Reiche werden immer reicher. Diese Entwicklung trifft auch durch Corona zu. Die Pandemie macht die Armen dieser Welt noch ärmer, während die Kassen der Superreichen überquellen. Das haben neueste Studien(PwC und Schweizer Großbank UBS) gezeigt. Demnach kletterte das Nettovermögen der Ultrareichen in Deutschland auf 594,9 Milliarden Dollar, vor zwei Jahren lag diese Summe noch bei etwas mehr als 500 Milliarden Dollar. Der Klub der deutschen Dollar-Milliardäre stieg demnach von 114 auf 119 Mitglieder. Anders formuliert: Die zehn reichsten Prozent der Deutschen(so das DIW) besitzen 56 Prozent des gesamten Nettovermögens, die ärmere Hälfte verfügt nur über 1,3 Prozent der Besitztümer. Deutschland liegt in einer Tabelle über die Ungleichheit der Vermögen hinter Litauen auf Platz 2. Ein Thema für den Wahlkampf ist das nur für die SPD und ihren Kanzlerkandidaten Olaf Scholz, der die Superreichen stärker zur Kasse bitten will, die Vermögensteuer, die im übrigen im Grundgesetz steht, will die SPD wieder aktivieren. Union und FDP polemisieren gegen Steuererhöhungen und tun so, als würde damit der Durchschnittsverdiener und der kleine Unternehmer zusätzlich belastet. Was natürlich Unsinn ist. Aber dennoch ist das Thema Ungleichheit der Vermögen schwer zu vermitteln.
„Ich will Armut bekämpfen, nicht Reichtum“, sagte Verena Bentele, mehrfache Paralympics-Goldmedaillengewinnerin als Biathletin und Langläuferin und heute Präsidentin des größten Sozialverbands in Deutschland, VdK, in einem sehr lesenswerten Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Auf die Frage der SZ, „Sie wollen an die Reichen ran“, antwortete die einstige Spitzen-Sportlerin wörtlich: „Ich als VdK-Präsidentin möchte niemanden enteignen und niemanden so in die Pflicht nehmen, dass sein Unternehmen kaputtgeht. Ich will keinen Reichtum bekämpfen, sondern Armut.“ Und das heißt für Verena Bentele, „dass diejenigen, die die größten Vermögen im Land besitzen, sich intensiver an der Finanzierung des Gemeinwohls beteiligen müssen. Ich finde, jeder sollte der Gemeinschaft etwas zurückgeben. Das hat etwas mit Verantwortung zu tun.“
Es geht, wie die blinde Ex-Ahtletin Bentele weiter argumentiert, um das Recht auf Chancengleichheit, darum, dass man Menschen unterstützt, „die ohne Hilfe sonst keine Chance haben, nach oben zu kommen. Ich denke da zum Beispiel an die Millionen Kinder, die in einer prekären Situation aufwachsen, häufig mit Eltern, die keinen Zugang zu unserem Bildungssystem haben.“ An anderer Stelle plädiert Frau Bentele dafür, die Sozialabgaben nicht weiter zu erhöhen, weil hier Geringverdiener heute schon stark belastet seien. Ihrer Meinung nach müsste die Schraube bei den Steuern angezogen werden. Wörtlich sagte sie: „Endlich wieder die Vermögensteuer für Superreiche anwenden, Menschen, die große Vermögen erben, stärker besteuern. die Spizensteuersätze für extrem hohe Einkommen erhöhen.“
Die reichsten Deutschen sind laut einer Liste des Manager-Magazins die Unternehmerfamilie Reimann mit einem geschätzten Vermögen von 32 Milliarden Euro. Auf Platz zwei könnte/dürfte Lidl-Gründer Dieter Schwarz mit einem geschätzten Vermögen von 30 Milliarden Euro liegen vor den Geschwistern Susanne Klatten und Stefan Quandt, die fast die Hälfte der BMW-Aktien in Händen halten. Ihr Vermögen soll geschätzte 25 Milliarden Euro betragen. Andere Schätzungen halten Lidl-Gründer Schwarz für den Spitzenreiter mit über 41 Milliarden Euro Vermögen. Nicht vergessen sollte man in dieser Rangliste Klaus-Michael Kühne(internationaler Logistik-Dienstleister), der angeblich über ein Vermögen von rund 28 Milliarden Euro verfügt. Und erwähnenswert ist hier noch Reinhold Würth mit einem Vermögen von 13 Milliarden Euro. Das durchschnittliche Vermögen in Deutschland wird statistisch mit 47000 Euro angegeben, ein Wert, der nicht viel besagt, weil Millionen Haushalte ohne einen Euro Vermögen dastehen. Der Klub der Millionäre ist im übrigen nach Presseberichten von 860000 im Jahre 2009 auf 1,47 Millionen im Jahre 2019 gestiegen. Andere Studien besagen, dass das private Finanzvermögen in Deutschland aus Bargeld, Aktien, Renten, Pensionen und Lebensversicherungen auf 9 Billionen Dollar geklettert sei, abzüglich der Schulden verfügten private Haushalte in unserem Land über 20 Billionen Dollar.
Corona hat die Reichen reicher gemacht, die Armen ärmer. Die Pandemie hat weltweit 150 Millionen Kinder in die Armut gestürzt. Nach einem Bericht des Kinderhilfswerks Unicef leben auf unserem Planeten 1,2 Milliarden Kinder in prekären Verhältnissen.
Wer reich ist,lebt gesünder und wird älter. Auch das hat eine Untersuchung ergeben. Demnach ist die Lebenserwartung der Reichen um vier Jahre gestiegen, die der Armen um nur ein Jahr. Reiche beziehen länger Rente und Pensionen. Die soziale Unwucht, so das Fazit der Studie, habe zugenommen.
Man könnte Bertold Brecht aus dem Jahr 1934 zitieren: „Reicher Mann und armer Mann standen da und sah´n sich an. Und der Arme sagte bleich, wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich.“ Und man könnte auch auf den Satiriker Klaus Staeck verweisen, der zur Bundestagswahl 1972 mit einer ironisch-politischen Zeichnung für Aufmerksamkeit sorgte: „Deutsche Arbeiter. Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen.“
In der Debatte über höhere Steuern für Superreiche geht es nicht um unser Oma ihr klein Häuschen, um das Ersparte des kleinen Mannes, auch wenn gelegentlich der Eindruck der Gegner der Vermögensteuer geweckt wird. Es geht um ein wenig mehr Gerechtigkeit.
Bildquelle: Pixabay, Myriams-Fotos, Pixbay License