Die meisten Meldungen, die wir in Zeitungen und digitalen Diensten lesen oder aus den Sendern hören, machen keine Geschichte, meist stecken Geschichtchen dahinter. Klug oder dumm erzählte Geschichten, manche sind ärgerlich.
Eine der ärgerlichen und zudem unwahren Geschichten war über Tage und Wochen in Zeitungen zu lesen; in Nachrichtenüberblicken von t-online und anderswo tauchte das Geschichtchen auf, wurde kommentiert, moderiert und als Beleg für schlechte Politik paraphrasiert. „Deutschland verliert in der Pandemie Tausende Pflegekräfte“, war beispielsweise am 9. März in der Welt zu lesen.
Mal hieß es, den 9000 sei gekündigt worden, dann, sie hätten ihren erlernten Beruf verlassen. Es war zu lesen, das sei nach Angaben der Fraktion Die Linke so, dann wiederum las ich: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit; nach Datenerhebungen der Agentur und so weiter. Solchen Angaben, die sich wie die Farbe auf einem Ölfilm ändern, sollten wir nicht trauen.
Am 7. Mai ist es offenbar der Bundeagentur zu bunt geworden: Sie widersprach klar und deutlich der Nummer mit den 9000 verlorenen Pflegekräften. „Fakt ist“, teilte die Bundesagentur dem Blog der Republik mit: „Zwischen Januar und Oktober 2020 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in jedem Monat über dem Niveau des Vorjahresmonats. Und ab August stieg die Beschäftigung umso stärker an. Von Oktober 2019 zu Oktober 2020 liegt das Beschäftigtenplus bei rund 43.000.“
Und die Monate davor? „Der minimale Rückgang zwischen April und Juli, der tatsächlich bei 9.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und geringfügig Beschäftigten liegt, ist in der Gesundheitspflege jedes Jahr festzustellen und hat eher saisonale Gründe. So enden im Frühjahr die Ausbildungen, was zu einem Rückgang bei Beschäftigten führt, wenn der Übergang nicht nahtlos erfolgt. Zudem stellen Unternehmen, auch in anderen Branchen, vor den Sommerferien weniger ein.“ Man sollte hierbei berücksichtigen, dass im gesamten Alten- Pflegebereich 1,2 Millionen Menschen arbeiten, weitere 600 000 in der Krankenhaus-Pflege.
Das war es dann mit dem „Geschichtchen“ über die 9000 „Verlorenen“. Versucht niemand mehr im Nachrichten-Geschäft hinter das zu gucken, was die Budenbesitzer auf dem großen Rummelplatz in die Auslagen schieben?
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