„Und Abraham bezwang sein Erbarmen.“ Eingeschworen: Wenn GOTT seinen Kriegern als Belohnung für absoluten Gehorsam militärische Erfolge in Aussicht stellt. (Genesis 22)
Ja, so heißt es im Ersten Testament! Sein Erbarmen mit seinem Jungen, seinem Kind, Abraham bezwingt es, er schaltet es ab, ja, der Isaak hat ja nichts Böses verbrochen, er tut ihm vielleicht ein bisschen leid, aber mehr ist nicht drin. Der Allmächtige, der Schöpfer Himmels und der Erden, Er verlangt es von Abraham: den Tod von Isaak, geschlachtet auf einem Altar, als Opfer soll das geliebte Kind dargeboten werden. Je mehr Liebe zum Kind, umso höher der Wert dieses Opfers. Abraham, der alte Vater, er tut seine Pflicht, er ist gehorsam, unbedingt, er will seinen Sohn, „den Knaben“, er will ihn opfern, dem Höchsten, denn GOTT braucht Beweise für seine Allmacht. Und Abraham, der zögert nicht, keine Sekunde, das kann er sich nicht leisten, wo kämen wir da hin?
Ja, wohin kämen wir, dem Befehl des Obersten Heilsbringers nicht Folge zu leisten? Direkt in eine Vorhölle? Wahrscheinlich sind wir da bereits, eben weil zu viel gehorcht wurde und wird.
Der jeweilige Monotheismus braucht strikte Folgsamkeiten.
Egal, was der GOTT, also der Jüdische, der Christliche, oder der Islamische von seinen Gläubigen verlangt – er hat – geoffenbart – das religiöse Recht dazu. Als Gründungsmythos dient allen drei Welt-Religionen die Geschichte vom tapferen Isaak, der keinesfalls irgendeine Angst erkennen lässt. Selbst wenn der Junge sich fürchtet – schließlich blitzt schon das Schlachtermesser in der Hand seines Vaters – das geht nun gar nicht, dass er da rumbibbert, sich in die Hose pinkelt vor Panik, eventuell um sein Leben fleht, oder sich auch nur irritiert zeigt, weil er ja bisher seinem Vater eher vertrauen konnte. Nein, bloß nicht weinen, nichts verzögern, und den Vater so noch zornig stimmen, wohin würde das führen?
Und dann die Wende in letzter Sekunde, der Engel des Herrn rief vom Himmel her: „Abraham, strecke deine Hand nicht aus nach dem Knaben, und tu ihm gar nichts, denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest, und du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten. Deshalb werde ich dich über alle Maßen segnen, deine Nachkommenschaft äußerst zahlreich machen, und sie soll das Tor ihrer Feinde in Besitz nehmen.“ Der Deal also – zur Belohnung für die väterliche Mord-Bereitschaft dauerhaftes Kriegsglück.
Diese Zwangslage des Ausgeliefertseins von Kindesbeinen an scheint eingeschrieben in eine Art heiligen Pakt. Und auch wenn Isaak mit dem Leben davonkommt bei dieser Art Prüfung –das Kind wird durch seine latente Todesangst lebenslang traumatisiert bleiben. Wie soll der Junge begreifen, dass unerwartet – ja auch für Abraham – plötzlich ein Widder auftaucht, mit dem der allmächtige GOTT sich zufriedengibt?
Auf solch frommem Stillhalten basiert letztlich jedoch die Bereitschaft, in den „heiligen“ Krieg zu ziehen, den jeweiligen Feind zu töten, ohne Zittern und Zagen für einen gottgewollten Kampf am Sieg für eine „gerechte“ Sache beteiligt zu sein. Also ruhmreich mit von der Partie, sowohl als opferbereiter Vater sein Kind herzugeben für einen höheren Zweck „gottgefällig“ seine Pflicht zu erfüllen, als auch als quasi Leibeigener, als Sohn das grausame Spiel klaglos mitzutragen, zur Ehre Gottes, heißt der nun Jahwe oder Gott-Vater oder Allah.
Die effektivsten Krieger sind ja fanatisierte Männer, die in einem totalitär organisierten Macht-System nach dem einfachen Schema BEFEHL und GEHORSAM funktionieren, die stolz sind auf ein automatisiertes Verhalten, und die als Soldat einem „Höheren Zweck“ dienen, die sich gerne unterordnen, und dafür Lob, Preis und Ehre abbekommen. Je mehr bedingungslose Hierarchie-Anbetung, je mehr besinnungslose Pflichterfüllung, desto weniger lästige Selbstzweifel an eigener Verantwortung.
Insofern ist die Geschichte von Abraham und Isaak von so fatalem Vorbildcharakter, und aktuell wird im Nahen Osten wieder besinnungslos gemordet, zerstört, Bedrohungen ohne Ende.
All die Panik, auf allen Seiten gezielt ausgelöst, all die Verzweiflung – der brutale Irrsinn ist mit Händen zu greifen, und das im Namen GOTTES!
Will denn der Liebe GOTT auch auf friedliche Verhandlungen verzichten?
Wo ist der denn geblieben? Wo? Und was könnte Sinnvolles und Gutes passieren, wenn sein Stellvertreter, der kluge und sanfte Franziskus, da jetzt zeitnah auftaucht? Da er doch inzwischen wunderbarerweise bereit ist, das „Dogma der Unfehlbarkeit“ in Zweifel zu ziehen. Mindestens ein gut sichtbares PACE auf dem weltumfassenden Regenbogen, und ein weit weit sichtbares NEIN, das wahnsinnige Angriffs-Befehle VERWEIGERT.
Die armen Isaaks dieser Welt
Die armen Isaaks dieser Welt – welche Menschen schützen sie vor martialischen Herren –
und wo bleiben die Frauen, jene, die ihr Erbarmen für ein Kind nie und nimmer „bezwingen“ wollen, nur um GOTT zu gefallen? Sollen die Frauen ewig so marginal bleiben, obwohl auch sie unsere Welt zu 50 % bewohnen?
Ich rufe NEIN, denn es gibt viel für uns zu tun, es geht um die ZÄRTLICHKEIT der VERNUNFT, von mir aus auch um die Balance von Yin & Yang. Auf jeden Fall geht es um eine gute Gegenseitigkeit, unbedingt schon hier auf Erden.
Nun hoffe ich sehr auf die MARIA 2.0 und die wachen Ladies der EKD und ihre humanistische Expertise im ökumenischen Kontext, inclusive der aufgeklärten islamischen Frauen.
Wir wissen doch, was aus Kindern wird, wenn sie ungeschützt brutalem erwachsenen Treiben ausgeliefert sind, auch aus ihrer seelischen Balance geraten, und wie sie dann oft – weil sie in vielerlei Hinsicht instrumentalisiert werden – so verhärten, und Gewalt gegenüber den Andersgläubigen und gegen Schwächere – also auch Wesen weiblichen Geschlechts – für legitim halten.
Ein fataler Circulus vitiosus.
Wenn also gläubige Männer aus den drei monotheistischen Weltreligionen sich auf den Übervater Abraham berufen – um dann aufeinander losschlagen, töten und zerstören zu dürfen, weil ihnen allen der übergroße Herr Abraham das siegreiche Kaputtmachen anderer Menschen gestattet hat – führt diese toxische Dynamik auch in den aktuellen Irrsinn unserer Tage.
Und so führt die Lebensbedrohung des Isaak durch seinen eigenen gottesfürchtigen Vater zu weiteren entsetzlichen Gewalt-Spiralen.
Soll das jetzt unser Schicksal bleiben, unabänderlich?