Auf der Suche nach Alternativen zu den Null- oder gar Minus-Zinsen setzt der Verstand oft genug aus: Gier zerstört Hirn. Wo auch nur noch eine Rendite, so gering sie auch sein mag, von einer Bank angepriesen wird, springen Geldanleger auf solche Angebote. Das jüngste Beispiel der Bremer Greensill Bank steht wieder einmal für Blindheit, Dummheit und Gier.
Vorrang für Sicherheit
Private Anleger sind über die Einlagensicherungseinrichtungen des Bundesverbandes deutscher Banken immerhin bis zu 100.000 € abgesichert. Wer bei Greensill höhere Beträge deponiert hat, muss bei allem, was über diese Grundsicherung hinausgeht, in die Röhre schauen. Höhere Zinsen und Renditen, das sollten alle endlich wissen, gehen einher mit höheren Risiken. Die örtliche Sparkasse, Volksbank oder Deutsche Bank, die seit langem in Überliquidität schwimmen und für Geldeinlagen kaum Zinsen zahlen oder gar für hohe Einlagen „Strafzinsen“ berechnen, sind dennoch für Privatkunden die bessere Alternative. Ohnehin beraten sie alle, die risikoreichere Anlagemöglichkeiten suchen, in der Regel solide und zuverlässig. Nicht wenige Kunden haben gerade in den letzten Jahren Aktien oder Investmentfonds gekauft. Viele freuen sich inzwischen über die gestiegenen Börsenkurse, über die Wertsteigerung ihrer Wertpapiere und zudem über die Dividendenzahlungen. Ihre Risikobereitschaft wurde belohnt und hat in der Regel nicht zu großen Verlusten ihres Anlagevermögens geführt.
Gierige Kommunen
Was bei dem Fall der Greensill Bank wirklich überrascht, das ist die Tatsache, dass eine Reihe deutscher Kommunen ihr Geld bei diesem Institut geparkt haben. Experten schätzen, dass es dabei um eine Summe von insgesamt rund 500 Millionen € geht. Über 50 Engagements öffentlich-rechtlicher Träger soll es gegeben haben. Sie reichen von Eschborn über Osnabrück bis hin zu den Bühnen der Stadt Köln. Diese Gelder der öffentlichen Körperschaften sind schließlich die Steuern und Gebühren, die von Bürgerinnen und Bürgern abkassiert wurden. Die betroffenen Bürgermeister und Kämmerer, die es ihren eigenen Sparkassen zeigen wollten und das Geld ihrer Bürger bei Greensill deponierten, stehen jetzt ohne höhere Zinsgewinne und insbesondere mit hohen Verlusten da.
Unverantwortliches Finanzabenteuer
In den meisten Anlageverordnungen kommunaler Körperschaften war die Pflicht festgelegt, Guthaben risikolos anzulegen. Dagegen ist offenbar von zinsgierigen Verwaltungsleuten verstoßen worden. Ohnehin gilt seit einigen Jahren schon, dass Anlagen von Kommunen bei Privatbanken nicht durch den Einlagensicherungsfonds geschützt werden. Gier, Dummheit und Verantwortungslosigkeit rangierten bei der Wahl der Greensill Bank vor Sorgfalt und Fachkenntnis. Bei manchen Kommunalbeamten wird dieses Finanzabenteuer Konsequenzen haben. Sie mussten nämlich wissen, dass schon seit dem Oktober 2017 ihre Geldanlagen bei Greensill nicht mehr einlagengesichert waren und deshalb sehr fahrlässig handelten, weil sie sich von dem Zinsangebot blenden ließen. Nach diesem Desaster sollten alle, die ihr eigenes Geld und insbesondere die als Treuhänder Bürgergelder anlegen, dem Prinzip „Trau, schau wem“ folgen. Gespannt werden nun viele darauf warten, wie die gierigen Leute aus den öffentlichen Körperschaften in Regress für den monetären Ausflug zur Greensill Bank in Bremen genommen werden.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Bruno /Germany, Pixabay License