Endlich hat Franziska Giffey die Auseinandersetzungen um ihren Doktor-Titel beendet. Sie gab den Titel von sich aus ab, will künftig nicht mehr mit „Frau Doktor Giffey“ angeredet oder angeschrieben werden.
Den schier endlosen Streit darum, ob sie beim Abfassen ihrer Doktorarbeit seinerzeit geschummelt und Passagen irgendwo aus fremden Vorlagen geklaut hatte, hat die Bundesfamilienministerin von sich aus beendet. Gut so, – aber leider viel zu spät.
Verglichen mit dem nicht allzu üppigen Personalangebot ihrer Partei war und ist Franziska Giffey geradezu eine Lichtgestalt der SPD. Als es mit Martin Schulz und Andrea Nahles nun wirklich nicht mehr weiterging und die deutsche Sozialdemokratie immer tiefer in den Keller der Demoskopie rauschte, hätte eine Franziska Giffey den freien Fall stoppen und die Genossen aus dem Stimmungs- und Stimmentief führen können. Diese Behauptung sei im Rückblick gewagt. Der Gegenbeweis kann ohnehin nicht mehr angetreten werden.
Im Juni vergangenen Jahres nährte Franziska Giffey mit beeindruckenden Interviews und Fernsehauftritten die Hoffnung, dass sie den SPD-Vorsitz anstreben würde. Was Sie beispielsweise damals in der Süddeutschen Zeitung zum Besten gab, konnte man sogar als Bewerbung verstehen, denn es las sich wie eine Stellenausschreibung, die perfekt auf Franziska Giffey passte: : Die SPD leide (auch) an einer mangelhaften Darstellung der eigenen Leistungen. Und dann wörtlich: „Es ist extrem wichtig, dass im Vorsitz jemand ist, der Bauch und Herz erreicht. Auch den Kopf, natürlich, Sympathie alleine reicht nicht. Aber das Gefühl vermitteln: Ich bin bei euch, ich verstehe euch, ich habe keine Scheu hinzugehen, ich rede gerne mit euch – das ist total wichtig.“
Wenn man dieses Zitat wieder und wieder liest, wenn man sich viele öffentliche Auftritte der zupackenden, fröhlichen und effektiven SPD-Politikerin vor Augen hält, kann man ins Schwärmen geraten. Die Genossin Giffey allein hätte für den SPD-Vorsitz gereicht. Diese Schnapsidee und verschrobene Albernheit mit der Doppelspitze – schlechte Kopie der Grünen-Führung – wäre den Sozialdemokren erspart geblieben. Eine SPD-Vorsitzende Giffey hätte ihrer Partei Strahlkraft geben können. Stattdessen verbreitet das jetzige Führungs-Tandem Walter-Borjans und Saskia Esken bestenfalls Dämmerlicht. Und in diesem Dämmerlicht stechen die guten Leistungen der sozialdemokratischen Minister*innen nicht so hervor, wie es für Wahlerfolge nötig wäre. Doch wegen der Plagiatsvorwürfe gegen ihre Doktorarbeit wollte Franziska Giffey nicht für den SPD-Vorsitz antreten. Jetzt will sie Bürgermeisterin von Berlin werden. So hat sie sich, vor allem aber ihrer Partei eine ganz, ganz große Chance genommen, weil sie ihren politisch ohnehin überflüssigen Titel zu spät abgab – die ehemalige Frau Doktor Giffey.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Björn Eichenauer, Pixabay License