Das Desaster des Abenteuers Afghanistan endete für den Westen mit dem Eingeständnis: „Wir haben die Lage falsch eingeschätzt“.
20 Jahre nach 9/11 als in New York und in Washington von religiösen Fanatikern Flugzeuge in Wolkenkratzer gelenkt nur Trümmer und Tote zurückließen, wurde jetzt in Afghanistan der Lebensraum für religiöse Fanatiker erneut zurück erobert.
2o Jahre hatten USA , NATO und Bundeswehr, erfolglos versucht, Afghanistan von den Taliban zu befreien und seinen Menschen westliche Kultur und Lebensformen nahe zu bringen. 20 Jahre zugleich Geruilla-Krieg, und wurden immer wieder Bomben auf Straßen und Plätzen von Taliban-Kämpfern gezündet und seither sind hunderte Opfer auf der Strecke blieben.
20 Jahre und die westlichen Besatzer glaubten offenbar, dass es ihnen gelungen sein könnte, das Land zu demokratisieren und das brutale Regime der Taliban, das 2001 endete, hinter sich zu lassen. Ja endlich hatten auch Frauen Rechte. Es gab Richterinnen, Bürgermeisterinnen und Mädchenschulen und Universitäten und Studentinnen. Wären weitere 2o Jahre ins Land gegangen, hätte eine neue Generation diese Wandlung vielleicht endgültig in der Gesellschaft durchgesetzt
Und jetzt? Geblieben ist der Flugplatz von Kabul, Menschen im Chaos, die von dort aus dem Land fliehen wollen. Sie vertrauen den Taliban und den Nachrichten nicht, es gebe eine Amnestie etwa für Beamte, die in der Regierung des gewählten Präsidenten, der sich ins Ausland abgesetzt hat, gearbeitet haben oder für Mitarbeiter ausländischer Organisationen. Es gibt Hinweise, dass Menschen gejagt werden. In Kabul würden Taliban von Haus zu Haus gehen, um Menschen zu verhaften, die sie als Verräter auf Listen mit sich tragen, und gegen die sie, wie es in Meldungen heißt, den Terror eiskalt vollstrecken.
In wenigen Wochen waren die Taliban und ihre Kämpfer, von denen die Bundesregierung in Berlin offenbar glauben machen wollte, sie würden Monate brauchen, das Land zurückzuerobern, auf allen Fronten erfolgreich. Und Kabul, die letzte von Regierungstruppen verteidigte Stadt, wurde ohne Gegenwehr von den Taliban genommen. Sowohl in Washington, Paris, London oder Berlin glaubte man dagegen noch Zeit zu haben und setzte auf die Verteidigungsbereitschaft der von den Westarmeen trainierten und ausgerüsteten Armee der demokratisch gewählten Regierung, die statt den Kampf aufzunehmen, sich mit dem Rückzug des Westens auflöste oder willig in die Arme der Taliban wechselte.
Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass das politische Desaster Afghanistan nicht noch durch das moralische Desaster vergrößert, weil den afghanischen Helfer ziviler Einrichtungen die Flucht aus dem Land nicht mehr gelingen wird. Es spricht für den Außenminister, dass er keinen Zweifel ließ und Fehler einräumte. die Lage falsch eingeschätzt zu haben. Und wo war die Kanzlerin, die die Mehrheit der CDU/CSU-Fraktion nicht darauf einstimmte, für einen Antrag der Grünen im Bundestag zu votieren, Flüchtlingen aus Afghanistan einen sicheren Schutz in Deutschland zu gewähren. Wenn das aus Rücksicht geschah, eine weitere Flüchtlingsdebatte zu vermeiden, dann sollte sich niemand wundern, wenn davon ausschließlich der Rechtsextreme Rand und die AfD profitiert.