Der jetzt anbrechende Winter bedeutet für Millionen Geflüchteter aus dem Irak und Syrien wieder einen zusätzlichen Kampf ums Überleben. Für viele Flüchtlinge wird dies bereits der siebte Winter in Folge sein. Inzwischen leben im Nahen Osten fast 15 Millionen syrische und irakische Flüchtlinge und Binnenvertriebene. Durch die extreme Kälte, den Schnee und die schweren Regenfälle müssen sie in Zelten und Notunterkünften in Orten, wie dem Bekaa-Tal im Libanon oder in zerstörten Häusern im Nordirak und in Syrien, leben. In dieser Region gehören extreme Kältegrade zur Normalität. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) ist wegen der knappen finanziellen Mittel für die Unterstützung der Flüchtlinge in der Region sehr besorgt. Der UNHCR schätzt, dass bis zu vier Millionen Menschen extrem gefährdet sind und dringende Hilfe benötigen, um für den kommenden Winter angemessen gerüstet zu sein.
Die UNHCR-Hilfe im Nahen Osten ist angelaufen. Dazu gehört die Verteilung von Winterkleidung, Thermodecken oder Heizöfen. Daneben werden Zelte und andere Unterkünfte wärmeisoliert und repariert. Es werden Materialsets und Werkzeug verteilt, damit die Geflüchteten ihre Unterkünfte selbst reparieren und sie wind- und wetterfest machen können. In den großen Flüchtlingscamps werden Entwässerungsgräben und Kanäle gebaut. Dort, wo es aber keine großen Flüchtlingscamps gibt, wie im Libanon, muss anders geholfen werden. Statt in Camps leben die Flüchtlinge verteilt in Städten, Dörfern und außerhalb in provisorischen Elendssiedlungen. Hier plant der UNHCR die Unterstützung für knapp 900.000 syrische Flüchtlinge. Da werden dann rund 180.000 Familien versorgt, die unter der Armutsgrenze leben müssen. Hier wird die UNHCR-Bargeldhilfe als ein effektives Hilfsinstrument eingesetzt. Mit weit weniger Aufwand, als das Verteilen von Hilfsgütern, trägt die „cash assistance“ zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Flüchtlinge bei – ein wichtiger Bestandteil der UNHCR-Unterstützung.
Der Hilfsbedarf ist enorm groß. Der regionale Winter-Hilfsplan 2017/2018 des UNHCR mit über 245 Millionen US-Dollar umfasst den Bedarf der syrischen und irakischen Flüchtlinge und Binnenvertriebenen in Syrien, Irak, der Türkei, dem Libanon, Jordanien und Ägypten in der kalten Jahreszeit. Die Finanzierung des Hilfsplans ist aber bei weitem nicht gesichert. Deshalb hat die UNO-Flüchtlingshilfe, der nationale Partner des UNHCR, jetzt in Deutschland die Kampagne „Schenken Sie Schutz“ gestartet. Mit ihr soll auf die lebensbedrohliche Situation der Flüchtlinge in der Region des Nahen Ostens hinwiesen werden. Gleichzeitig soll so in der Zivilgesellschaft für die finanzielle Unterstützung der Arbeit des UNHCR geworben werden. Denn ohne eine ausreichende Hilfe stehen mit dem anbrechenden Winter viele Flüchtlingsfamilien unter dem Druck, das Überleben ihrer Familien zu sichern.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR):
Aktuell sind 10.966 UNHCR-Helfer in 130 Ländern im Einsatz für Flüchtlinge, Vertriebene und Staatenlose. Fast 90 Prozent von ihnen arbeiten in Krisengebieten, oft unter gefährlichen Bedingungen. Im Notfall kann der UNHCR Einsatzteams mobilisieren, die innerhalb von 72 Stunden bis zu 600.000 Flüchtlingen helfen können. Das UNHCR-Jahresbudget für 2017 hat mit 7,7 Milliarden US-Dollar ein Rekordhoch erreicht. Die UNO-Flüchtlingshilfe ist der nationale Partner des UNHCR in Deutschland.
Es ist ja im Prinzip nicht schlecht, das Volk zum Schutz-schenken aufzurufen. Aber wäre es nicht besser, einmal die super-Reichen aufzufordern, ein wenig ihre Portokassen zu öffnen, um damit nachhaltig regionale Winter-Hilfspläne auszustatten?