Der frühere SPD- Vorsitzende Sigmar Gabriel hat sich zur Pandemie geäußert. Er sagte: „Was mich am meisten ärgert: Wir behandeln die Pandemie mit den Mitteln des Mittelalters. Bei der Pest wurden die Menschen auch nur weggesperrt.“
Wie war das damals? Nachdem im 14. Jahrhundert die Pest in Europa ausgebrochen war, starb binnen weniger Jahre ein Drittel der Menschen in den betroffenen Landstrichen. Die erste Reaktion auf diese Pandemie war: Flucht in Gebiete, die als „Pest frei“ galten. Dazu passte, dass die Stadttore verschlossen wurden, um jeden aus der Stadt zu halten, der aus ungesicherter Gegend kam. Die Pest folgte damals den Handelswegen. Die zweite Reaktion war leider oft genug: Suche nach einem Sündenbock – daraus resultierten im damaligen römischen Reich deutscher Nation und in Frankreich, während die Pest grassierte, entsetzliche Pogrome an der jüdischen Bevölkerung.
Und dann wurde isoliert – bis hin zum Einmauern in den eigenen vier Wänden; oder Kranke wurden auf andere Weise isoliert. Man kann das in Venedig heute noch nachempfunden: „Während das sogenannte Lazzaretto Vecchio 1423 auf einer abgelegenen Insel unweit des Lido eingerichtet wird, auf die man die dem Tode geweihten Kranken bringt, dient das etwas später, 1468 aufgebaute Lazzaretto Nuovo an der Zufahrt nach Venedig vorwiegend als Quarantäne-Station.“ Und: „Wir haben eine große Zahl von Pesttoten gefunden, die in Schichten übereinander gebettet sind. Es gibt viele Schichten, und das lässt auf ein Massengrab mit Tausenden Toten der Pestwellen von 1576 und 1630 schließen“ – so der Repräsentant eines Vereins, der sich um die mittelalterlichen Pest-Bedingungen kümmert, Gerolamo Fazzini. Ein Vergleich mit dem Mittalter taugt nicht. Mein privater Eindruck aus Besuchen eines Alten-und Pflegeheimes während der vergangenen Monate ist: Es wird ausnahmslos getestet, es herrscht Sorgfalt, Kümmern wird groß geschrieben. Isolation 2021. So möge sich jeder und jede um das kümmern, von dem er etwas versteht. Ansonsten gilt: Lieber mal die Klappe halten.
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