Sollte dem geneigten Leser der Name Jeff Bezos noch nicht untergekommen sein, so könnte sich das ändern, wenn der Chef von Amazon die Führung des Unternehmens tatsächlich abgibt und zum reichsten US-Amerikaner aufsteigt. Er hätte sein Geld vor allem mit einem Rückfall in die kapitalistische Steinzeit erreicht: Hungerlöhne für die Arbeitnehmer und als Kernaufgabe seines Unternehmens Amazon das Credo Profitmaximierung.
Amazon geht es also um Profitmaximierung ohne Einschränkung. Beides macht zugleich reich und hässlich. Bezos, so wird in US-Medien berichtet, habe sein Privatvermögen innerhalb von fünf Jahren jährlich um 34 Prozent gesteigert. Eine Kurve, die zudem seit Ausbruch der Pandemie weiter steil nach oben weist, so dass Jeff Bezos 2026 der erste Billionär der USA werden könnte.
Dies erreicht er vor allem durch Abstützung der Ausbeutung seiner Arbeitnehmer, die in den USA weitgehend ohne Arbeitsschutz in seinen Warenlagern schuften, und selbst dann zur Arbeit erscheinen müssen, wenn sie krank sind. Unfälle von Arbeitnehmern werden vertuscht, und das Klima bei Amazon heute ist vergleichbar mit der Lage der Industrialisierung zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Verbot, sich gewerkschaftlich zu organisieren und Betriebsräte zu wählen gehört dazu ebenfalls ins Bild, wie die trickreiche Weigerung von Amazon, Steuern zu zahlen, und von allen „A“-Sozialen Medien gleichermaßen erfolgreich betrieben.
Die EU jedenfalls wäre gut beraten, nichts zuzulassen, was dazu beitrüge, die unter Trump in den USA sichtbare Erosion von Arbeitnehmerrechten auch nach Europa zu tragen. Die Überwindung der tiefen sozialen Spaltung in der amerikanischen Gesellschaft, kann US- Präsident Biden nur gelingen, wenn er eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte durchsetzt. Es könnte also zu einem transatlantischen Thema taugen das auch der linke Flügel der Demokraten in den USA braucht. Ein solcher Gleichklang könnte der SPD im Superwahljahr 2021 in Deutschland helfen, aus derzeit 16 Prozent in den Umfragen aufzusteigen und im Wahlkampf einen Führungsanspruch im Bund glaubhaft zu machen. Amazon ein Wahlkampfthema? Jedenfalls wichtiger als den Wahlkampf von Corona und kleinkarierter Kritik an Impfplänen beherrschen zu lassen.
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