Am 6. Dezember werden viele Millionen Kinder in unserem Land wieder das bekannte Lied singen: Nikolaus, komm in unser Haus. Das Fest des Heiligen Nikolaus hat eine sehr lange Tradition. Doch nur wenige wissen noch etwas mehr über diesen hochverehrten und auch vielfach besungenen Mann, als dass seine „Nachfolger“ mit einem Sack voller Geschenke zu den Familien kommen und reichlich Gaben austeilen sollen.
Den Heiligen Nikolaus gab es jedoch tatsächlich, wenn auch schon vor langer Zeit. Er wurde etwa um das Jahr 280 nach Christi Geburt, als Sohn einer wohlhabenden Familie, in Patara in der Türkei geboren. Im jugendlichen Alter von 19 Jahren wurde Nikolaus zum Priester geweiht. Sein Onkel, der damals Bischof Nikolaus von Myra war, setzte ihn als Abt im Kloster Sion in der Nähe seiner Heimatstadt ein. Nikolaus, erhielt seine religiöse Erziehung von seinem Onkel, dem Bischof von Patara. Während der Regierungszeit von Kaiser Konstantin I. (324-337) wurde er zum Bischof von Myra ernannt. In der „Vita Nicolai Sionitae“, der Lebensgeschichte des Nikolaus von Sion wird berichtet, dass Nikolaus in einer Grabanlage in Myra begraben wurde.
Wallfahrtsort im Südwesten der Türkei
Myra, das heutige Demre, ist ein Stadt im Südwesten der Türkei und liegt in der herrlichen Landschaft der Provinz Lykien. Schon bald nach dem Tod von Nikolaus etwa im Jahre 350 wurde Myra zu einem Wallfahrtsort, in den viele Menschen pilgerten, die sich in Not und Bedrängnis befanden. Der Mann aus Myra, der schon wenige Jahre nach seinem Lebensende heiliggesprochen wurde, wurde von vielen, die sich im Elend befanden, Hunger leiden mussten und als Kinder, Seefahrer oder Frauen verzweifelt waren, als Retter in und aus höchster Not verehrt.
Diese Tradition der Verehrung des Heiligen Nikolaus hat sich bis zum heutigen Tag in unzähligen Ländern der Erde fortgesetzt. Viele Menschen pilgern immer noch zu den Stätten seines Wirkens. Die Reise in die türkische Region lohnt sich für alle, die sich für das Leben und Wirken des einstigen Bischofs von Myra interessieren und auf seinen Spuren wandeln wollen.
Besuch des Nikolaus-Grabes
Immerhin gab es im 5. Jahrhundert, über dem ursprünglichen Grab des heiligen Nikolaus, an der Stelle der heutigen Nikolaus-Basilika in Myra bereits eine ihm geweihte Kirche. Kaiser Justinian I. ließ sie nach einem großen Erdbeben in der Region im Jahr 529 in Myra wieder aufbauen. Die heute noch stehende Kuppelbasilika wurde im 9. Jahrhundert neu aufgebaut, nachdem sie wieder durch ein Erdbeben oder möglicherweise auch von Sarazenen aus Südafrika zerstört worden war.
Renovierung der Kirche durch Zar Nikolaus
Im 11. Jahrhundert stahlen Kaufleute aus Bari in Italien den Leichnam des Heiligen Nikolaus und brachten ihn nach Bari. Erst danach wurde Nikolaus von Myra im christlichen Abendland bekannt und zu einem sehr populären Heiligen.
Im Mittelalter wurde Myra zu einem Wallfahrtsort. Reisende, machten auf dem Seeweg nach Jerusalem in Myra Halt um das Grab von Nikolaus zu besuchen. In dieser Zeit wurde die Kirche durch weitere Gebäude erweitert und zu einer Klosteranlage ausgebaut. Im 13. Jahrhundert wurde die Kirche durch Hochwasser der Myra erneut überschwemmt.
