Der Tod von Prinz Philip, des Herzogs von Edinburgh, hat weltweit Trauer und Mitgefühl ausgelöst. Die zahlreichen Nachrufe in den Medien haben die Stationen eines beeindruckenden Lebens nachgezeichnet. Seine Herkunft, seine militärische Laufbahn, sein Leben an der Seite der britischen Monarchin und seine private Rolle als Familienoberhaupt bieten Stoff für vielfältige Darstellungen, was auch in Zukunft noch zahlreiche Historiker genauso wie Feuilletonisten beschäftigen dürfte. Dabei wird sicherlich immer wieder seine dienende Rolle im Vordergrund stehen, aber hoffentlich nicht nur. Und selbst diese Rolle hat viele Facetten.
Der Herzog von Edinburgh „diente“ von 1976 bis 2011, also 35 Jahre lang, als Kanzler der Universität Cambridge. Ohne selbst studiert zu haben, was der Zweite Weltkrieg verhindert hatte, begann seine Universitätskarriere „am falschen Ende“, wie er es selbst bei den 30-Jahr-Feiern seiner Kanzlerschaft ausgedrückt hat. Die Kanzlerschaft der Universität Cambridge war und ist ein Ehrenamt, das einmal im Jahr mit den im angelsächsischen Hochschulleben üblichen Feierlichkeiten zur Verleihung von Ehrengraden seinen Höhepunkt und seine äußere Sichtbarkeit findet. Der Rektor oder Präsident einer Universität in unserem Sinne ist in England im übrigen der Vizekanzler, der Vice-Chancellor.
Prinz Philip hat Cambridge aber nicht nur einmal im Jahr besucht. Wie dem Nachruf des gegenwärtigen Vizekanzlers zu entnehmen ist, hatte er als Kanzler ein „starkes und tiefes Verhältnis zu Cambridge“, wo seine „enthusiastische Unterstützung der Arbeit der Universität“ sehr geschätzt wurde. Insbesondere sein Einsatz für die Ingenieurwissenschaften, aber auch sein Interesse und Engagement für den Umweltschutz wurden in Cambridge dankbar anerkannt. Zum dreißigjährigen Jubiläum seiner Kanzlerschaft richtete die Universität eine Prinz-Philipp-Professur für Ökologie und Evolutionäre Entwicklungsbiologie ein. Die Beziehung der Universitat Cambridge zu den Royals war über Prinz Philip also etwas sehr besonderes und mehr als ein übliches Ehrenamt. So sehr sich die Aufgabe in Cambridge als eines der zahlreichen Ehrenämter betrachten lässt, die Prinz Philip innehatte, so sehr lohnt ein genauerer Blick darauf, was damit verbunden war. Die zahlreichen Fotos, die bei den Besuchen in Cambridge entstanden, zeigen nur die Oberfläche. Wie so vieles im Leben des Herzogs von Edinburgh lässt ein genauerer Blick erkennen, dass es um mehr als um Zeremoniell und förmliche Auftritte ging. Prinz Philip hat Cambridge in den Jahren seiner Kanzlerschaft viel Zeit gewidmet. Es gibt kaum eine Einrichtung der Universität und ihrer Colleges, die er nicht besucht hat, manchmal in Begleitung seiner Frau, der Königin. Er zeigte immer ein starkes Interesse an den Studierenden wie den Lehrenden und an der Forschung in den unterschiedlichsten Disziplinen, so einer der ehemaligen Vizekanzler anerkennend in der Rückschau. Mit seinem Tod ist auch für die Universität ein Kapitel endgültig beendet, das heute irgendwie aus der Zeit gefallen erscheint, das aber über 35 Jahre lang etwas ganz Besonderes war. So wie in Cambridge wird vierlerorts eine eigene Erinnerung an Prinz Philip bleiben, die in der breiten Öffentlichkeit keine wesentliche Rolle spielt. Für die Bewertung seiner Person ist aber vielleicht eine derartige Facette seines Tuns aufschlussreicher und wesentlicher als so manche Begebenheit, die es in die Berichterstattung der Boulevardpresse geschafft hat.
Bildquelle: University of Cambridge, 2009: the Duke visits the University during its 800th anniversary celebrations