Es war eine krachende Niederlage, die die Union bei der Bundestagswahl einkassierte. Das schlechteste Ergebnis, das CDU und CSU nach dem Krieg erleben mussten. Eigentlich Gelegenheit für die Hauptdarsteller, die Schuld für die Schmach auf sich zu nehmen und zu gehen, den Platz für andere zu räumen. Nicht so Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der Union, der trotz allem eine Regierung der Zukunft bilden will. Dabei hat er, wenn er ehrlich mit sich wäre, seine politische Zukunft nun hinter sich.
Ähnlich übrigens Markus Söder, der Großsprecher aus Bayern, CSU-Chef, Möchte-Gern-Kanzlerkandidat und natürlich Kanzler, der in seinem Bayernland ein miserables Wahlergebnis eingefahren hat. Mindestens ein Warnschuss an die CSU und ihren Alleinherrscher, der vor lauter Arroganz nicht laufen kann. Bundesweit gerechnet hat seine Partei, die früher immer in ihrem 60-vh-Turm lebte und auf die Konkurrenz herabschaute, gerade noch die Fünf-Prozent-Hürde gepackt. Aber anstatt in Demut das Wahlergebnis anzuerkennen und in die Opposition zu gehen, die eigenen Fehler und Schwächen zu analysieren, wird zunächst der politische Gegner, der Sieger attackiert.
Als gehörte das Kanzleramt der Union
Peinlich ist das, wenn diese beide führenden Herren der Union das Kanzleramt für die Union reklamieren. Als wäre es ihr gutes Recht, ein Dauerrecht im Grunde, so hätten es die Christdemokraten und Christsozialen gern. Wenn da nur nicht der merkwürdige Wähler und die Wählerin wären, die einfach ihr Kreuz an der falschen Stelle machen. Aber Peinlichkeit und die daraus erwachsene Scham ist nichts für einen wie Laschet und erst recht nichts für den 1,94-m-Mann aus Franken, der sich für den Größten hält,den Besten.
The looser takes it all, der Verlierer bekommt alles, müsste man ein Sprichtwort drehen, um das Verhalten von Laschet und Söder richtig zu karikieren. Dass man jetzt, verspätet, die Niederlage einräumt, weil Platz zwei nun mal nicht Platz eins bedeutet und dem Gegner zu gratulieren, ohne ihn allerdings beim Namen zu nennen, macht noch einmal deutlich, dass die Herrschaften lernen müssen, mit Niederlagen umzugehen. Dabei gehört nun mal der Wechsel zur Demokratie. Mal gewinnt der, mal der andere. Dadurch geht die Welt, das Land nicht unter. Und unter einer möglichen SPD-geführten Regierung, Herr Laschet, gerät der Wohlstand in der Republik nicht in Gefahr. So ähnlich hatte er argumentiert und die Rote-Socken-Kampagne aus dem Keller geholt, um mit der alten Furcht vor Kommunisten die Angst vor den „Sozen“(Helmut-Kohl-Jargon) zu schüren. Es hat ihm nicht viel geholfen. Die Schwarzen verdrängen einfach, dass die SPD 12 Jahre lang mit Angela Merkel zusammen regierte, dass es die SPD war, die sich 2017, als die FDP sich vor der Verantwortung drückte, sich von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in die Pflicht nehmen ließ und eine erneute Groko unter Merkel ermöglichte.
Und ganz nebenbei: Laschet muss neben dem Debakel im Bund auch noch die Klatsche seiner Partei in seinem Heimatland NRW verkraften, wo er seit vier Jahren regiert. Was darauf hindeutet, dass die Wählerinnen und Wähler auch bei ihm zu Hause nicht zufrieden sind mit dem Kanzlerkandidaten aus Aachen. Und wer genau die Wahl analysiert, stellt fest, dass selbst die eigenen Leute ihn nicht wollen. Wie schon vor Monaten, als er eine Abstimmung in der Unions-Bundestagsfraktion vermied, weil er sie gegen Söder verloren hätte. Dann die Stimmen aus den Landesverbänden, die ihn nicht wollten und wollen. Aber Laschet blieb stur.
Welch eine Heuchelei!
