Spargel gilt als die „Königin des Gemüses“. Er ist hierzulande sehr beliebt. In der zeitlich recht begrenzten Saison kommt er in verschiedenen Gerichten reichlich auf den Tisch. Längst haben wir uns daran gewöhnt: Deutsche essen, Ausländer stechen die weißen Stangen.
Nicht wenige Gemüsebauern haben seit Jahren auf die Sonderkultur gesetzt und ihre Felder mit Spargel bestellt. Doch bei der Ernte stehen sie vor großen Problemen. Deutsche Helfer sind immer schwerer zu finden. Das Spargelstechen erfordert anstrengendes Bücken und geschicktes Umgehen mit dem Messer. Nicht wenige aus deutschen Landen, die es für kurze Zeit auf den Feldern versucht haben, werfen schnell mit dem Hinweis hin: „Wir haben Rücken!“
Spargel, Erdbeeren, Kirschen: Nur mit Helfern aus dem Ausland
So bleibt den Anbaubetrieben nur der Ausweg, deutschen Spargel von Saisonarbeitern aus dem Ausland stechen zu lassen. Sogar in der aktuellen Corona-Krise wurden Sonderflüge aus osteuropäischen Staaten organisiert, um für zwei bis drei Monate Spargelstecher zu „importieren“. Manche sollen dann auch noch bei der Ernte von Erdbeeren und Kirschen helfen. Die Versuche der Landwirte und Arbeitsagenturen, deutsche Arbeitskräfte als Erntehelfer zu rekrutieren, fielen selbst in diesem Jahr, da viele Millionen in Kurzarbeit und rund 3 Millionen arbeitslos sind, nicht sehr befriedigend aus.
Mit Mini-Löhnen in die Pleite
Gewiss schätzen zahlreiche Obst- und Gemüsebauern deshalb die Saisonhelfer aus dem osteuropäischen Ausland, denn ohne sie gäbe es keine Ernte, kein ausreichendes Angebot und keine kassenwirksamen Erträge für die Früchte des Feldes. Umso mehr schrecken in diesen Tagen die Vorgänge in einem Spargelanbaubetrieb im Rheinland auf. Hier haben Erntehelfer aus Rumänien einige Wochen lang gearbeitet, doch ihr Lohn wird nun kaum für das Rückreisebillet reichen.
Ein Helfer hat jetzt die Karten offengelegt: seine Arbeit im Monat Mai sollte mit 571 € vergütet werden. Davon sollen ihm jedoch 127 € für Verpflegung, 93 € für Unterkunft und 100 € für seinen Flug nach Deutschland abgezogen werden. Per Saldo macht das 251 € aus, die unter’m Strich bleiben. Da er jedoch für seinen Aufenthalt in Deutschland schon einen Vorschuss von 250 € erhalten hat, reduziert sich der Saldo auf gerade noch 1 €; der Arbeitgeber hat diesen Endbetrag auf 5 € aufgerundet.
Für die Heimreise nach Rumänien wird dies gewiss nicht reichen; vielmehr muss dieser Erntehelfer, dessen Kollegen und Kolleginnen es oft genug ähnlich ergeht, das rumänische Konsulat oder eine deutsche Behörde um finanzielle Hilfe bitten. Der früher sehr bekannte Spargelhof im rheinischen Vorgebirge hat jüngst Insolvenz beantragen müssen. Für die fleißigen Erntehelferinnen und -helfer bleiben schlussendlich ganz bittere Früchte als Lohn für ihre Arbeit. Das Beispiel wird andere davon abschrecken, sich noch einmal bei deutschen Betrieben als Billiglöhner für eine Saison zu verdingen. Selbst Julia Klöckner, die als zuständige Ministerin mit einer Engelszunge Helfer anzuwerben versucht, könnte als Gemüse- und Obstkönigin immer weniger ausländische Hilfen in deutsche Lande locken. Früchte des Zorns sind nicht sehr attraktiv.
Bildquelle: Pixabay, Bild von Andreas Lischka, Pixabay License