Es weihnachtet mal wieder. Allerdings ist die gegenwärtige Heimsuchung der Menschheit, und die allumfassende Seuche Corona Pandemie wenig geeignet, sich festlich zu gebärden, und sich von Wachs- oder elektrischen Kerzen beleuchtet die Weihnachtsgans schmecken zu lassen. Nächstenliebe sähe anders aus. Solidarität wird daher dringend benötigt.
Umso mehr, wenn erst ein Papstbesuch wie jüngst in Griechenland für manchen Anlass ist, aufmerksam, zu werden, warum Papst Johannes vom Toten- und nicht vom Mittelmeer spricht. Gerade ist wieder einmal ein Boot gekentert. 27 Menschen ertranken, darunter Frauen und Kinder. Vor und nach ihnen sind es mittlerweile über tausende, die sich weiter dem nassen Tod im Mittelmeer ausliefern, weil sie nicht wissen, was weltweit seuchentechnisch ansteht. Wohin aber fliehen: Allein für Deutschland erreicht das Zählwerk des Todes zurzeit mehr als 100 000 Tote, die mit oder Corona das Zeitliche segneten.
Nun sind es bereits die Zweiten Weihnachten, die es mit Corona schwer machen, im engsten Familienkreis noch Weihnachtliches empfinden zu können. Der Schrecken, der Coronaseuche ist aber weltumspannend und so ist es schwierig noch Regionen zu finden, die seuchenfrei sind. Mehr dagegen sind die Länder, die in großer Armut in Afrika oder Lateinamerika zu finden sind, und sich dem Virus und seiner vielfachen und ansteckenderen Mutanten zu erwehren haben. Ihnen fehlt es an Impfstoff. Es bedarf dringender Solidarität weltweit ausreichend Impfstoff zu liefern, um der Seuche Herr zu werden.
Immer zu weihnachtlicher Zeit werde ich daher daran erinnert, wie unvollkommen weiterhin arm und reich in der Welt verteilt ist. Für mich unvergesslich die Stadt Mainz, die wir, meine Mutter meine Schwester und ich, nach der Flucht aus der DDR kurz vor Weihnachten 1952 erreichten. Die Stadt war nach dem Krieg noch ein großes Trümmerfeld und wir Kinder mussten in einem halbwegs aufgebauten Hinterhaus, das mit den Steinen eines Trümmergrundstücks notdürftig bewohnbar gemacht worden war und sich als „Bahnhofshotel“ ausgab. Das Dach war leider undicht und bei Regen lief das Wasser buchstäblich an den Wänden herunter. Meine Schwester und ich nannten diese Unterkunft unsere Tropfsteinhöhle. Hier warteten wir Weihnachten im Dezember 1952 auf die Rückkehr unserer Mutter, die vergeblich für uns alle nach einer gemeinsamen Unterkunft gesucht hatte. Sie hatte schließlich in einem Vorort der Stadt zusammen mit einer Freundin ein Zimmer mieten können, allerdings unter der Bedingung, nur ohne Kinder. Wir lernten, dass Familien mit Kindern wegen herrschender Wohnungsnot nicht erwünscht waren.
Es war ein trauriges Weihnachten damals 1952. Die Erinnerung daran kommt mir fast immer, wenn Nachrichten jeweils im Dezember dazu Anlass geben, wie aktuell an der Grenze zwischen Belarus und Polen oder Syrien. Nächstenliebe und die Einsicht, unseren Lebensstil zu ändern und den Generationenimperialismus zu überwinden, und nicht zu glauben, den blauen Planeten und seine Rettung nur der kommenden Generation auf die Schultern zu legen. Es könnte sein, dass die Zeit dafür dann nicht reicht.