Auf dem Pfad in Richtung Energiewende ereignen sich zahlreiche Verirrungen. Der anvisierte Ausstieg aus der Kernenergie sowie aus der Stein- und Braunkohle kostet viele Milliarden Euro. Der Umstieg auf Gaskraftwerke gestaltet sich schwierig und wird zwar weniger CO2-Emissionen, dafür jedoch mehr Methan-Belastungen für die Atmosphäre bescheren. Die Politik setzt mehr denn je auf den elektrischen Strom für die Unternehmen und privaten Haushalte. Ganze Branchen müssen sich völlig umstellen. Der Strompreis steigt weiter an; ob die Versorgung mit Elektrizität mittel- und langfristig gesichert werden kann, ist fraglich. Denn Wind und Sonne sind sehr unzuverlässige Energiequellen; zudem fehlt es in unserem Land an Speichern und Stromtrassen. Hohe Milliardenbeträge müssen dafür noch investiert werden, um allen deutschen Regionen eine stets sichere Versorgung zu garantieren.
Mit Technologieoffenheit zu besten Lösungen
Hinzu kommen weitere Milliarden, mit denen aus den öffentlichen Haushalten die Transformationen im Wirtschaftssektor subventioniert werden müssen. Das beste Beispiel dafür sind die staatlichen Prämien, die für den Kauf eines Elektro-Autos bezahlt werden. Bei der Kreislauf-Analyse von E-Autos stellen Experten fest, dass diese Fahrzeuge keineswegs das Optimum für die Klimaneutralität erreichen. Was die Politik hier – gemeinsam mit einigen Unternehmen – vorgibt und fördert, hat nichts mit der stets geforderten Technologieoffenheit für beste Lösungen zu tun. Zudem ist die Reichweite bei den meisten E-PKW’s arg begrenzt und es fehlen viele Ladestationen, für deren Installation nach weiteren Geldern aus der Staatskasse gerufen wird. Wie so oft kann sich die einseitige Ausrichtung auf eine Technologie mittel- und langfristig als Fehlentscheidung erweisen.
E-Mobilität: Ein Flop?
Seit langem gibt es jedoch Alternativen zur E-Mobilität, mit denen die Klimaneutralität mindestens so gut oder sogar besser zu erreichen wäre. Das gilt für den gesamten Verkehrssektor – für PKW’s, LKW’s; Flugzeuge, Schiffe und Traktoren. Mit grünen Wasserstoffen, den sogenannten E-Fuels könnte das Ziel „Klimaneutrale Mobilität“ zum einen schneller, zum anderen kostengünstiger erreicht werden. Dafür müssten auch nicht die Automobilindustrie mit ihren vielen Zulieferern total umgebaut, nicht eine völlig neue Ladeinfrastruktur geschaffen und die Entsorgung von Batterien gesichert werden.
Synthetische Kraftstoffe für Verkehr und Wärme
Mit der Renewable Energy Directive (RED II) rückt auch die EU den Blick auf synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) erstmals in den Vordergrund. Durch die Erkenntnis aus der RED I, dass Biokraftstoffe aus dem Agrarsektor – „Teller und Tank-Diskussion“ – nicht die Lösung sein können, werden jetzt neben den Bioreststoffen auch Strom aus Erneuerbaren Energien für den direkten Verkehr (Bahnstrom) und E-Fuels aus grünem Strom mit in die Quote einbezogen. Noch fehlen die delegierten Rechtsakte für die Einzelheiten aber im kommenden Jahr wird es auch für E-Fuels die Rechtssicherheit geben, denn ohne diese Kraftstoffe sind die von der EU vorgesehenen Ziele der RED II kaum zu erreichen; sie sieht nämlich vor, bis zum Jahre 2030 mindestens einen Anteil von 14% im Verkehrsbereich und 32 % erneuerbarer Energien insgesamt zu erzielen.
Die Vorteile der E-Fuels sind vielfältig: Vor allem könnten die bisherigen Fahrzeuge weiterhin genutzt werden. Die vorhandene Infrastruktur mit den Tankstellen wäre forthin geeignet. Der Klimaschutz würde optimal erreicht. E-Fuels sind kostengünstig zu produzieren, lassen sich gut speichern und einfach transportieren. Ihr Einsatz garantiert schließlich eine hohe Versorgungssicherheit. Vieles, ja fast alles spricht also für die Nutzung von Klimaneutralen flüssigen synthetischen Kraftstoffen. Zudem könnten E-Fuels insbesondere auch als Brennstoff für Heizungen in vielen Millionen Häusern das Heizöl ersetzen; damit wäre der CO2-Ausstoß im Wärmemarkt einfach zu lösen. In der Politik setzen der Bund und die Länder seit kurzem auf die Wasserstoff-Technologie. Dieses Umdenken weist auf jeden Fall in die richtige Richtung. In den Programmen des Bundes und der EU sind hohe Milliarden-Beträge eingeplant, um die Produktion und den Einsatz von Wasserstoff – sogar in der Stahlerzeugung – voranzutreiben. Damit sollte auch der Weg für die E-Fuels geebnet werden, denn weder grüner Wasserstoff noch E-Fuels sind derzeit wirtschaftlich darstellbar. Die politischen Weichen müssen deshalb so schnell wie möglich in diese Richtung gestellt werden. Ein verfrühtes Verbot von „Verbrennern“ wäre eine eklatante Fehlentscheidung, der verstärkte Einsatz von E-Fuels die ausgewogenste Lösung.
Bildquelle: Dr. Artur Braun (Arturbraun), CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Hätte ich nicht gedacht, dass ich Ihnen einmal auf ganzer Linie zustimmen würde.
Wahrscheinlich kommen daraufhin wieder die üblichen, geringqualifizierten Kommentare, wonach Wasserstoff und Synfuels sich wegen der Umwandlungsverluste nicht lohnten.
Solche Leser seien vorbeugend darauf hingewiesen, dass der Strombedarf sich im Rahmen der Dekarbonisierung der gesamten Energieversorgung abseits des Verkehrs bis 2050 lt. Umweltbundesamt mindestens verfünffachen wird. So viel Ökostrom kann man nicht im eigenen Lande produzieren. Europa wird also auch in Zukunft große Mengen chemisch gebundener Energie importieren -gewonnen aus regenerativen Quellen in sonnenreicheren Ländern.
Das wird auch dann geschehen, wenn die EU-Kommission am Irrweg der Elektromobilität festhalten sollte.