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts gab es eine Renaissance für Myra. Es war der russische Zar, der die Wirkungsstätte seines Namenspatrons vor dem endgültigen Verfall retten und die Kirche in den Jahren 1862/1863 fast völlig renovieren lassen wollte. Die Arbeiten wurden jedoch lange Zeit unterbrochen. Erst seit 1963 haben die Museumsdirektion von Antalya und türkische Kunsthistoriker damit begonnen, das Bauwerk systematisch freizulegen. An den Ausgrabungen, die im Auftrag der türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus stattfinden, sind Wissenschaftler verschiedener türkischer Universitäten beteiligt.
Den Besuchern bietet sich heute ein eindrucksvolles Bauwerk: Wo einst eine Kuppel den Kirchenraum überspannte, befindet sich jetzt ein wirklich monumentales Kreuzgratgewölbe. Im östlichen Teil wird der Raum durch eine Apsis abgeschlossen, deren 3 Fenster die Dreieinigkeit symbolisieren. Die Seitenschiffe sind durch drei Arkaden über Pfeilern vom Hauptschiff getrennt.
Ein attraktives Ziel für Touristen
Historisch nicht ganz sicher nachgewiesen ist, dass der antike Säulensarkophag in einer Nische im südlichen Seitenschiff das echte Grab des Heiligen Nikolaus ist. Alle Touristen, die an der türkischen Küste – wie etwa in Antalya und Umgebung – Erholung und Erlebnis suchen, sollten einen Ausflug nach Myra in ihr Programm aufnehmen. Danach werden sie in ihren heimischen Gefilden mit ihren Schilderungen, dass sie auf den Spuren des Nikolaus wandelten, große Aufmerksamkeit finden – vor allem bei Kindern und Enkeln. Die Nikolauskirche in Myra/Demre ist heute noch Wallfahrtsort und Glaubenszentrum orthodoxer Christen und dient als Gedenkstätte.
Der 6. Dezember gilt als Todestag dieses Heiligen und wird fast weltweit von Christen als Gedenktag begangen. Jedes Jahr wird unter Beteiligung der orthodoxen Glaubensgemeinschaft, deren Vorfahren aus Myra stammten, mit einer vom Patriarchat organisierten Zeremonie des Heiligen Nikolaus gedacht. In Europa feiern viele Millionen Kinder das Nikolausfest: Vielfach stellen sich schon am Vorabend Schuhe oder Teller vor die Haustür, damit diese vom Nikolaus mit Süßigkeiten und anderen Gaben gefüllt werden. Ebenso freuen sich besonders kleinere Kinder auf den „persönlichen Nikolausbesuch“, für den er sich nur an diesem Gedenktag auf den Weg vom Himmel zur Erde macht. Noch größer könnte die Freude der Kinder werden, wenn deren Eltern oder Großeltern ihnen eine Reise nach Myra in Aussicht stellten, um dort vor Ort vieles von Sankt Nikolaus zu erfahren.
Weltweiter Nikolaus-Kult
Denn dieser Heilige wird in unzähligen Liedern besungen und verehrt. Zudem gab es über die vielen Jahrhunderte hinweg immer neue Legenden über das Leben und insbesondere auch über die Wunder, die er bewirkt hat: Der Nikolaus-Kult entwickelte sich jedoch erst rund 200 Jahre nach seinem Tod, als der römische Kaiser Justinian Mitte des 6. Jahrhunderts auch eine Kirche für ihn in Konstantinopel errichten ließ. Insbesondere in slawischen Ländern – allen voran in Russland – wurde Nikolaus zum Volksheiligen. In Süd- und Mitteleuropa wurde er erst etwa seit dem 9. Jahrhundert verehrt und gefeiert.
Die erste deutsche Nikolauskapelle soll in Billerbeck im Münsterland gebaut worden sein; die erste Nikolauskirche ist um das Jahr 980 in Brauweiler – in der Nähe von Köln – errichtet worden. Der Kult um den Nikolaus wurde im 10. Jahrhundert besonders stark von der Kaiserin Theophanu, der Ehefrau des Kaisers Otto II., gefördert. Historisch belegt ist allerdings seit 1555 der Nikolausbrauch, Gaben an Kinder zu verschenken.
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