Wenn es um die Preisexplosion bei Gas, Heizöl, Benzin und Strom geht, herrscht noch Ruhe in der Republik. Die Demonstrationen und Proteste von vielen als „Spaziergänger“ getarnten Bürgerinnen und Bürgern auf den Straßen zahlreicher Städte richten sich derzeit vor allem gegen das Corona-Impfen, obwohl dies dem Einzelnen mehr Schutz seiner Gesundheit und der Gemeinschaft, gar das Ende der seit zwei Jahren grassierenden Pandemie bringen könnte.
In diesen Wochen erhalten Millionen privater Haushalte ihre Abrechnungen für den Energieverbrauch im letzten Jahr und zugleich die Mitteilung über die drastischen Preiserhöhungen für 2022. Für viele ist das ein riesiger Schlag ins Kontor – vor allem für jene, bei denen das Haushaltsbudget ohnehin schon auf Kante genäht ist.
Starke Einkommensverluste
Ohnehin trifft die Corona-Pandemie die Menschen finanziell schwerer als bisher bekannt. Weit über 40 Prozent aller Haushalte melden, dass sie in den letzten zwei Jahren Teile ihres Einkommens eingebüßt und vielfach Ersparnisse verloren haben. Jeder sechste Haushalt hätte finanzielle Hilfe gebraucht, hat jedoch keine erhalten, so das Ergebnis einer Befragung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Dabei sind Selbständige und Minijobber besonders hart betroffen. Aber auch jüngere Erwerbstätige und vor allem auch Alleinerziehende mussten harte Einschnitte hinnehmen.
Kein Ausgleich durch staatliche Hilfen
Der Staat hat zwar mit seinen Hilfsmaßnahmen versucht, die Not zu lindern und manche Einkommenslücke zum Teil überbrückt – etwa mit dem Kurzarbeitergeld, dem Kinderbonus und der Vereinfachung von Hartz IV. Dennoch entstanden oft genug mehr oder weniger große Löcher in den Kassen der Haushalte. Für manche waren häufig auch die Hürden zu hoch, um an die staatlichen Hilfsmaßnahmen zu kommen. Die einen verfügten nicht über ausreichend Informationen, die anderen scheiterten an der Bürokratie, um an die staatlichen sozialen Leistungen zu kommen.
Mehr als jede zweite Familie mit niedrigen Einkommen fühlte sich stark belastet. Sehr oft fiel die Kinderbetreuung und Schule aus, sodass ein Elternteil nicht zur Arbeit gehen konnte. Viele Beschäftigte in der Gastronomie waren infolge der Schließung von Restaurants nicht mehr gefragt; manche konnten ihr ohnehin schmales Einkommen – oft nur ein 450 Euro-Job – nicht mehr durch Trinkgelder aufbessern; nicht wenige wurden auch arbeitslos, weil zahlreiche Gaststätten und Kneipen endgültig schlossen.
Böse Folgen der Krise
Die Krise ist nach wie vor nicht vorbei: Niemand kann heute exakt voraussagen, welche Mutationen unser Land nach Delta und Omikron noch heimsuchen werden. Die wirtschaftlichen Folgen sind unkalkulierbar: Die Hoffnungen, dass das Wachstum im laufenden Jahr wieder kräftig ausfallen und uns einen deutlichen Wohlstandsgewinn für alle bescheren wird, werden von Prognose zu Prognose geringer. Die Sorgen vor allem der „Kleinen Leute“, die über keine größeren Vermögen oder finanzielle Reserven verfügen, sind bereits gestiegen und dürften noch größer werden. Das belastet nicht wenige Menschen auch psychisch, wenn es ihnen an Selbstwertbewusstsein mangelt und in der Krise kaum oder kein verlässliches soziales Umfeld gegeben ist. Verstärkend wirkt sich dann insbesondere die finanzielle Not aus, zumal die meisten Betroffenen nicht auf monetäre Hilfen seitens der Familie, von Freunden oder Bekannten zurückgreifen können.
In den Ministerien der Finanzen, für Wirtschaft und Soziales wird geprüft, wie den in Schwierigkeiten geratenen Firmen mit weiteren Überbrückungsgeldern und Krediten geholfen werden kann. So wichtig dies immer ist, auf der bundespolitischen Ebene sollten die privaten Haushalte in ihrer Not nicht vergessen werden.
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