Jetzt musste er sich von seinem Amtskollegen aus Sachsen, Michael Kretschmer (CDU) anhören, dass diese Niederlage eine Niederlage der Union ist, eine Katastrophe, aus der man keinen Regierungsauftrag ableiten könne, wie Laschet und auch Söder am Sonntagabend es versucht hatten. Jetzt, da die Kritik laut geworden ist, rudern sie zurück nach dem Motto. War nicht so gemeint. Missverstanden. Und ausgerechnet Söder wendet sich dagegen, dass man eine Niederlage schönreden wolle. Er hatte es doch als einer der Ersten getan. Welch eine Heuchelei! Dazu das Gerede, das Gequatsche von der angeblichen Aufholjagd der Union in der letzten Woche vor der Wahl, um die eigenen Leute zu mobilisieren. Gerade mal einen Prozentpunkt haben sie gut gemacht. Und einige Medien spielten natürlich mit, weil sie ihre Kampfanzüge noch immer am Körper trugen. Der SPD ginge auf den letzten Metern die Puste aus, frohlockten CDU-freundliche Blätter. Davon konnte keine Rede sein.
Im Osten christdemokratisches Brachland, wie die SZ schreibt, Wahlkreise, sicher geglaubt, gingen reihenweise verloren. Laschet hat einen schlechten Wahlkampf geführt, schwach und schlapp, hat Schwächen gezeigt und selten den Ernst an den Tag gelegt, den man nun mal von dem erwartet, der das wichtigste Amt im Staate anstrebt. Es war ja nicht nur der Lacher zur Unzeit, die schwarzen Lederschuhe, es waren Äußerungen, die daneben waren, die Körpersprache, im Grunde der ganze Kandidat, der nicht wahrhaben wollte, dass die Schuhe für ihn zu groß sind. Da konnte ihm auch die zur Hilfe geeilte Kanzlerin nicht mehr helfen und Wolfgang Schäuble und Volker Bouffier, seine einstigen Unterstützer, auch nicht. Allein auf sich gestellt war er überfordert. Wer zuhörte, um ein Konzept von ihm zu erfahren, wie die Republik künftig aussehen würde unter einem Kanzler Laschet, wurde enttäuscht. Da war nichts, da kam nichts. Dass er sich jetzt mit Ralph Brinkhaus anlegte, dem nicht immer überzeugenden Fraktionschef der Union, belegt erneut seine Realitätsferne. Er hat wohl damals nicht mitgekriegt, wie der sich sogar gegen Merkels Kandidaten Kauder durchgesetzt hatte.
Olaf Scholz ist der Sieger, Armin Laschet ein schlechter Verlierer. Sie sollten das lassen, das Gerede mit dem Jamaika-Bündnis, an das Laschet und Söder so gern glauben. Aufschlussreich wäre noch, wenn geklärt würde, was an der Geschichte der „Neuen Westfälischen“ aus Bielefeld dran ist, wonach Söder und Habeck sich am Vorabend der Wahl auf ein solches Bündnis verständigt hätten. Ob sie schon die Posten verteilt haben? Oder ging es nur um die angeblich so wichtigen Inhalte? Das dürfte die anderen Grünen, die Hofreiters und Kellners und die Baerbocks und alle Kritiker einer solchen Koalition sehr interessieren. Auch die CDU will da vielleicht mehr wissen. Oder hat Söder im Auftrag-von wem?- sondiert? Oder sich nur zufällig mit dem Grünen getroffen, zum Frühstück in München oder Nürnberg?
Die SZ zitierte Franz Müntefering, der 2005 nach dem Polterabend“ mit Gerhard Schröder bei der Elefantenrunde auf den Kanzler zuging, um ihm klarzumachen: Gerd, es ist vorbei. Wer ist der Berater von Laschet, der ihm das beibringt. Man sollte gehen, hat Bundespräsident Gustav Heinemann seinen eigenen Abschied begründet, solange man noch laufen kann. Er ging freiwillig. Es ist Zeit, Armin Laschet. Auch wenn es das Ende der politischen Karriere bedeutet. Denn auch das Amt des Ministerpräsidenten hat er nur noch auf Zeit, da er frühzeitig signalisiert hat, in jedem Fall nach Berlin zu gehen.
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