Tote, vermisste, verzweifelte Menschen, und die Schreckensnachrichten reißen nicht ab. Nach dem Starkregen, der vor allem über Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit Verwüstungen und Zerstörungen hereinbrach, ist das ganze Ausmaß der Katastrophe noch nicht absehbar. Eine abschließende Bilanz wäre verfrüht, doch für eine entschlossene Klimaschutzpolitik wird es allerhöchste Zeit.
Was für eine Diskrepanz: Hier die vielen helfenden Hände, die Nachbarn, die Freiwilligen, die tatkräftig anpacken, Sandsäcke füllen, obdachlose Menschen bei sich aufnehmen, und die Nothelfer und Feuerwehrleute, die rund um die Uhr unter dem Einsatz ihres eigenen Lebens schuften, um größere Gefahren abzuwenden, Schäden zu begrenzen, Menschen zu retten. Gelebte Solidarität in der Stunde der Not, für die nicht nur die Betroffenen dankbar sind. Doch auf der anderen Seite auch das: Politiker im Wahlkampfmodus, die nur zu interessieren scheint, wie sie sich die furchtbaren Ereignisse für ihre Kampagne zunutze machen können.
Diesen Eindruck hat vor allem der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet hinterlassen; der Kanzlerkandidat der CDU wirkte in Interviews empathielos und unentschlossen. Er machte vage Zusagen für finanzielle Hilfen, räumte auch ein, dass die sich häufenden Extremwetterereignisse irgendwie mit dem Klimawandel verbunden seien, ließ aber keine Einsicht erkennen, dass seine Klimapolitik – beim Braunkohleausstieg bremsen, bei der Windenergie blockieren – viel zu lasch ist, um die drohenden Gefahren abzuwenden.
Klimaschutz ist Menschenschutz, und die anhaltende Ignoranz bedroht das Leben auf diesem Planeten. Wetterextreme sind nur ein Vorbote und nur ein Teilaspekt dessen, was auf die Menscheit zukommt, wenn es nicht gelingt, die Erderwärmung auf höchstens zwei, besser 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die zerstörerischen Fluten zeigen die Irreführung, die im einlullenden Aufrechnen gegen den Wohlstand liegt: Nichts ist so teuer wie das Nichtstun.
Die Zeit zu handeln ist jetzt. Das gilt für die viel zu zögerlichen Klimaschutzpläne in NRW, in Deutschland und auch für Europa. Wie in der Corona-Krise müssen die Erkenntnisse der Wissenschaft zur Grundlage politischer Entscheidungen werden. Ein frühzeitiges Umsteuern hätte die Chance geboten, zumindest die furchtbaren Folgen der Überflutungen abzumildern. Verantwortungsvolle Politik muss endlich ihrem Fürsorgeauftrag gerecht werden.
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Wir alle sollten diese Art des indirekten Wahlkampfs – wer zeigt Empathie während einer Katastrophe und wer nicht – einfach lassen. Um so etwas richtig einordnen zu können, fehlen uns die Informationen. Uns allen. Der Blick aus einer medialen Metaebene auf das Verhaltens von Verantwortlichen ist extrem schwierig. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Sprecher weiß ich, dass Medien eine Politikerin/Politiker mal Empathie-nahe, mal Empathie- ferner aufnehmen und wiedergeben können. Malu Dreyer wird umgeben von Betroffenen aufgenommen, Laschet vor dem Hintergrund von Feuerwehrgeräten. so fängts an. Was wird nicht wiedergegeben, was wird aufgenommen und rausgehauen. Sind die Kriterien immer klar, nach denen da entschieden wird? Ne. Sind sie nicht. Die scharfe Kritik an Handelnden hat eine Art Zwillingsschwester: Hat den schönen Namen Fairness.