Die Botschaft des US-Präsidenten Joe Biden war ein Paukenschlag: Denn er ist bereit, die Patente auf Corona-Vakzine auszusetzen, damit so schnell wie möglich die Impfstoffe gegen das Virus auch in vielen Ländern der Welt hergestellt und verimpft werden können. Bidens Handelsbeauftragte Katherine Tai sprang ihrem Präsidenten schnell zur Seite und will sich bei der Welthandelsorganisation (WTO) für ein entsprechendes Abkommen einsetzen. Zugleich wies sie darauf hin, wie komplex das Problem ist und bei der WTO das Konsensprinzip gilt. Immerhin haben bereits etwa 100 der insgesamt 164 WTO-Mitglieder für die Freigabe oder für Zwangslizenzen votiert, damit Firmen in mehr Staaten der Welt Corona-Impfstoffe produzieren können. Auch zahlreiche NGO’s wie beispielsweise „Ärzte ohne Grenzen“ machen sich für die Aufhebung der Patente stark.
Komplexe Herstellung des Vakzins
Gut gemeint heißt indessen nur selten gut gemacht. Denn die Freigabe der Patente macht nicht den Weg zur Herstellung der Corona-Impfstoffe frei: Zum einen fehlt es an Fertigungskapazitäten – sogar in Deutschland, aber auch in vielen anderen Staaten. Zum anderen müssen sehr komplexe Lieferketten für die Wirkstoffe der Vakzine aufgebaut werden. Experten weisen darauf hin, dass bis zu 100 Firmen die rund 140 Ingredienzien zuliefern müssen, dass der Produktionsprozess intensivst überwacht und wissenschaftlich begleitet werden muss. Die Herstellung der Impfstoffe gegen das Corona-Virus ist jedenfalls aufwändiger und viel komplizierter als die Konstruktion von Maschinen oder Elektrogeräten.
Hilfreiche Partnerschaften
Gerade in diesen Tagen hat Morena Makhoana, Vorstandschef des südafrikanischen Unternehmens Biovac davor gewarnt, sich über eine etwaige Aufhebung des Patentschutzes falsche Illusionen zu machen. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung machte e darauf aufmerksam, „wie schwierig der Technologie-Transfer ist. Es dauert viele Jahre, eine Produktion aufzubauen. Das ist ein Marathon und kein Sprint.“ Der Biovac-CEO aus Südafrika hat das alles bereits früher bei der Herstellung anderer Impfstoffe erlebt. Deshalb weist er auf die schwierigen Schritte „vom Labor zur Umsetzung in der Realität“ hin. Das wird oft genug unterschätzt. Deshalb setzt er auf Partnerschaften als den richtigen Weg. Realistisch sei es, 2022 die Infrastruktur aufzubauen. Parallel dazu könnten Corona-Impfstoffe importiert werden, so lautet die Einschätzung des Chefs des einzigen Impfstoffherstellers im südlichen Afrika, der sich jedenfalls auf einen längeren Prozess bis zur eigenen Herstellung von Covid-Vakzin einstellt. Die Verwässerung des Patentschutzes mag vielen Gutmenschen bestens gefallen, macht jedoch keinen Sinn. Wenn das Virus und seine Mutationen global erfolgreich bekämpft werden sollen, wird es nicht ausreichen, die bisher erfolgreichen forschenden Pharmafirmen um ihr geistiges Eigentum zu enteignen und den Patentschutz aufzuheben. Vielmehr sollten Kooperationen dieser Unternehmen mit Partnern in Afrika, Lateinamerika und Asien gefördert und möglichst viele Impfdosen in diese Region exportiert werden. Denn der Kampf gegen Corona kann nicht nur in der Heimat gewonnen, sondern muss global geführt werden.
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