Seit Anfang vergangenen Jahres dauert inzwischen hierzulande der Kampf gegen das Corona-Virus. Lange Phasen des Lockdown lähmten das Leben, private und wirtschaftliche Aktivitäten. Nun keimt wieder etwas Optimismus auf. Mit jedem Tag, an dem die Zahl der Impfungen zunehmen, wird das Licht am Ende dieses langen Tunnels heller. Einige Lockerungen signalisieren die allmähliche Rückkehr zur Normalität, obwohl aus der Ferne immer noch Gefahren böser Virusmutanten drohen. Vorsicht ist also weiterhin geboten, Anlass zu überschäumender Euphorie besteht also nicht.
Bittere Zwischenbilanz
Dennoch kann eine erste Zwischenbilanz aufgestellt werden. Viele Menschen haben unter der Virus-Erkrankung gelitten; nicht wenige so schwer, dass sie noch einen langen Weg bis zur Gesundung benötigen. Rund 80.000 Tote sind zu beklagen: Die meisten sind einsam und allein gestorben, weil selbst die nächsten Angehörigen keinen Zugang zum Sterbebett hatten. Das Corona-Virus hat indessen nicht nur in der älteren Generation gewütet. Einige Millionen Menschen wurden in die Kurzarbeit geschickt und können nur hoffen, dass sie in der nächsten Zeit an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Noch vermag niemand exakt zu prognostizieren, wie viele Firmen letztlich in die Insolvenz gehen und den Laden schließen müssen. Im Einzelhandel, im Hotel- und Gastgewerbe, in der Messewirtschaft, im Kulturbereich und auf anderen Feldern verursachte der staatlich verordnete Lockdown enorme Flurschäden, führte zu geringen oder gar Null-Umsätzen, zum Wegschmelzen der finanziellen Reserven und zu hohen Verlusten. Trotz staatlicher Hilfen konnte das alles nicht ausgeglichen, sondern bestenfalls etwas gemildert werden.
Hart betroffen sind zudem Schüler und Studenten. Homeschooling, Formen des Hybridunterrichts und manches andere blieben nur unzulängliche Ersatzmaßnahmen für geordnete Bildung und Ausbildung. Von heute auf morgen wird das alles nicht nachzubessern und aufzuholen sein, selbst wenn nun große Kraftanstrengungen dafür gemacht wurden, um die jüngere Generation vor Corona-Spätfolgen einigermaßen zu bewahren.
Hohe Verlustvorträge
Die Schäden für die deutsche Volkswirtschaft, die von Anfang 2020 bis 2021 entstanden sind, werden sich nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft auf etwa 300 Milliarden Euro belaufen. Das sind rund 10 % unseres Bruttoinlandsprodukts, die sich als echte Wohlstandsverluste auswirken. Denn dieses große Stück des „volkswirtschaftlichen Kuchens“ kann nicht verteilt werden – weder als privates Einkommen noch als Ertrag der Unternehmen. Bei einer Staatsquote von über 40 % bedeuten die Wachstumseinbußen hohe Milliarden-Mindereinnahmen für die staatlichen Steuerkassen ebenso wie für die Beitragsaufkommen der Sozialversicherungen.
Es wird großer Anstrengungen bedürfen, um diesen Rückschlag, den Corona verursacht hat, zunächst einmal aufzuholen und danach wieder so zuzulegen, dass neue Verteilungsspielräume entstehen. Nur wenn der „Kuchen“ wieder größer wird, können auch größere Stücke verteilt werden.
Vorsicht bei Belastungen
Deshalb gilt es, alle Kräfte zu mobilisieren, um aus dem Pandemietal herauszukommen und mehr Wachstum gedeihen zu lassen. Dazu eignen sich gewiss nicht neue Belastungen der Unternehmen. Denn deren Erträge von heute sind Voraussetzung für die Investitionen und Innovationen von morgen sowie für die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Aktuelle Umfragen spiegeln einigen Optimismus in der deutschen Wirtschaft wieder. Es sollte wirtschafts- und finanzpolitisch alles Mögliche getan werden, um diesen Trend zu verstärken. Denn in der Sozialen Marktwirtschaft sind reale Entwicklungen gewiss ganz wichtig, doch die Psychologie spielt darüber hinaus eine große Rolle. Wenn die Sozialpartner positiv zusammenwirken und eine echte Seilschaft bilden, werden der Ausstieg aus dem Corona-Tief und der Weg zu neuen Wachstumsgipfeln gelingen. Nur so kann es mehr Wohlstand für alle geben.
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