Union? Selten täuschte der Begriff eine Einheit aus CDU und CSU so vor wie jetzt. Noch ist das Band nicht zerrissen, aber weit davon ist es auch nicht mehr, seit Markus Söder in seiner rücksichtslosen und ruppigen Art die einvernehmliche Zustimmung des CDU-Bundesvorstands und des Präsidiums der Partei zu Armin Laschet als „Hinterzimmeraktion“ abgekanzelt hat. Das tat er, um allen in der CDU-Führung kräftig eins vors Schienbein zu treten, um ihnen klarzumachen, dass nicht sie bestimmen, wer Kanzlerkandidat der Union wird, sondern vor allem er, der große Söder. Er legt die Regeln fest, weil er es selber werden will, und wenn sie dennoch nicht das von ihm erwünschte Ergebnis bringen, dann ändert er sie halt. Dagegen hat sich nun eine Aktion gebildet, noch ist sie zahlenmäßig klein, organisiert worden ist sie von Stephan Eisel, der saß mal für die CDU im Bundestag und arbeitete dem Kanzler Helmut Kohl als Redenschreiber zu. „Union für Laschet“ heißt die Aktion, der sich in den ersten Stunden schon 83 CDU- und auch CSU-Mitglieder angeschlossen haben. Darunter der frühere Kohl-Berater und CSU-Mitglied Horst Teltschik, der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz, die einstige Bundesministerin Ursula Lehr, Bernhard Worms, Spitzenkandidat der CDU in NRW gegen Johannes Rau. Und weitere Landtags- und Bundestagsabgeordnete, CDU-Leute aus den Kommunen, einfache Mitglieder. Eisel hat sich darüber geärgert, „dass Markus Söder den falschen Eindruck erwecken will, Armin Laschet hätte keine Unterstützung an der Basis der Union. Deshalb habe ich in meinem Freundeskreis mit einer privaten Rundmail für eine Initiative Union für Laschet geworben.“
Der Zuspruch zu dieser Aktion wächst, schildert Eisel, weil es an der „Basis der CDU viel Unmit gebe über die Spielchen aus München“. Auch Mitglieder der CDU aus Sachsen, Berlin und Rheinland-Pfalz hätten sich gemeldet. Ständig träfen neue Voten ein.
Den Ärger über Söder kann man verstehen. Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsdient ist ein Egomane, kein Teamspieler, keiner, der zusammenführt, sondern eher Leute abschreckt. Söder, der Chef der viel kleineren CSU, einer Regionalpartei, hatte wohl in der Überschätzung der Bedeutung der eigenen Person erwartet, dass die um Vieles größere CDU ihm quasi den roten Teppich auslegen würde von Berlin bis München, damit Söder sich herablasse, die Kanzlerkandidatur von CDU und CSU anzunehmen. Da die Führungsgremien der CDU das nicht taten, sondern einmütig sich für Laschet aussprachen, den Parteichef der CDU, vergaß er, was er kurz vorher versprochen hatte, und forderte die Diskussion über den Kanzlerkandidaten in die Bundestags-Fraktion in Berlin zu verlegen und zusätzlich verlangte er noch, in die Partei hineinzuhorchen, also von Flensburg bis Aschaffenburg und von Aachen bis Görlitz, um sich ein Bild zu machen, wer denn nun der Schönste und Größte und Mächtigste und Frechste im ganzen Land sei. Er meinte damit die Umfragen, die ihn, den König von Bayern, als eindeutig favorisieren.
Partei und sowas interessiert einen wie Söder ohnehin nur solange, wie Partei ihm nutzt, ansonsten- so herrscht er im Freistaat- macht er es halt allein. Weil er umgeben ist von Zwergen und anderen Ja-Sagern, die sich gar nicht trauen eine andere Meinung zu äußern. Also muss er handeln , der große Markus Söder, wie er immer gehandelt hat, im Konflikt hat er seine Karriere aufgebaut, gegen Horst Seehofer, der ihm einst Schmutzeleien unterstellte. Inhaltlich hat er bisher nicht viel gebracht. Fürs Klima umarmt er mal einen Baum, das gibt ein schönes Bild, spielt sich plötzlich auf als der größte Bienen-Retter des Volkes, mit Sticheleien ärgert er seine Mitspieler und sogenannte Parteifreunde.Die Kanzlerin hat er einst bekämpft wegen ihrer Flüchtlingspolitik. Da hörte man böse Worte aus dem Mund des Franken, den man als Opportunisten über die Jahre kennengelernt hatte. Der seinen Fahne in den Wind hängt. Er sprach von Asyl-Touristen, ziemlich übel von einem Christen, der als Ministerpräsident des Freistaats Kreuze in Amtsstuben aufhängen ließ.
Das alles ist Söder, auf dessen Wort sich Armin Laschet verlassen hatte. Jetzt steht er da gegen einen, der mal von sich behauptet hatte: Mein Platz ist in Bayern. Aber das ist Geschichte. Der Mann hat längst erkannt, dass ihm Bayern zu klein geworden ist, er sieht seinen Platz in Berlin, der „vormalige Hallodri“ Söder, so die SZ. Dieser Söder soll also im Auge vieler Deutscher zu einem seriösen älteren Herrn gereift sein? Das wüsste ich aber, werden Kenner des CSU-Mannes sagen. Die Zeitung aus München beschreibt ihn “ als erklärten Freund des alleinstehenden Ausrufungszeichens“. Es mache ihn auch nicht zum „Hochstapler“, kommentiert das Blatt, „dass Bayern im politisch absurd überbewerteten Inzidenz-Ranking der Länder hinter NRW“ liege. Dass jeder weitere Tag der Ungewissheit einem Mann wie Laschet, wenn er denn überhaupt noch Kanzlerkandidat werden will, nur schaden kann, dass die gesamte Führungsriege durch Söder desavouiert worden ist und eigentlich geschlossen zurücktreten müsste, wird ihn nicht bekümmern. Er gehört der Riege nicht an, hat sie nicht gewählt und er hat ja nicht Laschet zum Parteichef gewählt. Die Vorstellung, genau dieser Markus Söder könnte der Erreter, der Erlöser der Union sein, der sie in den Wahlkampf führt zu einem grandiosen Sieg, der seinem großen Vorbild Franz-Josef Strauß und seinem Berater Edmund Stoiber verwehrt blieb, diese Vorstellung allerdings kann nur haben, dessen Lage schier hoffnungslos scheint.
Die Union pro Laschet, sagt Eisel, finde Zuwachs, mit jeder Stunde. Sie entstand spontan, ist ehrenamtlich, außerhalb offizieller Parteistrukturen und sie steht allen Unionsmitgliedern offen.
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