Englands Premierminister Johnson verkündete das neue Paradies, in dem sich seine Landsleute nach dem Brexit wiederfinden würden. Doch mehr und mehr wird klar, dass sich die Engländer auf eine Höllenfahrt begeben mussten. In vielen Bereichen herrscht ein totales Chaos, in manchen droht der Kollaps. Die Britische Handelskammer traf den Nagel auf den Kopf, als sie gerade feststellte: Der Brexit ist wie eine Zwiebel. Je mehr Schichten man abpellt, um so mehr muss man weinen.“ Das Desaster droht in der nächsten Zeit noch größer zu werden als bisher schon.
Im Dschungel der Zollformalitäten
Großbritanniens Unternehmen verzweifeln an den Zollformalitäten inzwischen genauso wie ihre deutschen Geschäftspartner. Manche Logistikfirmen haben bereits einige Tage lang Transporte aus Deutschland und anderen EU-Staaten über den Ärmelkanal eingestellt. Die Anmeldungen beim Zoll haben immer wieder zum größten Rückstau der Lastkraftwagen geführt. Die Exportanforderungen sind kompliziert, die Registrierung für die Einfuhrumsatzsteuer ein Buch mit sieben Siegeln. Noch im letzten Jahr wurden britische Waren im Wert von fast 36 Mrd. Euro nach Deutschland exportiert und deutsche Güter für rund 62 Mrd. Euro nach Großbritannien geliefert. Das Außenhandelsvolumen dürfte 2021 zurückgehen, denn vielen Firmen wird es einfach zu kompliziert und aufwändig, das Geschäft mit England noch zu betreiben.
EU-Restriktionen gegen britische Muscheln
Aus der „heiligsten Branche“ der Insel werden die Klagen immer lauter: Die englischen Fischer von Meeresfrüchten und Austern drängen die Regierung Johnson zu Vergeltungsmaßnahmen gegen die EU. Sei dem Brexit gilt nämlich ein EU-Verbot für britische Exporte von Austern, Jakobs- und Venusmuscheln, die aus B-Gewässern stammen; diese Gewässer haben eine geringere Fließgeschwindigkeit und Wasserqualität. Seitens der EU wird das Verbot mit dem Hinweis auf die Gesundheitsregeln begründet. Ohnehin wird Großbritanniens Fischerei jetzt von der EU wie jedes andere Drittland behandelt.
Wasserkrieg gegen die EU
Den betroffenen britischen Fischern droht dadurch jedoch der Ruin. Bislang hatten sie weit über 90 % ihrer Muscheln an Kunden in der EU verkauft. Insgesamt betrug ihr Umsatz gerade einmal 15 Mio. Pfund. Doch nun, da die Existenz dieser Fischer bedroht ist, will die Regierung in London mit staatlicher Unterstützung helfen: 23 Mio. Pfund sind den Fischern versprochen worden, um die Brexit- und Covid-Folgen zu mildern. Außerdem droht die englische Regierung der EU mit Importrestriktionen oder gar mit einem Einfuhrverbot bestimmter Waren vom Kontinent. Es ist bereits von einem „Wasserkrieg“ die Rede, weil in London überlegt wird, den Import von Mineralwasser aus EU-Staaten zu stoppen. Ebenso werden andere Einfuhrbeschränkungen als Vergeltungsmaßnahmen geprüft, wie etwa auch das Abkommen über Importe von Saatkartoffeln zu stoppen. Die Brexit-Schlachten werden in der nächsten Zeit gewiss noch zu manchen absurden Scharmützeln führen. Am Ende wird es dabei jedoch keine Gewinner, sondern nur Verlierer geben.
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Habib und Farage haben 2008 für alle diese Importstopps gestimmt, zusammen mit den anderen UK-Parlamentsmitgliedern der EU die keine Brexiteers waren.
Die Überraschung ist nur gespielt.