Über die Binsenweisheit, dass das Fußballspiel kein Halmaspiel ist, gibt es keine zwei Meinungen, es ist eben eine Binsenwahrheit. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Körperkontakt und robuster körperlicher Einsatz für ein Fußballspiel typisch sind; das entspricht nicht nur den Regeln, sondern kann für den Ausgang eines Spieles eine ganz entscheidende Rolle spielen, ist also wichtig und damit gewollt und macht die fußballerische Würze eines Spieles aus.
Umso unverständlicher, nein ärgerlicher ist eine Aussage bei der Kommentierung von Strafstößen, die sich seit geraumer Zeit vor allem bei Moderatoren, Reportern oder Teilnehmern an entsprechenden Gesprächsrunden, z.B. beim Fußball-Doppelpass von Sport1, großer Beliebtheit erfreut: „Da unten war eine Berührung!“
Typisches Beispiel: Im Spiel Holstein Kiel gegen TSV 1860 München der diesjährigen ersten Pokalrunde wurde in der 81. Minute ein auf den ersten und sogar zweiten Blick umstrittener Strafstoß für 1860 München gepfiffen. Der Sky-Reporter glaubte, die seiner Meinung nach richtige Entscheidung des Schiris mit der Bemerkung : „Da unten war eine Berührung!“ untermauern zu können.
Nun ist es oft schon zweifelhaft, ob überhaupt eine Berührung stattgefunden hat. Aber selbst wenn: dass eine Berührung Anlass genug für einen Elfmeter sein soll, widerspricht dem oben geschilderten Geist eines Fußballspiels. Ist es ein Foul, dann kann, sollte man es auch so benennen und nicht mit der Einstufung als „Berührung“ verharmlosen, verniedlichen.
Diese Berührungen sind, wenn man sie isoliert betrachtet und bewertet, in aller Regel harmlos und weit entfernt von einem zu ahndenden Foul, Ausnahmen werden gerne zugegeben, aber sie sind äußerst selten. Die Praxis zeigt, dass diese zur Diskussion stehenden Berührungen erst durch die anschließende 2. Phase in den Bereich eines möglichen Fouls gelangen, nämlich durch den Fall oder Sturz des Stürmers. Der Angreifer weiß genau, Sturz alleine bringt nichts, aber Berührung plus Sturz führt – leider – fast immer zu einem Strafstoß bzw. seiner Rechtfertigung. Je harmloser die Berührung oder gar nur bei Anschein einer Berührung, umso spektakulärer muss dann der Sturz sein – Herr Robben kann da sicherlich zielführende Tipps geben.
Wenn sich aber endlich mal durchsetzt, dass eine Berührung bei einem noch so überzeugenden Sturz nicht mehr ausreicht, um auf Elfmeter zu entscheiden oder ihn nachträglich zu sanktionieren, vielleicht hören die Fallübungen dann auf, wenn nicht ein wirkliches, entsprechend gravierendes Foul vorliegt. Dann müsste man sich bei dem anschließenden Sturz auch keine große Mühe mehr geben.