Der Blog-der-Republik trauert um Prof. Dr. rer. nat. habil. Gerd Morgenschweis (77). Von Beginn an war Gerd Morgenschweis ein wichtiger und überaus geschätzter Autor in unserem Blog. Sein Einsatz für die Zukunft unseres Planeten hat er in vielen Beiträgen den Lesern unseres Blogs in kenntnisreichen, spannenden und auch für Nichtwissenschaftler verständlichen Beiträgen vermittelt.
„Wasser ist für Menschen, Tiere und Pflanzen die Quelle allen Lebens. Es ist für Natur und Mensch eine unentbehrliche Ressource und war über Millionen von Jahren die Grundlage für die Entstehung von Leben auf unserem Planeten.“ (2014)
Seine klaren Analysen standen übrigens auch allen Politikern in den deutschen Parlamenten über den Newsletter des Blogs zur Verfügung. Warum es dann viele weitere Jahre brauchte, um die Themen Wasser, Umwelt, Klimawandel auch dort ernst zu nehmen, ist kaum erklärbar. Er schrieb über das nichteingelöste Versprechen der Weltgemeinschaft, allen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen, über Trinkwasserhygiene, Abwasserproblematiken, über den Zusammenhand von Wasser- und Ernährungskrise, über den Umgang mit Wasser in Industrie-, Landwirtschaft und privaten Haushalten. Er lieferte bedrückende Analysen, wie unser westlicher Lebensstil verschwenderisch mit der knappen Ressource Wasser umgeht, sei es beim Anbau von Wein oder der Produktion von Batterien für Elektroautos. Seine Themen waren Klimawandel, die Zunahme von Starkregenereignissen und viele weitere für die Zukunft so drängende Lebensfragen.
Noch im September schrieb er einen lesenswerten Beitrag fürs Stammbuch der Politiker bzw. auch eine deutliche Mahnung an die laufenden Koalitionsverhandlungen, nämlich dass E-Autos wegen einer „schlechten und klimaschädlichen CO2-Bilanz (…) zumindest für die nächsten Jahrzehnte ein ökologischer Irrweg (sind). Diese Tatsache wird von allen politischen Parteien bewusst oder unwissentlich negiert.“
Dabei waren seine analytischen wie aufrüttelnden Beiträge im Blog der Republik ja nur ein kleiner Teil eines unfassbar produktiven Arbeitslebens. Er war bis 2009 fast 30 Jahre lang in Leitungsfunktion des Ruhrverbands für die Steuerung des Talsperrensystems im Ruhreinzugsgebiet zuständig. Er galt daher zu Recht als „Herr der Talsperren“. Er war verantwortlich für eine umfassende Modernisierung und Digitalisierung von Messtechniken und modellgestützten Steuerungstechnologien von Wasser. Panta rhei, „alles fließt“, die philosophische Erkenntnis des Vorsokratikers Heraklit (520-460 v.u.Z.) war sein Arbeitsalltag. Sein umfassenden Kenntnisse aus Wissenschaft und Praxis teilte er vorbildhaft. Er arbeitete in zahlreichen Fachgremien mit, verfasste mehrere Standardwerke und über hundert Beiträge in nationalen und internationalen Fachzeitschriften. Ein ganz besonderes Anliegen war ihm auch die Weitergabe seines Wissens und die Begeisterung für die Themen Wasser und Umwelt an Studierende. Er war ein hoch geschätzter und bei den Studenten wirklich bewunderter Hochschullehrer für Hydrologie und Hydrometrie an der Bergischen Universität Wuppertal.
Viele Jahre war er von 2005 an Mitglied in der deutschen Sektion des von der UN ins Leben gerufenen IPCC (Intergovernmental Panel on Climatic Change). Dieser Organisation wurde 2007 eine ganz besondere Auszeichnung zugesprochen: Zusammen mit dem (Ex)US-amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore wurde dem IPCC der Friedensnobelpreis zugesprochen. Verliehen wurde die Auszeichnung mit der Begründung: „Gore und der IPCC haben schon sehr früh die Gefahren der globalen Klimaerwärmung erkannt“.
Gerd Morgenschweis zeigte ein ungeheures Engagement für alle Fragen rund um das für die Menschheit entscheidende Thema „Wasser“. Er war ein engagierter Kämpfer gegen die drohende Klimakatastrophe, schon weit bevor dieses Thema Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ernstzunehmend durchdrang. Er war ein wundervoller Wissenschaftler und Mensch, wie ich in den (viel zu wenigen) persönlichen Begegnungen und Gesprächen immer wieder feststellen konnte. Trotz seines enormen Engagements und Arbeitspensums waren ihm die Menschen immer wichtig, vor allem auch seine Familie. Wir werden ihn alle schmerzlich vermissen. Aber wir werden immer daran denken, wie viel es wert war, ihn gekannt zu haben.