Bereits Ende 2019 wurde die Volksrepublik China von der Corona-Pandemie schwer getroffen. Die Führung unter Präsident Xi Jinping reagierte auf das Virus hart und entschlossen. Sie setzte auf eine Null-Covid-Strategie und erließ Ausgangssperren, harte Einreisebeschränkungen, ging mit Massentests, Kontaktverfolgungen und Quarantäne den Kampf gegen Covid an. Dieser autoritär-konsequente Kurs war erfolgreich: Die chinesische Wirtschaft überwand bereits im Laufe des vergangenen Jahres den tiefen Absturz. Schon 2020 konnte sie ein Wachstum von rund 6 % erreichen. Für 2021 wird eine Steigerung des chinesischen Bruttoinlandsproduktes um etwa 8 % erwartet; die Regierung in Peking geht offiziell von einem Plus von über 6 % aus.
Außenhandel auf Rekordniveau
China ist damit zu einer starken Lokomotive für die Weltwirtschaft geworden. Allein die Exporte der Unternehmen aus der EU stiegen im 1. Halbjahr 2021 um über 34 %. Die deutschen Ausfuhren stiegen um fast 27 %. Insgesamt legten die Importe aus aller Welt in die Volksrepublik China um etwa 36 % auf gut 1.270 Mrd. Dollar zu. Viele Firmen in Ländern, die ebenfalls mit der Corona-Krise kämpfen und eine starke Schrumpfung ihrer Wirtschaft hinnehmen mussten, profitieren von der Zugkraft der chinesischen Lokomotive. Deutsche Unternehmen – allen voran aus der Automobilindustrie – melden gar Rekordumsätze, die sie auf den Märkten Chinas erzielen.
Hoher chinesischer Exportüberschuss
Allerdings haben auch die chinesischen Exporte kräftig zugenommen: In den ersten 6 Monaten diesen Jahres erreichten sie mit einem Plus von fast 39 % den Rekordwert in Höhe von 1.520 Mrd. Dollar. China erzielte damit im 1. Halbjahr 2021 einen Überschuss in der Handelsbilanz von über 251 Mrd. Dollar. Seit längerem exportieren chinesische Unternehmen wesentlich mehr in die USA als sie von dort importieren. Diese Entwicklung ist vielen Politikern aus den Reihen der Republikaner und der Demokraten mehr als ein Dorn im Auge. Der Druck auf US-Präsident Biden ist deshalb sehr groß, mit Handelsrestriktionen gegen China vorzugehen.
Gefahren eines Handelskrieges
Bereits in der Amtszeit von Donald Trump wurden verschiedene handelspolitische Hindernisse aufgebaut, die auch von der neuen US-Administration nicht verringert wurden. Da die Volksrepublik China mehr und mehr auch in den Bereich der hightech-Industrien vorstößt und hier den amerikanischen Firmen im Konkurrenzkampf Paroli bietet, droht der Handelskonflikt schon bald zu einem Handelskrieg zu werden, in den US-Präsident Biden die Europäer gern miteinbeziehen möchte. Bei der gewiss zu begrüßenden transatlantischen Wiederannäherung sollte die EU eine eigene Position finden und ihre Interessen offensiv verfolgen. Das vor einiger Zeit vereinbarte Investitionsabkommen zwischen der EU und China, das vom Europäischen Parlament noch nicht gebilligt wurde, kann in einigen Punkten gewiss noch nachgebessert werden, doch ist es eine Basis für die weitere Gestaltung der zukünftigen Beziehungen. Präsident Xi Jinping hat immer wieder die Bedeutung des Multilateralismus hervorgehoben. Sowohl die USA als auch die EU sollten gemeinsam mit China zu einer multilateralen Einigung kommen, um einige gewiss schwierige Probleme im friedlichen Miteinander zu lösen. Mit noch so harten Sanktionen und Restriktionen sind auch Handelskriege nicht zu gewinnen; vielmehr könnten sie zu großen Verlusten auf allen Seiten führen. Die wichtigste Quelle des Wohlstandes der Nationen – so hat es bereits vor einigen Jahrhunderten Adam Smith analysiert – liegt in der internationalen Arbeitsteilung. Das gilt heute und morgen für die globalisierte Wirtschaft mehr denn je.
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