Gleich ein Bekenntnis vorab: Ich werde am 26. September SPD wählen. Diese einstmals große Partei mit großen Verdiensten, die bis heute nachwirken, darf einfach nicht noch kleiner werden, so unattraktiv ihre derzeitige Führungs-Crew auch ist. Aber ich wünsche den Grünen so viel Erfolg, dass ohne sie nicht regiert werden kann. Denn ihre Idee mit dem Klimaschutzministerium und vor allem mit dem Vetorecht dieses Ministeriums muss eigentlich alle begeistern, die es ernst meinen mit Umweltschutz und Bewahrung der Schöpfung. Zu hoffen ist, dass die Grünen bei möglichen Koalitionsverhandlungen – mit welchem Partner auch immer – in diesem Punkt hart sind und bleiben: Dass sie also in keiner Regierung mitmachen, die nicht dieses Klimascnutzministerium mitsamt Vetorecht bekommt.
Nimmt man es ganz genau und wörtlich, dann, ist die Forderung der Grünen gar nicht so radikal, wie sie Union, FDP und Wirtschaft empfinden könnten. Denn dieses Klimascnutzministerium soll per Veto alle Gesetze verhindern, die nicht mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar sind. Und auf dieses Abkomment berufen wir uns doch dauernd.
Inzwischen ist die Klimakrise da, vielleicht in Anfängen sogar schon die Klimakatastrophe. Sie kam schneller, als die meisten von uns für möglich hielten. Auch in Europa brennt die Luft bei Temperaturen nahe 50 Grad,. brennen die Wälder. Sogar in Deutschland reißen Flutkatastrophen Häuser, Straßenzüge, Ortschaften weg. Apokalypse now.Vielleicht die letzte Warnung, dass wir Klimaschutz viel ernster nehmen müssen, dass wir mehr tun müssen, um wenigstens die Minimalvorgaben des Pariser Abkommens einzuhalten.
Es muss Schluss sein, mit dem illusionären und deshalb wertlosen BlaBla der beiden Wunsch-Koalitionäre Laschet und Lindner, dass eine Verzichts- oder Verbotsideologie nichts bringe, dass wir allein mit technischen Neuerungen und der Genialität unserer Ingenieure das Klima schützen und dabei so weiterleben könnten wie bisher. Die Politik muss endlich den Mut zur Wahrheit finden: dass wir drastische Einschränkungen hinnehmen müssen, dass wir Gewohnheiten ändern müssen, dass wir verzichten müssen, wollen wir nicht immer weiter rücksichtslos auf Kosten der nächsten Generationen die Erde ausbeuten und das Klima zerstören. Wir haben es schon viel zu lange getan.
Dass wir wir immer weiter immer weiter weg fliegen können, aber natürlich klimaneutral in ganz anderen Flugzeugen, dass wir auf Autobahnen auch künftig mit 180 km/h rasen können, unsere SUV’s dann aber Strom- oder Wasserstoff tanken – alles schöne Illusionen. Wenn wir darauf warten und bis dahin nicht radikal umsteuern wollen, werden das nicht mal mehr unsere Kinder oder Enkel erleben.
So ist das Verlangen der Grünen nach dem Umweltschutzministerium mit Vetorecht nur ein erster Schritt- Wer schon den nicht mitgehen will, entlarvt sich als umweltpolitischer Heuchler, dessen Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen nur ein wertloses Lippenbekenntnis ist. Wie schlimm es um die Erde steht, wieviel radikaler wir denken und handeln müssten, hat der renommierte Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber schon vor Monaten in einer Talkshow verdeutlicht: Wir benähmen uns wie einer, der vom Dach eines Hochhauses in die Tiefe springt und beim Vorbeiflug am zweiten Stock, also ganz dicht vor dem tödlichen Aufprall, meint: „Bisher ist doch alles ganz gut gegangen“. Schellnhuber war Berater der Kanzlerin. Aber auch auf ihn wie auf viele Wissenschaftler seiner Zunft, wollten und wollen wir einfach nicht hören, als reichte uns die Parole: „Hurra, wir leben noch“.
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