„Informierte Kreise“ führen Journalisten und Journalistinnen in ihre Texte ein, wenn sie keine anständige Quelle für Aussage oder Behauptung haben. Es gibt ferner Gelegenheiten, die für den Berichtenden so brisant sind, dass solch „informierte Kreise“ eingeführt werden. Aber ganz, ganz, ganz selten. Schließlich gibt’s diese Kreise mit Ankündigungen („Zentralbank erhöht Zins“); dabei weiß jeder dann, dass es unmittelbar danach Bestätigung oder das Dementi gibt. In Demokratien mit freier Presse sind die „informierten Kreise“ heute eher antiquierter Brauch beziehungsweise Lachnummern.
Umso bemerkenswerter war ein Text im Bonner General-Anzeiger vom Dienstag im Politikteil /Seite 5 aus der Feder der online Redakteurin Kirsten Bialdiga, die nach Stationen bei VWD und der SZ in der Regionalredaktion der Rheinischen Post gelandet ist.
Auf einem zwei-Spaltentext mit rund 70 Zeilen beschreibt Frau Bialdiga einen Konflikt zwischen dem SPD-Landesvorsitzenden Sebastian Hartmann und dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, Thomas Kutschaty.
Auffällig ist, dass die Redakteurin gleich sechs Mal in diesem Zweispalter unterhalb des Bruchs ihre Quellen verschleiert:
- Wie aus informierten Quellen verlautete;
- Nach dem Willen führender Parteikollegen;
- Hieß es in Fraktionskreisen;
- Wie aus Parteikreisen verlautete;
- Auch intern habe er…. hieß es.
- Es gebe auch „Stimmen in der Partei“, die …
Jede dieser Quellenangaben hängt wie ein schlecht eingeschlagener Nagel über einer „Info“ bezogen auf Hartmann; und fünf von sechs mit einem negativen Beigeschmack.
Hinzu kommen Sachfehler wie die Behauptung, der Bornheimer Hartmann gehöre dem „Unterbezirk Mittelrhein“ an.
Die SPD besteht nicht aus proud boys, sie hat keinen „schwarzen Block“, sie besteht im Wesentlichen aus diskursiven Leuten. Nebenbei bemerkt: Viele überschätzen sich. Das schlimmste, was einer Journalistin passieren kann, das ist eine unfreundliche Parteiäußerung. Und das ist Berufsrisiko.
Warum also diese Quellen-Maskerade? Offenkundig wurde da jemand so informiert, dass Hartmann schlecht wegkommen sollte. Hat ja dann auch geklappt. Fair geht anders!
Im wunderschönen Lied „Hero“ der Gruppe Family of the Year wird gesungen:
„You’re a masquerade
„I don’t wanna be a part of your parade…“ Das passt!
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