die USA und Japan binden. Experten rechnen daher mit möglichen Spannungen mit Nordkorea und China.
Er will das US-Raketenabwehrsystem THAAD in Südkorea stärken, das zu chinesischen Sanktionen führte. Yoon befürwortet gegenüber Nordkorea sogar Präventivschläge. Ebenso verfolgt Yoon einen streng marktwirtschaftlichen Kurs und will sozialliberale Reformen, die sein Vorgänger Moon eingeführt hatte, wieder rückgängig machen. Unter jungen südkoreanischen Männern sei Yoon besonders erfolgreich gewesen, heißt es.