Amerika wählt seit Tagen, in wenigen Stunden wissen wir mehr. Wer die vier Jahre der Präsidentschaft von Trump in Deutschland, oder sagen wir besser von außerhalb von Amerika beobachtet hat, der hoffte früh, dass es bald zu Ende gehen möge mit einem Präsidenten, den man als Lügner bezeichnen darf, als Maulhelden, als rücksichtslos gegenüber Schwachen und Minderheiten, als Rüpel, als einen Mann mit schlechten Manieren, als einen Präsidenten, der die Wahlniederlage fürchtet, weil er anschließend vor Gericht landen und verurteilt werden könnte, wenn einer Frau Recht gegeben wird, die seit Jahr und Tag behauptet, er, Trump, habe sie vor vielen Jahren vergewaltigt. Diese Frau will ihn verklagen, andere Prozesse stehen ebenfalls an, sollte dieser Donald Trump nach einer Wahl-Niederlage seine Immunität verlieren. Trump, so behauptet es der US-Historiker Timothy Snyder in einem Interview mit T-Online, „schuldet der Deutschen Bank mehr als 400.000.000 Dollar, die er nicht hat.“ Er wäre ein armer Mann.
Ich habe gestern Abend die Sendung „hart, aber fair“ angeschaut und dabei den Bericht von Ingo Zamperoni gesehen, dessen Begegnungen mit seiner amerikanischen Familie, bin seinen Einlassungen und denen seiner Frau und seines Schwiegervaters gefolgt, der trotz allem die Republikaner wähle, wie er gesagt hat. Auf eine nähere Bewertung von Trump ließ er sich nicht ein. Später hörte ich die Verteidigung dieses Präsidenten durch einen Anhängern namens Weinberg. Und konnte es kaum glauben, was dieser Mann von sich gab und wie er seinen Präsidenten in Schutz nahm. Vielleicht ist es ein Fehler, dass man Trump von Deutschland aus betrachtet und bewertet. Andererseits macht es für mich keinen Unterschied, jemanden einen Lügner zu nennen, wenn er nicht die Wahrheit sagt, einen Rüpel, wenn er sich schlecht benimmt, einen Egoisten, wenn er nur an sich denkt. Trump, das wird in vielen Berichten über die USA immer wieder deutlich, hat Amerika gespalten, mehr noch, er hat die Differenzen vergrößert, er hat sich nie die Mühe gemacht, dieses Land zu einen.
Der Präsident der USA, der Führer der westlichen Welt, der Werte-Welt, die für Demokratie steht, Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz. Was sagt man nicht alles, wenn man darüber redet. Nichts davon wird von einem wie Trump präsentiert. Wer ihm zugeschaut hat in all den Jahren, wenn er im Fernsehen gezeigt wurde, die Dekrete, die er unterschrieben hatte, den Zuschauern stolz zeigte, wer ihm je zugehört hat mit seiner abstoßenden Sprache und der dazu gehörenden Mimik, konnte ihm nicht folgen. Das ist für mich kein Demokrat, man muss sich im Grunde vor einem solchen Politiker fürchten, weil er nicht zurechnungsfähig ist, wie ihn der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Kornblum, beurteilt hat. Ein Mann ist, dem man zu vieles zutraut, und das ist nicht positiv gemeint. Ein US-Präsident nicht zurechnungsfähig, der mächtigste Mann der Welt, der Präsident des mächtigsten Mannes auf Erden, welch Deformation eines Landes wie Amerika, das mal für Freiheit stand. Und jetzt?
America first, lautete sein Slogan gleich zu Beginn. America first, dröhnte es immer wieder über den Teich, wenn Trump ins Mikrophon röhrte. Ich. Ich. Ich. Das ist Trump, aber das hat doch Amerika über die Jahrhunderte nicht ausgezeichnet. Der Mann versucht die westliche Welt zu spalten, er stichelt ununterbrochen gegen Deutschland und unsere Kanzlerin Angela Merkel, von deren Führungskünsten er lernen könnte, dieser Maulheld, der sich über alle Corona-Warnungen hinweggesetzt hat und in Kauf genommen hat durch diese ignorante Politik des Sich-Nicht-Kümmerns um die Pandemie und die vielen Opfer, dass über 200000 Menschen in Zusammenhang mit Corona in den USA gestorben sind. Auch das ist Trump, auch das ist seine Bilanz. Make America great again, lautete ein weiterer Slogan. Great again, dazu gehörte die Aufkündigung von Abkommen, das Verlassen der WHO mitten in der Corona-Pandemie, was zu seiner Ignoranz passt, eine Steuerreform, die die Reichen noch reicher gemacht hat. Dass er das Pariser Klimaabkommen aufgekündigt hat, sei hier noch erwähnt. Klimafragen interessieren diesen Präsidenten nicht. Dass er ein Jobwunder schaffen wollte, ist das eine, die Wahrheit aber ist, dass es heute immer noch fast vier Millionen Jobs weniger gibt in den USA als zu Beginn der Amtszeit Trumps.
Biden führt, aber wer siegt, so die Überschrift auf der Titelseite der „Süddeutschen Zeitung“. Der Demokrat Biden liegt seit Wochen in Umfragen vorn, wie das Blatt in der Unterzeile kurz anreißt, doch am Ende werden einige wenige Bundesstaaten entscheiden, ob Biden Trump ablösen wird. Vor vier Jahren war es ähnlich, Hillary Clinton lag vorn, sie hatte sogar am Ende die meisten Stimmen, aber das Wahlrecht in den vielen Bundesstaaten ist anders als in Deutschland. Bei der Wahl werden die Wahlleute gewählt, die wiederum den Präsidenten wählen. 270 Wahlfrauen und -männer braucht Biden, um den Amtsinhaber ablösen zu können. Pennsylvania ist entscheidend, Florida auch, in Texas, eigentlich Trump-Land, beschreiben Experten die Stimmungslage als unentschieden.
Albtraum Amerika? Es wird darüber spekuliert, dass Trump ein knappes Wahlergebnis zu seinen Ungunsten nicht akzeptieren werde. Dass es Unruhen geben könnte. Dass er sich frühzeitig, besser vorzeitig zum Sieger ausrufen könnte, quasi vor Auszählen der Millionen Briefwahlstimmen. Ja, wo leben wir denn? Im Wilden Westen? Es sind Bilder zu sehen, wo sich die Geschäftsleute verbarrikadieren, ihre Schaufenster mit Brettern zunageln, wie sie das tun, wenn ein Hurrikan im Anflug ist. Doch hier geht es doch um Politik, eine Wahl, nicht um eine Natur- Katastrophe, was aber von Trump und Co an die Wand gemalt wird, weil man den Sozialismus fürchtet. Was immer das inhaltlich bedeutet. Gestern im Film zeigte man Bilder, da wurde der liebe Gott angerufen, um Trump zum Sieg zu verhelfen. Sind wir eigentlich im Jahre 2020 oder im Mittelalter? Ich bin mir nicht mehr sicher angesichts dieser Szenen im Fernsehen, es fehlte nur noch die Teufelsaustreibung.
Nein, es ist nicht vergleichbar mit unserer Republik, die zugegeben viel kleiner ist als das riesige Amerika, aber auch berechenbarer, demokratischer und gerechter trotz mancher Populisten, die aber hier nur eine Rolle am Rande spielen. Drüben befürchten sie Gewalt, vor allem dann, wenn der amtierende Präsident eine mögliche Gewaltbereitschaft noch schüren würde. Dazu noch ein Zitat aus der SZ, von ihrem Amerika-Korrespondenten aufgeschrieben. „Ob es in den USA zu Gewaltausbrüchen kommt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie Donald Trump sich in den Tagen nach der Wahl verhält“. Der SZ-Korrespondent zitiert Extremismus-Experten der Washingtoner Denkfabrik Brookings Institution. „Er hat es in der Hand, die Spaltung im Land zu verschärfen oder zu vergrößern. Wenn Gewalt ausbricht, muss der Präsident sie scharf verurteilen, selbst wenn er die Wahl verloren hat. Leider lässt sein bisheriges Verhalten darauf schließen, dass er die Dinge eher schlimmer machen könnte, nicht besser.“
Wann das Ergebnis feststeht, ist schwer zu sagen. Die letzten Stimmen werden In Hawaii abgegeben. Die Auszählung kann auch wegen der vielen Millionen Briefwähler länger dauern. Ein klares Ergebnis könnte schon am Morgen des 4. November vorliegen. Wenn es eng wird, braucht es mehr Zeit. Bis zum 8. Dezember kann das Ergebnis vor Gericht angefochten werden. Am 3. Januar konstituiert sich der neue Kongreß, der drei Tage später die Stimmen der Wahlleute auszählt. Erst damit ist der neue Präsident verfassungsgemäß gewählt. Am 20. Januar erfolgt die Amtsübergabe, um 12 Uhr mittags. Wer will, darf hier an High Noon erinnern. Aber das war ein berühmter Western mit Gary Cooper und -Grace Kelly aus dem Jahr 1952.
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